Speichertrends

12.10.1998

Nachdem die Speicherpreise seit Mitte des Jahres, immer wieder unterbrochen von Rückschlägen, gestiegen waren und in den vergangenen beiden Monaten noch einmal einen Satz nach oben gemacht hatten, hat sich die Situation inzwischen stabilisiert. Der Preisanstieg scheint zunächst gestoppt.Beobachter berichten, daß sich die Verfügbarkeit von Speicherchips deutlich verbessert hat. Das gilt sowohl für SDRam-Chips als auch für EDO und FPM, die zuletzt die größten Preissprünge zu verzeichnen hatten und derzeit knapp 70 Prozent teuerer sind als SDRam-Chips gleicher Kapazität.

Der Preisauftrieb der letzten beiden Monate hat zu einiger Beunruhigung im Markt geführt und Spekulationen über unmittelbar bevorstehende Allokationen genährt. Dazu besteht kein Anlaß. Bei näherem Hinsehen zeigt sich, daß die Preisentwicklung weder eine Überraschung war, noch sonderlich gravierend ausfiel. Dabei muß man aber unterscheiden zwischen EDO und FPM auf der einen und SDRam auf anderen Seite. Obwohl die Preise für alle diese Chiptypen nach oben gingen, sind sowohl die Ursachen dafür als auch das Ausmaß der Preisaufschläge sehr unterschiedlich.

EDO und FPM verteuerten sich in den letzten zwei Monaten um rund 70 Prozent. Da die meisten Hersteller die Produktion dieser alten Speichertechnologien inzwischen eingestellt haben und auf SDRam umgestiegen sind, ist das Angebot relativ knapp. Auf der anderen Seite gibt es noch Millionen von Computern, die mit EDO und FPM ausgestattet sind - im Prinzip alle zwischen 1994 und 1997/8 produzierten PCs. Der durch neue Software, etwa Windows 98, verursachte Bedarf an Speichererweiterungen führt zu höherer Nachfrage und angesichts eines knappen Angebots zu Preissteigerungen.

Bei SDRam fielen die Preiserhöhungen mit knapp 45 Prozent bei 64-Mbit- und über 100 Prozent bei 16-Mbit-Chips sehr unterschiedlich aus. Die Preissteigerungen in diesem Bereich sind einerseits auf die erhöhte Nachfrage von Computer-Herstellern zurückzuführen, die im Hinblick auf das Jahresendgeschäft größere Chargen geordert haben. Andererseits haben die Chip-Produzenten das Angebot dadurch künstlich verknappt, daß sie ihre Fabs zeitweilig stillegten oder vorübergehend auf Halde produzierten. Das noch immer fundamentale Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage besteht aber weiterhin. So werden die Chiphersteller auf Dauer nicht umhin können, ihre auf etwa 25 Prozent geschätzten Über-kapazitäten abzubauen.

Die Kehrseite der künstlichen Verknappung zeigt sich bereits. Offensichtlich werfen die Hersteller in Asien jetzt ihre Lagerbestände auf den Markt, während gleichzeitig die Nachfrage deutlich nachgelassen hat. Die Preise dürften also wieder nachgeben. Es sei denn, das Problem erledigt sich dadurch quasi von selbst, daß einige Hersteller aus dem Rennen ausscheiden, weil sie die hohen Standards der PC100-Spezifikation nicht erfüllen können. Jedenfalls berichten Beoabachter, daß in den vergangenen Wochen vermehrt minderwertige 100-MHz-Chips und -Module von Billiganbietern auf dem Markt auftauchen. Auf der sicheren Seite sind Handel und Anwender nur mit Produkten von Markenherstellern.

Marina Sajitz, Kingston Technology

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