SEH zieht Notbremse im OEM-Geschäft

25.04.2002
SEH tritt auf die Notbremse: Der Hersteller will seine Highspeed-Interface-Karten wieder unter eigenem Label vertreiben. Zuvor hatte das Unternehmen einen Umsatzeinbruch erlitten, weil der größte OEM-Partner Kyocera Mita neuerdings auf Hausgemachtes setzt.

Nach zweijährigem Exklusivvertrieb unter der Marke Kyocera Mita bringt der Bielefelder Netzwerkdruckspezialist SEH seine Palette an internen Highspeed-Interface-Karten für Kyocera-Mita-Drucker und Digitalkopierer jetzt wieder unter der hauseigenen Marke "Inter-Con" auf den Markt. Als offizielle Gründe für die Aufkündigung der Exklusivität nennt SEH unter anderem "die Stärkung der eigenen Marke", ein "attraktiveres Preisgefüge" sowie "mehr Kundennähe": Man erhoffe sich durch diesen Schritt in erster Linie eine deutliche Stärkung der eigenen Marke Inter-Con. Diese sei durch den hohen OEM-Anteil am SEH-Geschäft unterrepräsentiert - zurzeit werden rund 80 Prozent der SEH-Printserver unter den Markennamen der unterschiedlichen OEMPartner auf den Markt gebracht, wie das Unternehmen bestätigt.

Hauptgrund für die Entscheidung ist allerdings vor allem die Neuorientierung des größten OEM-Partners Kyocera Mita: Weil der Drucker- und Kopiererhersteller neuerdings auch auf hausgemachte Lösungen setzt, hat SEH einen deutlichen Umsatzeinbruch in diesem Bereich erlitten, wie Reinhold Clausjürgens, Marketingleiter bei SEH, bestätigt: "Wir haben den Rückgang deutlich gespürt."

Der Manager beteuert, dass man mit Kyocera Mita deshalb aber keinesfalls im Clinch liege: "Wir wollen uns in der jetzigen Situation lediglich auf einer breiteren Basis aufstellen. Daran, dass wir Kyocera Mita mit unseren Produkten beliefern, wird sich aber auch in Zukunft nichts ändern." Das bestätigt auch der Druckerhersteller. Man habe den ursprünglich bis Oktober laufenden Vertrag aus strategischen Gründen kündigen müssen: "Der Exklusivvertrag war bis Oktober ausgelegt: Hätten wir ihn nicht gekündigt, wäre er unbefris-tet weitergelaufen."

Der Manager dementiert, dass sich SEH wegen der aktuellen Entwicklung in einer finanziellen Krise befinde: "Wir sind ein gesundes Unternehmen und machen nach wie vor Profit." Er verweist auf Partnerschaften mit anderen Druckergrößen wie Hewlett-Packard und Epson, erst kürzlich habe man auch Minolta für sich gewinnen können. Die Eröffnung des neuen Vertriebskanals werde positive Auswirkungen sowohl auf das Preisniveau als auch auf die Lieferzeiten der Interface-Karten haben, versichert der Hersteller. So dürften Fachhandelspartner und Kunden Preisvorteile von bis zu 20 Prozent im Vergleich zu den aktuellen Konditionen erwarten. Dazu Peter Herden, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb bei SEH: "Wir liegen damit deutlich unter den aktuellen Konditionen - sogar was die so genannten Netzwerk-Bundles angeht." Vorteile erwarte man spe-ziell im Projektgeschäft.

Support-Anfragen von Kunden werde man in Zukunft noch schneller im hauseigenen Support-Center beantworten und kundenspezifische Lösungen auf unbürokratische Weise realisieren können, so Herden. "Mit der Aufkündigung der Exklusivität erreichen wir gleichzeitig das, was uns schon lange am Herzen liegt: die Stärkung unserer eigenen Marke", so Herden. "Wir haben erkannt, dass die Exklusivität aus strategischer Sicht nicht unbedingt der klügste Schachzug war."

www.seh.de

ComputerPartner-Meinung:

Mit einem Umsatz von 12,5 Millionen Euro ist SEH sicher kein Unternehmen, das den Einbruch beim größten OEM-Partner so leicht wegsteckt. Die Entscheidung, stärker auf die eigene Marke zu setzten, darf aber nicht als reiner Verzweiflungsakt gewertet werden: SEH bügelt damit vielmehr den Anfängerfehler aus, nur auf einem Bein stehen zu wollen. (mf)

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