Star-Division will die Trauben für Microsoft höher hängen

03.07.1997
MÜNCHEN: Mit der Markteinführung von StarOffice 4.0 wollen die Hamburger den Mitbewerbern zeigen, wo es lang geht. Sie streben eine technologische Vorreiterrolle an und wollen endlich auch international Fuß fassen. Das plattformübergreifende Büropaket wurde in eine neue Arbeitsumgebung gepackt und soll mittels eines Java-Clients auch den Einsatz auf Rechnern der letzten Generation erlauben.Marco Börries, Geschäftsführer und Gründer der Hamburger Softwareschmiede Star Divison GmbH, hat sich für das laufende Jahr viel vorgenommen. "Wir werden für dieses Jahr einen waghalsigen Claim stecken: Wir wollen einer der führenden Softwarehersteller der Welt werden", lautet sein Anspruch. Er ist davon überzeugt, daß er mit seiner neuesten Errungenschaft, der Version 4.0 des Büro- und Kommunikationspakets StarOffice, auch international einen "durchschlagenden Erfolg" (Börries) erzielen wird.

MÜNCHEN: Mit der Markteinführung von StarOffice 4.0 wollen die Hamburger den Mitbewerbern zeigen, wo es lang geht. Sie streben eine technologische Vorreiterrolle an und wollen endlich auch international Fuß fassen. Das plattformübergreifende Büropaket wurde in eine neue Arbeitsumgebung gepackt und soll mittels eines Java-Clients auch den Einsatz auf Rechnern der letzten Generation erlauben.Marco Börries, Geschäftsführer und Gründer der Hamburger Softwareschmiede Star Divison GmbH, hat sich für das laufende Jahr viel vorgenommen. "Wir werden für dieses Jahr einen waghalsigen Claim stecken: Wir wollen einer der führenden Softwarehersteller der Welt werden", lautet sein Anspruch. Er ist davon überzeugt, daß er mit seiner neuesten Errungenschaft, der Version 4.0 des Büro- und Kommunikationspakets StarOffice, auch international einen "durchschlagenden Erfolg" (Börries) erzielen wird.

Doch schon einmal hatte das Unternehmen derartig vollmundige Ankündigungen nicht umsetzten können. 1995 gerieten die Hamburger international in die Schlagzeilen, als bekannt wurde, daß niemand geringerer als IBM beabsichtigte, eine weltweit gültige Vereinbarung zum Wiederverkauf von StarOffice mit den Hamburgern abzuschließen. Doch der Deal wurde nie Realität, da Big Blue zu diesem Zeitpunkt entschied, sich Lotus einzuverleiben und damit deren Officelösung Smart Suite anbieten konnte. Zwar interessierte sich Big Blue auch weiterhin für StarOffice, doch zu einer strategischen Entscheidung kam es bis heute nicht. "Wir waren ganz klar damit überfordert, dem Bedarf nach allen möglichen internationalen Sprachversionen nachzukommen", gesteht Börries ein.

Neuartige Arbeitsumgebung

Jetzt will die Star Division einen neuen Versuch starten, von der Waterkant aus internationalen Boden zu erobern. Das Unternehmen will vor allem mit neuen technologischen Konzepten und Funktionalitäten der am 24. März diesen Jahres erscheinenden Officesuite überzeugen. So legt Börries Wert darauf, daß es sich bei StarOffice 4.0 nicht um eine Weiterentwicklung des Vorgängerprodukts handelt, sondern um ein komplett neues Produkt.

StarOffice 4.0 besteht nicht mehr länger aus verschiedenen Einzelkomponenten wie Tabellenkalkulation, Textverarbeitung, Präsentations- oder Zeichenprogramm, sondern aus einer einzigen Arbeitsumgebung. Börries und seine Entwickler sind der Ansicht, daß sich damit die tagtägliche Arbeit vereinfacht. "Wir wollen das aufgabenorientierte Arbeiten fördern.

Der Anwender soll nicht mehr zwischen den verschiedenen Anwendungen wechseln müssen, je nach dem ob er eine Tabelle, einen Text oder eine HTML-Seite bearbeitet", faßt der Star-Division-Chef die Vorteile zusammen. "Die Tage der Puzzlespiele und des ständigen Wechsels zwischen den verschiedenen Einzelprogrammen gehört der Vergangenheit an", so Börries, der mit dieser Aussage seinen in Deutschland schärfsten Mitbewerber Microsoft aufs Korn nimmt.

Zudem wurde die Kommunikationsfähigkeit des Officepakets stark erweitert. Ein integrierter Browser erlaubt beispielsweise innerhalb des Arbeitsfensters den Besuch des World Wide Web. Der Versand, Empfang und die Verwaltung von E-Mails ist ebenfalls möglich. "Damit wirkt in Office 97 die Integration von Internetdiensten geradezu lächerlich", tönt Börries, der davon überzeugt ist, daß die Anbindung eines Officepakets an das Inter- oder firmeneigene Intranet logische Konsequenz der zunehmenden Nutzung von OnlineDiensten als Arbeitsmittel sei.

Die Verfügbarkeit des Produkts für verschiedene Plattformen ist für den Unternehmensgründer ein weiterer wichtiger Aspekt für den erhofften Erfolg. So werden die Hamburger die kommende Version nicht nur für die Microsoft-Betriebssysteme anbieten, sondern darüber hinaus das MacOS, OS/2 und verschiedene Unix-Derivate unterstützen.

Auch leistungsschwache Clients werden bedient

Als besonderen Clou sieht der Softwarehersteller die Entwicklung des StarOffice Application Servers. Damit soll es künftig möglich sein, die volle Funktionalität von StarOffice 4.0 auch auf leistungsschwachen Clients zu fahren. "Wir wissen, daß viele Unternehmen als Arbeitsplatzrechner 486er im Einsatz haben und nicht gewillt sind, diese durch Pentium-Maschinen zu ersetzen. Sie sind es leid, bei Erscheinen eines neuen Betriebssystems oder Anwendung die bestehende Infrastruktur aus dem Fenster zu werfen. Auch die alten Mainframes stehen noch in großer Anzahl in den Unternehmen. Unsere Absicht ist es deshalb, auch auf betagten 486er-Rechnerm mit acht Megabyte Arbeitsspeicher und 50 Megahertz Taktrate volle StarOffice-Funktionalität bereitzustellen", schildert Börries seine Intention. Mit der Eigenentwicklung namens Distributed Component Computing Architecture (DCCA) soll dies Realität werden. Es soll die Aufgabenverteilung zwischen Server und Client skalierbar machen. DCCA steuert, welche Teile der Anwendungen auf dem Server oder auf dem Client ausgeführt werden. StarOffice Applikation Server wird es nach Auskunft des Unternehmens für die Betriebssysteme Windows NT, OS/2, Unix, und OS/400 sowie OS/390 geben. Auf seiten des Client kann wahlweise eine derzeit nur ganze 386 Kilobyte große C++- oder Java-Software zum Einsatz kommen. Diese werden kostenlos abgegeben. Sie sollen ab 2. April diesen Jahres für OS/2, Windows 3.1/NT/95, Unix, Powermacintosh, Unix und eventuell für PDAs und TV Set-Top-Boxen zu Verfügung stehen. Die Serversoftware wird, abhängig von der Zahl der Anwender, gleichzeitig auf die Applikation zugreifen können, in Rechnung gestellt. "Ich bin sicher, daß wir durch diese Technologie den Java- und NC-Markt auf Trab bringen", gibt er sich siegessicher. Börries glaubt, daß sich die Anbieter von NCs nur deshalb so zurückhaltend zeigen, da es bis dato an geeigneter Software mangelt. "Network-Computing ist keine Frage der Hardware- sondern der Software-Architektur", gibt er zu verstehen. Es sei vollkommen überflüssig, sich darüber zu streiten, ob ein sogenannter Thin-Client nun mit acht oder 64 Megabyte, mit oder ohne Festplatte ausgerüstet ist, was zähle, ist die Bereitstellung geeigneter Software, den Rest (die Hardware) könne man getrost aus den Komponenten zusammenfügen, die sowieso bereits verfügbar seien.

Strategische Partnerschaften angepeilt

Börries sieht sich jedenfalls für einen Großangriff auf seine Hauptkonkurrenten wie Microsoft und Corel gut gerüstet. Nach einer Studie des Marktforschungsunternehmens IDC erreichten die Hamburger 1995 mit rund 200.000 verkauften Exemplaren in Deutschland einen Marktanteil von knapp 22 Prozent, Börries rechnet für 1996 mit über 30 Prozent. Nach eigenen Angaben wurde StarOffice im vergangenen Jahr über eine Million Mal verkauft, davon etwa 870.000 mal in Deutschland. Der steile Anstieg liegt vornehmlich in der OEM-Partnerschaft mit Vobis und Peacock begründet, die die Software zusammen mit ihren Rechnern ausliefern. Die Star Division bestreitet nach eigenem Bekunden etwa 70 Prozent seines Umsatzes mit Firmenkundengeschäften. Über die Umsatzhöhe schweigt sich das in privater Hand befindliche Unternehmen allerdings aus. Als einen wichtigen Schritt in den internationalen Markt bezeichnet der Firmenchef die Eröffnung von Zweigniederlassungen in Paris, Mailand, London und Palo Alto. Auch die weitere strategische Zusammenarbeit mit der IBM Deutschland, der Siemens AG weltweit, Apple Computer sowie Caldera soll dieses Jahr zu den Hauptaktivitäten der Nordlichter zählen. Welche Ziele und Zahlen die Star Division mit seiner neuen Produktfamilie auf nationaler und internationaler Bühne erreichen will, bleibt Börries allerdings noch schuldig. Er reduziert seine hochgesteckten Absichten in der Unternehmensentwicklung auf die Worte "Was wir in Deutschland erreicht haben, das schaffen wir auch anderswo." (cm) Halle 2, Stand D24

Zur Startseite