Sony-Display-Division: OEM- und Brand-Geschäft unter einem Dach

06.02.2000
Nach mangelnder Performance, was die Verfügbarkeit angeht, zieht die Sony-Display-Division die Konsequenzen: Der Hersteller hat sein OEM- und Markengeschäft jetzt zusammengeführt. Lieferschwierigkeiten sollen damit Schnee von gestern sein.

In den letzten zwei Jahren hagelte es vom Handel und der Distribution oft genug Beschwerden: Die Sony-Monitor-Division galt nicht gerade als zuverlässiger Partner, was das Einhalten von Lieferterminen betraf. Ein Grund dafür war, dass OEM-Abteilung und Brand-Division getrennt agierten: Die rechte Hand wusste oft nicht, was die linke tut.

Das soll sich ändern. Der Hersteller hat jetzt beide Geschäftsbereiche unter einem Dach zusammengefasst. Davon verspricht sich der Anbieter eine einheitliche Koordination und Strategie für beide Monitorgeschäftsbereiche. Strategische Fehler wie im letzten Jahr, dass beispielsweise große OEM-Kunden wie Compaq FD-Trinitron-Displays vor Sony auf den Markt brachten, könnten so der Geschichte angehören. Partner aus der Distribution konnten seit Oktober bereits eine verbesserte Verfügbarkeit feststellen: "Das vierte und erste Quartal 2000 sind mit Sony sehr gut gelaufen. Gerade im 17-Zoll-Bereich hat sich die Liefersituation enorm entspannt."

Der Grund: "Die Zusammenführung ermöglicht uns auch eine genauere Stückzahlenplanung - gerade von Brot-und-Butter-Produkten im 17-Zoll-Segment. Engpässe können damit weitgehend vermieden werden", versichert Guido Karbautzki, Marketing-Manager für Information Technology Products bei der Sony Deutschland GmbH in Köln. Ein weiteres Argument, das Entspannung verspricht: "Wir haben die interne Umstellung auf unser neues Warenwirtschaftssystem abgeschlossen", führt der Marketier weiter aus. Dass diese Umstellung Hersteller und Distis ins Trudeln bringen kann, zeigte nicht zuletzt das Beispiel Ingram Macrotron.

Mit Ergebnis im Monitorgeschäft nicht zufrieden

Von den 2,4 Milliarden Mark, die Sony in Deutschland 1999/00 (31.3.) umsetzte, erwirtschaftete die Display-Division über 200 Millionen Mark (siehe ComputerPartner 9/00, Seite 12). 70 Prozent verkaufte der japanische Anbieter über die Distribution (inklusive Systemhausgeschäft) und 30 Prozent über die Retailer. Allerdings beschreibt der Hersteller sein Ergebnis als nur "hauchdünn im schwarzen Bereich". Und das, obwohl Sony gerade in den Großflächenmärkten von einem starken Markenbewusstsein der Endkunden lebt. "Im IT-Bereich puscht Sony die Vaio-Notebooks. Wir haben das Gefühl, das Monitorgeschäft läuft nur so nebenher, kommentiert ein Wettbewerber.

Karbautzki begründet das hauchdünne Ergebnis der Monitor-Division dagegen mit der allgemeinen Marktsituation: "Wir haben seit zwei Jahren einen anhaltenden Preis- und Margenverfall im CRT-Segment. Dazu kommen ständig steigende Wechselkurse: für Dollar und Yen, die wir aber nicht zu 100 Prozent an den Markt weitergeben können. Die Margen für die Hersteller sind durch die steigenden Einkaufspreise in den Produktionsländern fast aufgebraucht." Zusätzlich drückte auch die schlechte Verfügbarkeit gerade bei den 17-Zoll-Modellen das Ergebnis.

Marktanteil auf fünf Prozent steigern

Trotz der allgemeinen Problematik im CRT-Markt, mit der sich auch alle Wettbewerber herumschlagen, wird Sony an diesem Geschäftsbereich festhalten: "Wir gehören weltweit zu den Keyplayern und werden das CRT-Geschäft nicht aufgeben. Sony investiert weiter in technologische Entwicklung, wie die neue Streifenmaske mit dem derzeit niedrigsten Abstand zeigt", argumentiert Karbautzki (siehe Kasten auf Seite 18). Der Sony-Manager räumt aber ein, dass der Hersteller seinen Produktfokus im laufenden Geschäftsjahr verlagern will: "Unser Schwerpunkt wird künftig im 19- und 21-Zoll-Bereich liegen, ohne das Produktportfolio bei den 17-Zöllern zu kürzen. Hier ist der Markt noch nicht überbesetzt, und für den Handel und auch für uns geben diese Zollgrößen noch gesunde Margen her." Den CRT-Gesamtmarktanteil von Sony für 1999 gibt Karbautzki auf GfK-Basis mit vier Prozent an. Ziel für das laufende Jahr ist es, die Fünf-Prozent-Hürde zu schaffen. "Wenn wir die vorhandene Nachfrage durch eine bessere Verfügbarkeit befriedigen können, sollte das kein Problem sein", gibt sich der Marketing-Manager optimistisch.

Im LCD-Segment hat der Elektronikriese Wettbewerber Eizo, derzeit laut GfK in Deutschland und Europa auf Platz eins nach verkauften Stückzahlen, im Visier. Sony orientiert sich hier an seinem Erfolgsmodell "N50", das "uns förmlich aus den Händen gerissen wird", so Karbautzki. Auch die neuen LCDs sollen demnach den Punkt Design unterstreichen. "Wir haben zwar keine eigene Panel-Produktion, beherrschen aber die gesamte Technologie, weil wir Erfahrungen aus den Bereichen Videokameras und Projektoren mitbringen", stellt der Marketing- Manager als Alleinstellungsmerkmal heraus.

Seiner Ansicht nach werden im Monitorgeschäft langfristig nur Hersteller überleben, die bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllen: "Die Konsolidierung ist noch nicht abgeschlossen: In diesem Markt werden sich nur Unternehmen behaupten, die über eigene Produktionsstätten verfügen und sowohl im OEM- als auch im Brandgeschäft aktiv sind. Denn nur so können Hersteller über Massenabsatz profitabel arbeiten." (ch)

www.sony.de

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