Sonys Einstieg ins PC-Geschäft: Consumer-Modell für satte 5.999 Mark

15.03.2001
Elektronikkonzern Sony bastelt gerne im Verborgenen an seiner Taktik. Vor der Cebit 2001 holt das Unternehmen allerdings voll aus: Die Ansagen zu Produkten und damit verbundenen Strategien überschlagen sich.

Tausend Mal angekündigt und tausend Mal ist nichts passiert: So könnte man Sonys vollmundige Announcements, endlich einen PC auf den europäischen Markt zu bringen, interpretieren. Jetzt ist es aber soweit: Ein Highend-Rechner im klassischen Sony-Design für sage und schreibe 5.999 Mark soll den deutschen Endkunden beglücken. Preis und technische Ausstattung sind damit - im wahrsten Sinne des Wortes - vom Allerfeinsten (siehe Kasten).

Dass selbst markenbewussten Consumern oder Design-Freaks bei diesem Preis die Spucke wegbleiben könnte, stört den Anbieter wenig: "Beim Einstieg ins PC-Geschäft orientieren wir uns an der Vaio-Notebook-Strategie, mit der wir ja erfolgreich waren. Sony bringt jetzt ein Produkt auf den Markt, das ausschließlich Power-User im Consumer-Kanal ansprechen soll. Wir bauen hier nicht auf einen hohen Stückzahlenabsatz und müssen auch keine Vorgaben erfüllen", erklärt Leopold Bonengl, Vorsitzender der Geschäftsführung der Sony Deutschland GmbH, ganz entspannt.

Erst im zweiten Halbjahr 2001 wird der Elektronikriese Produkte, die niedrigere Preispunkte besetzen und dementsprechend auch einen größeren Kundenkreis ansprechen dürften, nachschieben. Ähnliches ist auch bei den PDAs geplant. Auf der Cebit in Halle 13 zeigt Sony nur den aus den USA kommenden Cliè für 899 Mark (siehe Computerpartner 08/01, Seite 58).

Vaio-Notebooks zeigen, wo’s lang gehen könnte

Die Vaio-Notebook-Division repräsentiert heute, was der japanische Hersteller auch bei PCs und PDAs langfristig anstrebt. In den deutschen Notebook-Markt stieg Sony 1998 ein und kümmerte sich anfangs weder um Preispunkte, Marktanteile oder Stückzahlenabsatz. Die selbstbewusste Strategie ging dennoch auf: Laut Marktforschungsinstitut Dataquest steigerte Sony seinen Marktanteil nach verkauften Stückzahlen in Deutschland von 3,5 Prozent 1999 auf sechs Prozent im vergangenen Jahr (zur aktuellen Verteilung im deutschen Notebook-Markt siehe Seite 36 dieser Ausgabe).

Selbst einem Unternehmen wie Sony ist dieser Erfolg nicht einfach zugeflogen: "1999 haben wir vorsichtig das Projektgeschäft in Angriff genommen. Mittlerweile beschäftigen wir eine eigene Vertriebsmannschaft, die ausschließlich für das B2B-Segment verantwortlich ist und Key-Account-Kunden akquiriert", berichtet Bonengl gegenüber ComputerPartner. Kunden wie Condor, Lufthansa, Schwäbisch Hall und die Telekom habe man mit Vaios ausgestattet, so der Deutschland-Chef weiter. Damit ist das Engagement des stark am Endkunden-Segment orientierten Unternehmens im neuentdeckten B2B-Geschäft noch nicht am Ende: Auf der diesjährigen Cebit wartet Sony erstmals mit einem eigenen Business-Center für Projektkunden auf: "Wir sehen für unsere Produkte hier noch ein großes Potenzial - und zwar weltweit", begründet Bonengl die Initiative. Außerdem schaltete das Unternehmen letzte Woche seine Corporate-Vaio-Homepage frei (www.sony-b2b.com). Auch den Vertriebskanal Distribution wird Sony weiter ausbauen: Ab 1. April vertreibt neben Ingram Macrotron auch Computer 2000 die Vaio-Produkte.

Was der Deutschland-Chef allerdings nicht anspricht, ist, dass auch ein Unternehmen wie Sony das schwache Consumer-Geschäft des vergangenen Geschäftsjahres kompensieren muss. Das normalerweise absatzstarke vierte Quartal ließ 2000 stark zu wünschen übrig. "Das ist ein kurzfristiges Phänomen: Immer dann, wenn der Markt mit einer Vielzahl von neuen Technologien konfrontiert wird, kommt es zu einem Rückgang. Der Kunde wartet erst mal ab. Im zweiten Halbjahr werden die Geschäfte mit IT-Produkten stark anziehen", prognostiziert Bonengl optimis-tisch. Dennoch legt der Deutschland-Chef nach: "Ich bin sicher, dass wir unsere Ziele zum Ende des Geschäftsjahres am 31.3. erreichen." 1999/00 erwirtschaftete die Sony Deutschland GmbH mit allen Produktbereichen 2,6 Milliarden Mark. Das Unternehmen schätzt seinen Umsatz für 2000/01 auf 2,8 Milliarden Mark, was einer Steigerung von 7,6 Prozent entspräche. Und was Bonengl als Verantwortlichem für das operative Geschäft besonders wichtig ist: "Wir wachsen profitabel." Das Thema Reorganisation - Sony hat in den vergangenen Monaten immer mehr Strukturen wie Vertrieb oder Marketing europäisiert -, hört der Deutschlandchef allerdings weniger gerne: "Wir müssen gewissen Einflüssen wie der Euro-Umstellung und der massiven europäischen Ausrichtung unserer Kunden aus der Distribution gerecht werden", erklärt Bonengl (siehe Computerpartner 33/00, Seite 10). Neben seinem Job als Sony-Deutschland-Chef ist der Manager jetzt auch für den Europavertrieb der Consumer-Audio-Video-Produkte für den Kanal Fachmarktketten zuständig. "Zwei Jobs, ein Gehalt", kommentiert er augenzwinkernd seine neue Aufgabe. Ob die Sony Deutschland GmbH trotz diesem starken Europa-Trend be-stehen bleibt, beantwortet Bonengl so: "Think global, act local. Das ist und bleibt unsere Devise." (Zu diesem Artikel siehe auch Kommentar auf Seite 8 dieser Ausgabe.) (ch)

www.sony.de

www.sony-b2b.com

Design statt Discount

Der Desktop-PC von Sony

An Anwender, die Wert auf elegante PC-Technik im privaten Einsatz legen, wendet sich Sonys erster Desktop-Computer für den europäischen Markt. Der "Vaio-LX" verfügt über ein CD-RW/DVD-Laufwerk und arbeitet unter Windows Millennium. Für die Anbindung an Audio/Video- oder andere IT-Peripherie-Geräte stehen ein Ethernet-Anschluss, ein USB-Port sowie zwei I-Link/Firewire-Steckplätze zur Verfügung. Außerdem weist das Gerät einen Memory-Stick- und einen PC-Card-Steckplatz auf. In puncto Software ist der Computer neben den üblichen Vaio-Programmen mit einer Grafik- und Imaging-Suite von Adobe ausgestattet, verrät der Hersteller.

Über weitere Spezifikationen des Vaio-LX schweigen sich die Japaner nach typischer Sony-Manier allerdings bis zur Cebit aus. Klar ist jedoch, dass der designbewusste Endkunde für den ab Juni verfügbaren PC tief in die Tasche greifen muss: Das gute Stück kostet 5.999 Mark. (kj)

Vaio-Notebook

Sony weiß, was Frauen wünschen

Klassisches Schwarz kombiniert mit weiß-silberner Schrift, Aluminium-Henkel, Abmessungen von 331 x 47 x 261 Millimetern und drei Kilogramm schwer. Nein, hierbei handelt es sich nicht um eine Designer-Handtasche, sondern um Sonys neues Vaio-Notebook, das das Potenzial hat, ein Frauenbezauberer zu werden.

Neben der gestylten Schale hat das "QR10" aber auch innere Werte: So ist der mobile Computer mit einem Intel-Celeron-Prozessor mit 650 MHz, 64 MB Arbeitsspeicher und einer 10-GB-Festplatte ausgestattet. Außerdem verfügt das Gerät über ein 13,3-Zoll-Display mit einer Auflösung von 1.024 x 768 Bildpunkten und einen Lithium-Ionen-Akku, der nach Herstellerangaben 2,5 Stunden durchhalten soll. Darüber hinaus kann das Notebook mit dem Scroll-Rad "Jog-Dial", einem CD-ROM-Laufwerk und einer 400-Mbit-I-Link/Firewire-Schnittstelle aufwarten. Das kleine Schwarze ist laut Sony zur Cebit verfügbar. Und bei einem Preis von 3.999 Mark bleibt sogar noch Geld für eine Handtasche übrig. (kj)

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