Standardservice zum Festpreis

17.08.2000

Das Thema ist nicht neu, stand aber in den letzten Jahren häufig zur Diskussion: Wie kann der Fachhandel seiner Klientel Serviceleistungen berechnen, ohne sie zu verärgern oder gar zu verlieren? Ausgerechnet Media-Markt, wo sich die Kunden gegenseitig unter die Arme greifen, bis sie dann endlich mal - mit viel Glück und Durchsetzungsvermögen - einen Verkäufer erwischen, will genau das jetzt vormachen: Standardisierter Service, der exakt definierte Leistungen beinhaltet, zum Festpreis (siehe ComputerPartner 27/00, Seite 10 und Seite 14 der vorliegenden Ausgabe).

Die Kooperation zwischen dem Großflächenmarkt und dem Unternehmen Home Jumper, das Service ab sofort als reales Retail-Produkt vermarktet, wird von der Branche durchweg positiv beurteilt. Vobis & Co weisen sogar darauf hin, dass sie ähnliche Konzepte fix und fertig in der Schublade liegen haben. Aber erst mal soll Media-Markt den Testlauf hinlegen, und dann wollen die PC-Ketten sich für oder gegen ihre ähnlichen Konzepte entscheiden.

Die Idee, Service zum Festpreis anzubieten, ist einfach gut! Spezifische Angebote werden damit, genau wie auch bei Dienstleistungen, für den Kunden transparent. Jeder ist bereit, für bestimmte Leistungen, die er braucht, zu zahlen. Warum also nicht auch für Service? Gerade Erstkäufer werden hier zugreifen, damit sie ihrer PC-Neuerwerbung nicht völlig ratlos gegenüberstehen.

149 Mark, die der Servicekoffer bei Media-Markt kostet, halten Branchenkenner allerdings für zu hoch; sie zuckten sogar schon zusammen, als noch 99 Mark im Gespräch waren. Ein Beispiel: Gibt die Waschmaschine den Geist auf, ruft jeder den Servicedienst seines Herstellers an und lässt einen Techniker kommen. Alleine die Anfahrt, bevor der gute Mann auch nur sein Werkzeug ausgepackt hat, kostet für 20 Kilometer schon mal 100 Mark. Dann kommen die Arbeitsstunden dazu: je 120 Mark plus Mehrwertsteuer. Einiges über 200 Mark darf der Kunde damit berappen. Traurig, aber wahr. Der Servicekoffer für 149 Mark bei Media-Markt ist verglichen mit dem Waschmaschinen-Beispiel ein echtes Schnäppchen, denn Anfahrt, Aufbau und Installationen sind bereits darin enthalten.

Allerdings stellt sich hier jetzt eine andere Frage: Wie lange kann das Unternehmen Home Jumper dieses Schnäppchen-Angebot für die Großflächenmärkte durchhalten, sprich: finanzieren. Denn reich kann es damit sicher nicht werden. Unterbieten kann und sollte der Fachhandel dieses Angebot nicht, denn damit würde er nur in einen ruinösen Preiskampf eintreten, den er bereits nur allzu gut aus dem Hardware-Geschäft kennt.

Gerade mit Serviceleistungen kann der Einzelhandel noch Geld verdienen, wie es immer so schön heißt. Wenn aber auf diesem Gebiet eine ähnliche Preisschlacht wie in anderen Segmenten startet, ist es damit vorbei, bevor es richtig angefangen hat. Und im neu entdeckten Servicegeschäft würde es sich lohnen, an einem Strang zu ziehen, statt schon im Vorfeld die Preise kaputtzumachen.

Cornelia Hefer

chefer@computerpartner.de

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