Standpunkt

06.04.1999

Seit knapp zwei Jahren privatisiert, muß sich die Telekom jetzt dem freien Wettbewerb stellen. Doch der ehemalige Monopolist kann sich an die Gesetze des Marktes noch nicht so recht gewöhnen. Der Gigant zeigt immer noch Monopol-Allüren. Wer der Telekom - jetzt auch farblich - in die Quere kommt, hat mit Anwälten zu rechnen.Beispiel: Telefonauskunft. Wie schon in den letzten Jahren wollte die Softwarefirma Topware ihre Telefon-CD neu auflegen. Diesmal kaufte Topware ganz offiziell die Daten der Telefonkunden von der Telekom. Daß Topware diese Daten nicht einfach in den Schrank legen wollte, dürfte den Damen und Herren der Telekom auch klar gewesen sein.

Nun will Topware in den nächsten Tagen eine Telefonliste auf CD-Rom herausbringen. Die Silberscheibe "D-Info 99" scheint, wie ihr Vorgänger, ein Verkaufsschlager zu werden. Schon als die Vorgänger-Version auf den Markt kam, hagelte es Abmahnungen von der Telekom. Damals hatte Topware die Adressen und Telefonnummern aus den Telefonbüchern der Post erfassen lassen. Bedenkt man, daß die damaligen Telefonbücher aus Steuergeldern finanziert wurden, war schon das eine Frechheit. Heute sind die Daten offiziell gekauft worden. Hier können die Anwälte der Telekom nicht mehr ansetzen. Warum sollte man es einem freien Unternehmen aber leichtmachen? Da könnte ja jeder kommen. Deshalb beanstandete die Telekom diesmal das Cover der CD-Rom und schickte eine Abmahnung. Denn "frecherweise" hatte Topware in den Farben des Covers auch Magenta (einen Rotton) benutzt. Den hatte sich die Telekom aber rechtlich schützen lassen. Wo kommen wir denn hin, wenn man sich nun auch Farben schützen läßt? Außer Anwälten Arbeit zu verschaffen, bringt das nichts. Außerdem wirkt das Ganze jetzt reichlich albern.

Vielleicht hat die Telekom ja Angst, daß durch den Einsatz von D-Info 99 die Einnahmen aus der hauseigenen Telefonauskunft zurückgehen. Denn die Auskunftsnummer "11833" ist nicht gerade billig. Wer einmal die Telefonrechnung überprüft, stellt schnell fest, daß sich die Telekom ihren Service fürstlich vergüten läßt.

Die Telekom versucht wieder einmal, dem freien Wettbewerb und dem Handel das Leben mit gerichtlichen Schritten so schwer wie möglich zu machen. Warum sollen auch andere verdienen, wenn man das Geld auch selbst einstecken könnte?

Hans-Jürgen Humbert

hhumbert@computerpartner.de

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