Standpunkt

27.05.1999

Mitte der neunziger Jahre kam eine neue Art der Dienstleister auf, in Neudeutsch wurden sie Internet-Service-Provider genannt. Meist stellten sie ihren Kunden den Zugang zum Internet bereit, und boten ihm - wenn sie großzügig waren - auch noch Unterstützung bei der Installation der Software. Daß man mit diesem bescheidenen Service nicht überleben konnte, war abzusehen.Schon nach zwei Jahren setzte das große Provider-Sterben ein. Nur die Großen wie Uunet konnten überleben, dank ihrer schieren Größe. Aber nicht alle kleinen Dienstleister mußten aufgeben, einige von ihnen besetzten die für die Global Player uninteressanten Nischen. Sie berieten etwa ihre Kunden auch beim Web-Design oder halfen ihnen bei Werbe- und Marketingmaßnahmen.

Doch ein viel lukrativeres Geschäft lockt erst mit der Integration von Warenwirtschaftssystemen in die Web-Präsenz eines Unternehmens. Erst wenn es VARs hierzulande gelingt, die gesamte Wertschöpfungskette vom elektronischen Bestellvorgang über die Abfrage im Lager bis zur elektronischen Bezahlung vollständig zu digitalisieren und zu automatisieren, kann von einem Durchbruch des E-Commerce die Rede sein. Bisher ist es vielmals so, daß E-Mail-Bestellungen beim ISP ausgedruckt und dann an den Anbieter per Fax weitergeleitet werden - wahrhaft keine innovative Lösung.

Doch auch die auf dem Markt verfügbaren Produkte für diesen Web-Komplett-Service können nicht einfach von der Stange erworben und sofort installiert werden. Hier muß ein kompetenter Systemintegrator ran. Erste Ansätze gibt es bereits, doch es besteht nach wie vor immenser Nachholbedarf.

Ein weiteres lohnendes Geschäftsfeld eröffnet sich den VARs mit der zunehmend ernstgenommenen Sicherheitsproblematik. Hatten es bisher die Hacker auf die Web-Site abgesehen, so entstand für das davon betroffene Unternehmen "nur" ein Image-Schaden. Was passiert aber, wenn der Eindringling über die Homepage auf die SAP-R/3-Anwendung Zugriff erhält? Dabei muß der Angreifer gar nicht mal von außen kommen, immerhin werden mehr als drei Viertel aller Störungen der Netzwerksicherheit von Insidern verursacht. Hier gilt es also, auch das firmeninterne Intranet entsprechend zu konfigurieren und zu warten.

In den USA geht man davon aus, daß durch Datendiebstahl jährlich ein finanzieller Verlust von acht Milliarden Dollar entsteht, für das kommende Jahr erwartet man dort gar einen Schaden von 200 Milliarden. In Deutschland dürfte die Analyse nicht viel rosiger ausfallen. Und wenn man bedenkt, daß mit jeder durch Datendiebstahl verlorenen Mark zehn weitere an Folgekosten entstehen, dürfte es eigentlich einem Sicherheitsspezialisten nicht mehr schwerfallen, Kunden für seine Dienste zu gewinnen.

Ronald Wiltscheck

rwiltscheck@computerpartner.de

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