Soundkarte Terratec EWS 64S

25.06.1998

ComputerPartner TestMÜNCHEN: Wenn ein erfolgreiches Produkt in einer "light"-Version erscheint, muß mit allem gerechnet wer-den. Das haben Economy-, Value- oder SX-Ausgaben oft-mals bewiesen. Ein Alukoffer als Beigabe einer abgespeck-ten Version ist allerdings neu. Ob die Terratec-Soundkarte "EWS 64S" ihrem professionellen Outfit gerecht wird oder einfach nur auffallen will hat ComputerPartner genauer untersucht.

Beim Öffnen des Koffers kommt eine sauber verarbeitete 16-Bit-Steckkarte mit halber Baulänge zum Vorschein, die sich somit auch auf kompakten AT- oder ATX-Rechnerplatinen ohne Probleme un-terbringen läßt. Installations-CD, Handbuch, Cinch-Audiokabel zum An-schluß an die Stereoanlage, Garantie- und Serviceunterlagen sowie eine Demo-CD mit Tools und Shareware befinden sich ebenfalls im Paket. Die Karte selbst hat zwei Line-Ausgänge in Stereo, einen Line- und einen Mono-Mikrofon-Eingang sowie einen kombinierten Joystick/MIDI-Port auf der Außenseite. Intern stehen Anschlüsse für CD-ROM, Lautsprecher, PS/2-Speichererweiterungen sowie für den optionalen Digital-

Ein-/Ausgang und das ebenfalls zusätzlich erhältliche Radiomodul zur Verfügung.

Über Transportschäden angesichts des schaumstoffgefütterten Alukoffers zu spekulieren, erübrigt sich. Die Terra-tec-Karte wirkt nicht nur anspruchs-voll, sie ist es auch. Mindestens ein Pentium 100-Rechner mit 16 Mega-byte RAM und Windows 95 sind Pflicht. Falls ISDN-, Scanner- oder Netzwerkkarten bereits vorhanden sind, könnte die Suche nach freien IRQs und I/O-Adressen zum Problem werden. Leider erwähnt das sonst recht informative deutsche Handbuch nichts über Standardeinstellungen oder über minimal notwendige IRQs - Plug & Play wird's schon richten.

Windows 95 erkannte die EWS 64S nach dem Einschalten des Rechners au-tomatisch, installierte die Treiber und konfigurierte die Soundkarte korrekt. Da ein Endverstärker fehlt, müssen Aktivboxen oder die Stereoanlage für die Wiedergabe herhalten. Monitore mit eingebauten Lautsprechern benötigen einen integrierten Verstärker.

Der CD-ROM-Audioanschluß ist zwar nach IDE-Norm belegt, allerdings passen die meist ATAPI-genormten Verbindungen nicht ganz, so daß User mit Hang zur Gewaltanwendung durchaus Schaden an der Karte anrichten können. Diese Problematik hätte der Hersteller durch Mitliefern des passenden Kabels leicht umgehen können. Auch ein MIDI-Adapter sollte bei einer UVP von 369 Mark eigentlich standardmäßig beiliegen. Die mit der Standardinstallation eingerichtete Steuerungssoftware verrichtet klaglos ihren Dienst und läßt sich komfortabel mit der Maus bedienen. Der Mediaplayer unterstützt auch die noch immer stark verbreiteten "Mod"-Files, ein aus der Amiga-Zeit stammendes, komprimiertes Wave-Dateiformat, welches Mitschuld am entstehen der Techno-Musik trägt. Die MIDI-Instrumente werden vorbildlich verwaltet und das FX-Panel legt die Soundeffekte auf alle verfügbaren Ein- und Ausgänge. Jedoch ist Vorsicht geboten, denn eine Rückkehr zur Grundeinstellung ist nur möglich wenn diese vorher umständlich aufnotiert wurde. Eine Undo-Funktion wäre hier notwendig, zumindest aber die Möglichkeit Einstellungen abzuspeichern.

Der Klang der EWS 64S entspricht den Erwartungen die der Kaufpreis erweckt. Hier macht sich die Abstammung von der semiprofessionellen XL-Version bemerkbar. Für eine, den Fähigkeiten der Karte entsprechende MIDI-Instrumentierung muß allerdings ein PS/2 SIMM-Modul mit mindestens vier Megabyte nachgerüstet werden. Es sollte kein EDO-RAM und möglichst 60 Nannosekunden, besser jedoch schneller sein, was die Beschaffung im Zeitalter der SDRAM-Module nicht einfacher macht. Andernfalls können die Hälfte der mitgelieferten Sound-bänke nicht genutzt werden. Die beige-fügte deutsche Version des Sequenzers "Cubasis AV-XL" von Steinberg gehört zu den Standardprogrammen der MIDI-Komponisten und besitzt alle Werkzeuge um dem Synthesizer-Chip die entsprechenden Klänge zu entlocken.

Die als "Paradies für Spieler" angekündigte Karte, sollte dann auch mit aktuellen Spielen unter Beweis stellen was sie kann. Gerade im heiklen Genre der Spielesoftware sollten solche Ankündigungen gut überlegt sein. "Autobahnraser" beispielsweise stürzte nach dem Vorspann gnadenlos ab.

Andere getestete Titel, wie "Grand Prix 2" müssen im Soundblaster Pro-Mode eingerichtet werden. Direct-Sound basierende und General-MIDI unterstützte Spiele lassen den Himmel dafür wieder näher kommen. Daß ausgerechnet die Soundblaster16-Unterstützung fehlt, die den Standard der heutigen Spiele definiert, ist allerdings unverständlich.

Zwei Jahre Garantie, Supportnummern für Fax und Telefon in Nettetal sowie Treiberdownloads via Mailbox oder Internet sind ein gutes Ser-vicepaket für eine Soundkarte. Einen bitteren Beigeschmack für Fachhändler hinterläßt allerdings die Terratec-Homepage. Dort zu Besuch empfehlen die Nettetaler als Einkaufsquelle die bekannten Kistenschieber und Cash+Carry-Märkte.

Für interessierte Händler gibt es keinen Hinweis auf Distributoren. Ein bißchen mehr sollte in den Koffer also noch rein. (kew)

Transportfertig: Die EWS 64S kommt im neckischen Aluminium-Koffer daher.

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