SDX-Technologie droht das Aus: Vorstoß von Western Digital stößt auf wenig Gegenliebe

08.08.1997
MÜNCHEN: Western Digital bläst derzeit eisiger Wind ins Gesicht: Der Vorschlag des Herstellers, Festplatten mit einer zusätzlichen Schnittstelle auszurüsten, die den direkten Anschluß eines CD-ROM Laufwerks ermöglicht (siehe CP, Heft 6/97 Seite 96), wird von führenden Festplatten-Anbietern kategorisch abgelehnt. Unter der Federführung von Quantum, votieren Fujitsu, Maxtor, Seagate sowie Controller-Chip Hersteller Oak statt dessen für eine Software-Lösung.Das Knallbonbon wurde im Vorfeld der diesjährigen CeBIT gezündet: Hersteller Western Digital (WD) wagte mit SDX einen Vorstoß, für CD-ROM- und Festplattenlaufwerke einen neuen Schnittstellen-Standard zu etablieren. Die Antworten der Gegenspieler von Western Digital, diesem Vorschlag folge zu leisten, ließ auf sich warten. Doch jetzt hat sich die Riege der führenden Festplattenhersteller zu Wort gemeldet: In ungewöhnlich scharfer Form lehnen sie das nicht uneigennützige Ansinnen seitens Western Digital entschieden ab.

MÜNCHEN: Western Digital bläst derzeit eisiger Wind ins Gesicht: Der Vorschlag des Herstellers, Festplatten mit einer zusätzlichen Schnittstelle auszurüsten, die den direkten Anschluß eines CD-ROM Laufwerks ermöglicht (siehe CP, Heft 6/97 Seite 96), wird von führenden Festplatten-Anbietern kategorisch abgelehnt. Unter der Federführung von Quantum, votieren Fujitsu, Maxtor, Seagate sowie Controller-Chip Hersteller Oak statt dessen für eine Software-Lösung.Das Knallbonbon wurde im Vorfeld der diesjährigen CeBIT gezündet: Hersteller Western Digital (WD) wagte mit SDX einen Vorstoß, für CD-ROM- und Festplattenlaufwerke einen neuen Schnittstellen-Standard zu etablieren. Die Antworten der Gegenspieler von Western Digital, diesem Vorschlag folge zu leisten, ließ auf sich warten. Doch jetzt hat sich die Riege der führenden Festplattenhersteller zu Wort gemeldet: In ungewöhnlich scharfer Form lehnen sie das nicht uneigennützige Ansinnen seitens Western Digital entschieden ab.

Offene Standards statt proprietäre Schnittstellen

Die Computerindustrie orientiert sich immer stärker am Consumer Markt. Was wir jetzt am wenigsten gebrauchen können, ist ein weiteres proprietäres Interface für Festplatten", moniert Mike Chenery, Vice President bei Fujitsu. Bereits etablierten und offenen Standards soll vielmehr der Vorzug gegeben werden. "Erst vor kurzem hat sich der ATA-Bus als Industriestandard für CD-Laufwerke durchgesetzt", erläutert der Vice President für strategische Planung bei Maxtor, John Hagerman, der damit zu verstehen gibt, kein Interesse an einem neuerlichen Schnittstellen-Gerangel hat. "Für das Wohl der PC-Anwender Gemeinde ermutigen wir alle Hersteller von CD-Laufwerken, bei Bus-Systemen wie ATA oder 1394 zu bleiben", lautet seine Empfehlung. Aydin Koc, Vice President der Optical Storage Group bei Oak Technologies setzt sogar noch eins oben drauf: "Wir sind der festen Überzeugung, daß alle Marktteilnehmer nur dann gewinnen können, wenn wir an offenen Standards festhalten."

Software-Lösungen überzeugten in der Vergangenheit nicht

Im Gegensatz zu Western Digital favorisieren die genannten Unternehmen intelligente Software-Lösungen. Während der WD-Vorschlag darauf fußte, daß künftig ausschließlich mit einer SDX-Schnittstelle ausgerüstete Festplatten beziehungsweise CD-ROM Laufwerke verwendet werden könnten, kommt die Software-Lösung ohne diese aus. Dennoch bleibt das Ziel das gleiche: Die schnelle Festplatte soll Teile oder gar den gesamten Inhalt einer CD-ROM als sogenannter Cache-Buffer zwischenspeichern, Datentransfer und Zugriffsgeschwindigkeit somit erhöhen.

Dabei ist die Idee, die Leistungsfähigkeit von CD-ROM Laufwerken durch Festplatten-Caching zu erhöhen nicht neu. Entsprechende Softwarelösungen werden bereits seit Jahren weitgehend erfolglos angeboten. Die Gründe liegen in der Vielzahl unterschiedlicher CD-ROM-Anwendungen, die zum einen sehr unterschiedliche Anforderungen an Zwischenspeicher-Algorithmen stellen, zum anderen darin, daß Betriebssysteme wie Windows 95 über eigene, integrierte Caching-Systeme verfügen. Selbst das Argument, daß aufgrund der hohen, verfügbaren Festplattekapazitäten jetzt deutlich größere Cache-Speicher definiert werden können, überzeugt nicht: In ungünstigen Fällen kann es länger dauern große Cache Speicher nach bestimmten Daten zu durchsuchen, als einen direkten Zugriff auf eine langsame CD-ROM durchzuführen.

Bisher keine aktive Unterstützung von SDX-Befürwortern

Warum zerbrechen sich eigentlich Festplattenhersteller den Kopf darüber, den Zugriff auf CD-ROM Laufwerke zu beschleunigen? Der Grund ist offensichtlich: Festplatten haben inzwischen Kapazitäten erreicht, die selbst mit freundlicher Unterstützung führender Betriebssystem-Hersteller nur noch schwerlich zu füllen sind. Anlaß für die Initiative bei den Festplattenherstellern ist daher weniger das selbstlose Engagement für die Nutzer von CD-ROM-Laufwerken, denen höhere Leistungsfähigkeit in Aussicht gestellt wird, als vielmehr die argen Argumentationsnöte beim Verkauf von Massenspeichern schwindelerregend hohen Kapazitäten.

Die deutliche Ablehnung des WD-Plans durch das Gros der Festplatten-Hersteller ist nach Meinung einiger Branchenkenner auch darauf zurückzuführen, daß das Unternehmen als Hersteller von Controllern sich durch die Entwicklung neuer SDX-Festplatten Wettbewerbsvorteile gegenüber seinen Konkurrenten verschafft hätte. Ob Western Digital in der Lage sein wird, SDX im Alleingang in den Markt zu drücken, darf angezweifelt werden. Und offensichtlich lassen die von Western Digital genannten Referenzunternehmen, die - zumindest in der Vergangenheit - ihr Interesse an SDX signalisiert hatten, den Wortführer im Regen stehen. "Im Augenblick ist nicht geplant, daß wir ein Gerät mit SDX-Schnittstelle auf den Markt bringen. Wir verhalten uns neutral und beobachten den Markt", äußert sich beispielsweise Martina Gerhards, Marketing Spezialist bei der Toshiba Europe GmbH in Neuss, zurückhaltend. Kontakte zwischen Zwar bestätigt Thomas Bleicher, Vertriebsverantwortlicher bei der Teac Deutschland GmbH in Wiesbaden, daß es wohl Gespräche mit Western Digital gäbe, doch auch hier sind Unverbindlichkeiten deutlich erkennbar: "Wenn es soweit kommen sollte, können kurzfristig reagieren. Aber das obliegt Teac in Japan. Mir sind jedenfalls keine konkreten Pläne für SDX-Produkte bekannt."

Ähnlich lautet auch die Stellungnahme von Holger Kubsch, Sales Manager bei der Samsung Electronics GmbH in Schwalbach. Er glaube nicht, daß SDX in den nächsten zwei Jahren ein ernsthaftes Thema werde. "Weder in unseren Produktplänen für diese Jahr, noch in denen für nächstes Jahr, sind Festplatten- oder CD-ROM-Laufwerke mit SDX-Schnittstelle vorgesehen. Ich bin bisher weder von seiten des Fachhandels, noch von OEM-Kunden auf SDX angesprochen worden. Aber, wir sind ein koreanisches Unternehmen. Wenn sich ein Markt für SDX entwickelt, werden wir nicht zögern dabei zu sein."

"(...) Bei der Entwicklung von SDX und einem speziell für diese Technologie geeigneten Chip hat Western Digital eng mit der Sanyo Electronic Company zusammengearbeitet (...). Sanyo wird im Laufe des 2. Quartals 1997 seine ersten CD-ROM-Laufwerke mit SDX-Interface einführen (...)." So lauten die Aussagen, die in einer Presse-Information, die Western Digital Mitte Februar diesen Jahres veröffentlichte, nachzulesen sind. Überraschend fällt allerdings die Antwort der Sanyo Fisher Vertriebs GmbH auf die Frage seitens ComputerPartner aus, wann denn nun mit den ersten CD-ROM Laufwerke mit SDX-Schnittstelle zu rechnen sei. "Wir haben den Vertrieb von CD-ROM Laufwerken und anderen Computerperiherie-Produkten in Europa bereits seit längerer Zeit eingestellt", lautet die Auskunft der Münchener.

Zu guter letzt: Eine Stellungnahme zu diesem Szenario seitens Western Digital Deutschland war nicht zu bekommen. (sd/cm)n

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