Schwere Zeiten für Internet-Firmen

20.04.2000

2004 wird das weltweite Marktvolumen für E-Commerce und Business-to-Business drei bis sieben Billionen Dollar betragen, sagen die Experten voraus. Die meisten Startup-Unternehmen werden das allerdings nicht mehr erleben, denn mit ihnen geht es abwärts: Nach Schätzungen der Gartner Group werden 95 bis 98 Prozent aller reinen Internet-Firmen die kommenden zwei Jahre nicht überleben. Sie werden entweder ganz vom Markt verschwinden oder von anderen Unternehmen geschluckt werden. Nach Meinung von Experten haben diese Firmen den Wert ihrer Technologien überschätzt und ihr Barkapital zu schnell verbraucht.

Einen kleinen Vorgeschmack gab es in den vergangenen Tagen an der Börse: Vor allem die Software-Häuser, die auf das Business-to-Business-Geschäft (B2B) gesetzt haben, hat es mit Kurseinbrüchen schwer erwischt. Vorreiter des Investitionsrückzugs war die Risikokapitalgesellschaft Safeguard Scientific, die bislang vor allem in Startup-Unternehmen, die sich auf das B2B-Geschäft konzentrieren, investiert hat. Man wolle künftig doch lieber auf Infrastrukturfirmen des Internet setzten, berichtete das "Wall-Street Journal" und löste damit eine regelrechte Panik bei den Anlegern aus. Die könnte angebracht sein, denn viele der jungen Firmen haben auf Geschäftsmodelle gesetzt, die sich nicht bewährt haben, Umsatz- und Gewinnerwartungen angegeben, die als euphorisch bezeichnet werden können. Außerdem haben die Firmen die Trägheit des Marktes unterschätzt: E-Commerce hat sich noch lange nicht durchgesetzt, die Umstellung erfordert mehr Zeit. Lediglich die Automobilindustrie war dank ihrer jahrelangen EDI-Erfahrung (Elektronischer Austausch von Daten) bisher in der Lage, sich relativ schnell auf E-Commerce umzustellen. Laut Michael Fleischer, Chef der Gartner Group, werden deshalb nur die Firmen überleben, die es schaffen, klassische und Internet-basierende Geschäftsmodelle zu verbinden. (mf)

www.gartnergroup.com

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