SIS-Ableger XGI greift mit Volari-Grafikchips ATI und Nvidia an

04.12.2003
Aus den Grafikabteilungen von SIS und Trident hervorgegangen, macht mit XGI ein Newcomer von sich reden. Die neuen Volari-Grafikchips sollen ATI und Nvidia das Fürchten lehren. Von ComputerPartner-Redakteur Klaus Hauptfleisch

Angriffslustig gibt sich Extreme Graphics Innovation oder kurz XGI. Ziel des aus den Grafikabteilungen von SIS und Trident hervorgegangenen taiwanesischen Unternehmens ist es, bis 2005 profitabel zu werden und 2007 an die Spitze im Grafikkartenmarkt zu gelangen, nämlich genau da, wo jetzt ATI und Nvidia thronen. An Geld scheint es nicht zu mangeln, denn im Hintergrund sollen starke Investoren wie die Chipschmiede UMC die Strippen ziehen, wird in Taiwan gemunkelt. Nahziel für das erste Quartal 2004 ist ein monatlicher Umsatz von 300 Millionen NT-Dollar (umgerechnet 7,46 Millionen Euro) und ein Weltmarktanteil von fünf bis 10 Prozent in den nächsten 13 Monaten.

Der Traum vom Fliegen

Wer so schnell so hoch hinaus will, muss schon fliegen können. Fliegen, lateinisch volare, war denn auch Namensgeber einer noch in der Entwicklungsphase befindlichen neuen Produktpalette, mit denen XGI auf der Computex 2003 vor zwei Monaten bereits viele Vorschusslorbeeren erntete: Volari steht für Geschwindigkeit, wie sie sich in den Taktraten von 300 und 350 MHz ausdrückt. Sieben verschiedene Boards sind derzeit in der Entwicklung oder schon marktreif. Abgesehen von der Volari V3, die nur DirectX 8.1 unterstützt und lediglich über zwei Rendering-Pipes verfügt, verstehen sich alle anderen auf DirectX 9.

Mit jeweils vier Rendering-Pipelines kommen die Volari V5 und Volari V5 Ultra daher. Der Unterschied zwischen den beiden Boards liegt in den Taktraten. So bietet die V5 Ultra einen Chiptakt mit 350 statt 300 MHz und einen DDR-Speichertakt von 375 statt 325 MHz beziehungsweise 500 statt 450 MHz bei DDR2.

Auf acht Pipes kommt die Volari Duo V5 Ultra. Es handelt sich dabei um eine Karte mit zwei Prozessoren, mit denen XGI in dem von ATI und Nvidia besetzten Segment der Spiele-Enthusiasten Leistung herbeizaubern will, wie sie sonst nur sehr viel teurere Single-Chip-Lösungen bieten. Denn je höher die Transistorendichte, desto höher das Schwundrisiko bei der Wafer-Produktion und desto höher der Preis. Der Nachteil von Dualchip-Lösungen, wie sie schon 3dfx mit der Voodoo 5 präsentiert hatte, ist allerdings der, dass die doppelte Menge an Speicher verbaut werden muss, da jeder Chip seinen eigenen Frame-Buffer braucht. Außerdem kann pro AGP-Bus nur ein Grafikchip angesteuert werden. Drittes Problem ist ein relativ hoher Stromverbrauch.

Duo V8 Ultra auf der Drückbank mit anderen Boards

Das Spitzenmodell unter den neuen XGI-Boards ist die Volari V8, die es in drei verschiedenen Ausführungen gibt: die V8 mit acht Pipes und 300 MHz, die V8 Ultra mit acht Pipes und 350 MHz und die Volari Duo V8 Ultra mit 16 Pipes und 350 MHz Chiptakt. Der in der 0,13-Mikron-Technologie gefertigte 256-Bit-Chip ist mit vier Pixel-Shader-2.0- und zwei Vertex-Shader-2.0Einheiten ausgestattet und soll laut XGI rund 80 Millionen Transistoren vereinen, was ungefähr den Nvidia-NV36-Chips entspräche. Unterstützt werden G-DDR- und G-DDR2-Speichermodule mit maximal 256 MB.

An das AGP8X-kompatible Board lassen sich zwei CRT-Monitore, ein LCD-Monitor (digital), Fernseher und Videogeräte anschließen. Das erste Display wird über einen integrierten 400-MHz-Ramdac direkt vom Grafikprozessor angesteuert, das zweite über den externen Videobridge-Chip SiS301 MV, der auch für die TV- und LCD-Ausgabe zuständig ist.

Von Tom's Hardware in verschiedenen Benchmark-Tests auf Herz und Niere abgeklopft, gab sich die V8er-Dualchip-Karte recht uneinheitlich. Im UT2003 Antalus Flyby konnte das Board durchaus noch in der Top-Liga von ATI und Nvidia mitspielen. Doch in den praxisnaheren Szenarien zeigten sich noch deutliche Schwächen.

Probleme gab es unter anderem auch mit der Textur-Filterung. Aber bis zur Marktreife haben die Entwickler ja noch Zeit, den einen oder anderen Hinkefuß zu beseitigen. Sollte das gelingen, wäre das Board mit einem anvisierten Straßenpreis von 449 Euro auf jeden Fall eine günstige Alternative zu denen von ATI und Nvidia.

Meinung des Redakteurs

Bei Preispunkten von mittlerweile schon unter 1.000 Euro für Geräte der Einstiegsklasse stehen Projektoren auf der Schwelle zwischen High-end- und Massenmarkt. Nicht umsonst drängen immer mehr IT-Hersteller wie Benq in den Markt, der immer noch äußerst lukrative Margen verspricht. Fragt sich nur, wie lange noch, wenn der Retail erst richtig Blut geleckt hat. Der steile Aufstieg von Liesegang zeigt jedoch, dass die Kunden auch "nicht blöd" sind und deutsche Qualität immer noch zu schätzen wissen.

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