Standpunkt

27.05.1999

Noch im Winter vertrösteten die zumeist asiatischen Produzenten von LCD-Monitoren ihre orderwilligen Handelspartner von einem Quartal zum nächsten. Auf der diesjährigen Cebit redeten die Hersteller dann endlich Klartext: Die Marktnachfrage nach Flachbildschirmen sei zwar steigend, die Lieferengpässe würden sich aber noch bis Mitte 2000 hinziehen. Der Grund: Man hatte die Produktionskapazitäten überschätzt und die weltweite Nachfrage unterschätzt.Die Hersteller versuchen jetzt, ihre Kapazitäten in dem aufblühenden Marktsegment abzusichern. So geht beispielsweise der niederländische Konzern Royal Philips Electronics ein Joint-Venture im LCD-Segment mit der südkoreanischen LG-Gruppe ein. Demnach wird Philips einen 50prozentigen Anteil an der LG LCD Inc. übernehmen. Die Allianz startet zunächst als Gemeinschaftsunternehmen für Herstellung und Technologie. Was sich Philips von der Transaktion verspricht, liegt auf der Hand: Sicherung von LCD-Kapazitäten und den Ausbau eines gewinnbringenden Segments - ohne den kosten- und zeitintensiven Aufbau eigener Produktionsanlagen auf sich zu nehmen. Immerhin hatte sich das Unternehmen 1998 mit seiner riskanten Strategie viele Sympathien verscherzt: Die Holländer zettelten mit aggressiven Preissenkungen im 15-Zoll-LCD-Bereich eine Preisschlacht an. Sie konnten aber gleichzeitig die daraufhin entstehende Nachfrage ihrer Händler nicht befriedigen.

Dem LG-Konzern trauen Branchenkenner dagegen einiges zu. "Nach den Produktionskapazitäten und OEM-Verträgen zu urteilen, werden sie im LCD-Bereich schneller Weltmarktführer, als sie selbst annehmen", meint ein Fachhändler nach seiner Südkorea-Reise beeindruckt. Daß LG mittlerweile in der ersten Liga mitspielt, zeigen auch andere Leistungen: Mit dem "Flatron" hat sich das Unternehmen einen nicht zu unterschätzenden technologischen und strategischen Vorsprung im CRT-Markt erarbeitet. Weiter lassen Anbieter wie Compaq, Hewlett-Packard und selbst Primadonna Apple bei LG ihre OEM-Verträge erfüllen. Auf den Punkt bringt es ein Branchenkenner: "LG kann jetzt japanische Qualität zu taiwanischen Preisen anbieten." Trotzdem wird sich an den weltweiten Lieferengpässen für LCDs in diesem Jahr nichts ändern: Denn auch der kommende Marktführer muß erst mal seine OEM-Verträge erfüllen und in weitere Produktionsanlagen investieren. Denn derzeit dürfte LG mehr als gut ausgelastet sein, was wohl auch Philips noch spüren wird.

Cornelia Hefer

chefer@computerpartner.de

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