Softline AG - der Amazon unter den Software-Distributoren

22.06.2000
Was Amazon.com für Bücher ist, will Softline für Software werden - und dieses Bestreben soll auch zum Vorteil des Fachhandels gereichen.

Wir machen das Marketing, und der Händler kann dann von der Nachfrage profitieren", wirbt Peer Blumenschein, Vorstandsvorsitzender der Softline AG, für seinen Software-Vertrieb und erklärt weiter: "Wir bauen wirklich Software-Marken aus aller Welt hierzulande auf." Und obwohl zu der Zielgruppe der Offenburger auch Flächenmärkte und Endkunden zählen, sieht der Softline-Chef darin keinen Nachteil für die Händlerschaft: "Unsere Zielgruppe bei den Endkunden ist zumeist eine ganz andere als die der Händler, zum Beispiel Interessenten für Software im Technik- und Wissenschaftsbereich."

Vertrauen auf Partnershops

Obwohl der Online-Vertrieb von Software nach wie vor ein zähes Geschäft ist (siehe auch ComputerPartner Nr. 16/99, Seite 48) - was zum einen an den geringen Bandbreiten, aber zum anderen auch an der Unwilligkeit der Kunden liegt -, kann der ursprünglich reine Katalogversandhandel Soft-line in diesem Bereich stolze Wachstumsraten vorweisen: "Dieses Jahr konnten wir über den Online-Shop 15 Prozent unseres deutschen Umsatzes erwirtschaften, im vergangenen Jahr waren es nur fünf Prozent", berichtet Blumenschein zufrieden. Eine Marketingkampagne und die steigende Zahl an Partnershops soll diese Entwicklung noch weiter vorantreiben. Das Ziel: "2003 wollen wir 50 Prozent unseres Umsatzes online generieren." Und: "Softline soll europaweit zum Markennamen für Software im Internet werden - so wie Amazon.com für Bücher."

Auf 120 Partnershops konnte Softline im Bilanzbericht für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres blicken, im letzten Quartal (bis Ende Juni) konnte diese Zahl nach Aussage Blumenscheins auf 800 hochgetrieben werden: "Die 120, das sind unsere großen Partner mit Millionenbesuchen, aber wir haben in den letzten drei, vier Monaten viele kleine Partner hinzugewinnen können." In den Partnershops finden sich Links zum Online-Versand - oder es wird gleich eine ganze Hompage in die Partner-Site eingebaut. Wer sich das mal anschauen möchte, surfe zum Beispiel in die Shopbereiche von www.awards.de oder von www.evita.de. Die Partner werden für die Kundenvermittlung mit einer Provision belohnt, und "Softline stellt die Infrastruktur", wirbt der Vorstandsvorsitzende weiter. Außerdem bekommen qualifizierte Partner prinzipiell günstigere Konditionen.

Sofort-Selbstbedienung

Besonders stolz ist Softline auf das "Instant-Software"-Angebot: Hier kann der Kunde unmittelbar nach dem Bezahlen mit Kreditkarte die Software herunterladen. Als das "Electronic-Software-Delivery"System (ESD) im vergangenen Jahr zur Cebit eingeführt wurde, waren hier 80 Titel zu finden, heute sind es 270. Weil aber die Kunden es nach wie vor lieben, das gekaufte Produkt in der Hand zu halten, müssen sie auch trotz des digitalen Schnellverfahrens nicht darauf verzichten: "Wir schicken das Vollprodukt auch noch hinterher. Das ist für uns zwar nicht ganz preiswert, doch sind wir damit einzigartig", hebt Blumenschein die Kundenfreundlichkeit seiner Plattform hervor. Inwieweit dieses Angebot sich aber tatsächlich lohnt, darüber lässt sich der Vorstand nicht aus.

Der Online-Umsatz der Softline-Gruppe betrug in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2,81 Millionen Euro, im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres waren es 660.000 Euro. Insgesamt setzte die AG 28,2 Millionen Euro um und erzielte einen Gewinn nach Steuern von 101.000 Euro. 60 bis 65 Prozent der Um-sätze werden in Deutschland, 30 Prozent in Frankreich und der Rest europaweit erwirtschaftet. Mit den Geldern, die aus dem Börsengang im Februar erwachsen sind, will Softline die europäische Expansion und die E-Commerce-Aktivitäten weiter vorantreiben. (via)

www.softline.de

Softline AG

Facts & Figures

Die seit Februar am Neuen Markt notierte Softline AG wurde 1983 von Peer und Nina Blumenschein gegründet und bietet vor allem Produktivitäts-Software an, sprich Programme, die verschiedenste Arbeitsvorgänge effizienter gestalten sollen. Rund 5.000 Titel hat das Offenburger Unternehmen im Angebot. Zielgruppe sind neben Flächenmärkten, Buch- und Versandhandel sowie Endkunden auch Fachhändler und Systemintegratoren. Der zunächst reine Katalog- und heute auch Online-Versandhandel führt zudem für internationale Softwarehersteller die Markteinführung in Deutschland durch, war zum Beispiel der erste deutsche Partner von Netscape. Seit 1990 gibt es eine Niederlassung in den USA, die sich dem Aufspüren neuer Produkte widmet. Ende vergangenen Jahres wurden außerdem Niederlassungen in Frankreich und Irland gegründet. Im Zeichen der europäischen Expansion und der Ausweitung des E-Commerce stehen die ersten zwei Akquisitionen: der Software-Produzent und -Republisher WSKA und der französische Software-Provider Apacabar SA. Außerdem wurde in Irland ein Zentrallager gegründet. Bis 2003 will sich Softline insgesamt 15 Unternehmen einverleiben. (via)

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