SGI: Partner und neue Märkte

31.08.2000
Seit vielen Quartalen taumelt SGI vor sich hin. Existenzbedrohende Verluste ließen am Fortbestand des Grafik-Workstation-Spezialisten zweifeln. Nun glaubt das Unternehmen, im Bereich der Mediaserver einen neuen Markt aufbauen zu können. Zusammen mit Partnern, wie Deutschland-Geschäftsführer Michael Laurim versichert.

War es das für SGI? Nach Quartalsverlusten in Serie, der teuren Fehlinvestition in NT-Grafik-Workstations, dem Verkauf von Super- Computerhersteller Cray für einen Spottpreis und dem Vormarsch von NT-Workstations in die angestammte SGI-Domäne "Technical/Visual Computing"? "Nein", erwidert Michael Laurim, seit Anfang Juli Geschäftsführer der deutschen SGI-Filiale. Dennoch nennt der CAD- und Collaboration-Spezialist seine neue Aufgabe eine "Herausforderung". Dann sagt er: "Wir haben eine klare Vorstellung, wie wir wieder Marktführer werden."

Ihm zufolge lautet die Strategie der von vielen als Übernahmenkandidaten oder auch als "Tote auf Abruf" bezeichneten Kalifornier: "im Grafik-Workstation-Bereich die Führungsposition zu halten. Hier sehen wir niemanden, der zu uns aufschließen kann!" Trotz der Phalanx der hochgezüchteten NT- beziehungsweise Windows-2000 Workstations, die mit CAD/CAM-Programmen beispielsweise von Pro Engineer oder Bentley konkurrieren? "Niemanden", bekräftigt Laurim.

Doch er weiß, dass dieser Markt allein keine Garantie für den Fortbestand der ums Überleben kämpfenden Truppe um CEO Robert Bishop bietet. "Der Markt für Grafik- und Highend-Computer ist längst nicht so lukrativ wie die anderen, breiter gestreuten und deshalb mehr Kunden ansprechenden Computer märkte", resümierte IDC-Analyst Dan Kusnetsky Ende Juni bei der Vorstellung der Origin-3000-Server und Onyx-Workstations trocken.

So verweist Laurim auf zwei weitere Märkte. "Wir gehen den Lowend-Servermarkt für Linux-Server an, wo wir auf Applikationsanbieter setzen. Und wir werden uns den Mediamarkt vornehmen." Das Bekenntnis zu Linux überrascht bei dem Irix-Haus nicht. Doch dass dieser Markt nun große Margen verspricht, behauptet Lau-rim nicht. "Meine Aufgabe ist es, diesen Kanal aufzubauen", betont der Manager. So will er bundesweit Partnerkonferenzen abhalten, Sys-temhäuser ansprechen und überhaupt nach einer langen, mehr von Technik als von Marketing geprägten Durststrecke dafür sorgen, dass der "gute Name, den SGI nach wie vor hat", sich wieder in Applikationsentwicklung, Projekten und "neuen Kooperationen" niederschlägt.

"Neue Kooperationen mit Systemhäusern"

Zum zweiten neuen Standbein wird SGI den von vielen Analysten hochgehandelten Mediamarkt machen. Zwar gibt es ihn noch kaum. Doch gerade erwartet SGI, sich in diesem ein großes Kuchenstück sichern zu können. "Sehen Sie sich UMTS an oder das gewaltige Interesse so gut wie aller Unternehmen, Dienstleister und Content-Anbieter, Videos, Bilder und Grafiken verteilen zu können. Hierfür werden wir Server und Speicherlösungen anbieten. Mit unseren Produkten und unserer Kompetenz haben wir hier die Möglichkeit, zu einem wirklich starken Anbieter zu werden", wirbt Laurim. Auch hier sollen Partner an Bord geholt werden. "Wir brauchen sie. Meine Aufgabe ist es, den indirekten Kanal aufzubauen", erklärt der Manager.

Als erste Adressaten der Kombination SGI und Partner umreißt er "Telcos und Media". Diesen gemeinsam sei der Hunger nach Content-Verbreitung. Schließlich müssten sie nun ihre getätigten Investitionen amortisieren. "Sie sitzen in den Startlöchern. Wenn wir hier zusammen mit Systemhäusern Lösungen, sowohl was die Server-Infrastruktur betrifft als auch die Verteilung von Inhalten, anbieten können, haben wir eine Zukunft."

Und wenn der Markt auf sich warten lässt? Verzögert beispielsweise durch politische Entscheidungen? "Telcos und Content-Anbieter sind längst dabei, den Markt aufzubauen", sagt Laurim. Mit SGI? "Wenn nicht mit uns, mit wem dann?", fragt er zurück. (wl)

www.sgi.de

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