Startups: Nicht nur Indianer, auch die Häuptlinge wollen weg

16.08.2001
Startups haben nicht nur mit miesen Zahlen, Insolvenzen und einem ziemlich schlechten Ruf zu kämpfen. Die Mitarbeiter der New Economy haben die Nase voll und sehen sich nach neuen Jobs um. Dies betrifft auch die oberen Führungsetagen der jungen Unternehmen.

Es fehlen die Perspektiven, und die Mitarbeiterführung soll nicht die Beste sein. Deshalb wollen rund 80 Prozent der Angestellten in Startup-Unternehmen den Job wechseln. Unter den 450 Beschäftigten, die im Rahmen der Studie "Entrepreneurs for the Next Economy" befragt wurden, waren auch zahlreiche Geschäftsführer und Bereichsleiter. Auch sie hat das Reisefieber gepackt.

"Old Economy wieder attraktiv"

Mehr als 60 Prozent sehen sich in einem Unternehmen der Old Economy besser aufgehoben. Insgesamt haben 88 Prozent der Befragten für sich entschieden: kein Startup mehr. Die Initiatoren der Studie, die Universität Witten/Herdecke und die Personalberatung Heidrick & Struggles International, sehen in der großen Zahl der frus-trierten Arbeitnehmer in der New Economy ein alarmierendes Zeichen.

Die abwandernden Mitarbeiter sind frustriert. Laut der Studie ist ein Viertel der Wechselwilligen sogar bereit, in der Hierarchie ein paar Stufen hinunterzusteigen. Zwei Drittel legen weiterhin Wert auf eine leitende Position. Die Jahre bei der New Economy waren zwar nicht umsonst: Vor allem Krisen-Management, Konfliktstärke und Gestaltungskraft geben die Old-Economy-Bewerber als die Fähigkeiten an, die sie während ihrer Zeit bei Start-ups gelernt haben. Doch außer Chaosbewältigung habe er nichts dazugelernt, zitiert die "Financial Times", einer der Auftraggeber der Studie, einen der Befragten.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass 39 Prozent der wechselwilligen Startup-Angestellten die mangelnden Perspektiven in der New Economy angeben. Bei den Geschäftsführern sind es immerhin noch 28 Prozent, die für sich selbst keine positiven Aussichten mehr in den jungen Firmen sehen. Etwa ein Fünftel gibt jeweils an, ihr Einkommen sichern zu wollen oder eventuell auch sogar auf eine Einkommenssteigerung zu hoffen. Die Experten sehen auf die wechselwilligen Yuppies allerdings massive Schwierigkeiten in den traditionellen Unternehmen zukommen. Die karrierewilligen Befragten dürften sich schwer tun mit den oft eingefahrenen festen Hierarchien in den Traditionsunternehmen. Außerdem, so die Experten, müssten sie mit ihrem Ruf als "Internet-Bankrotteur" kämpfen. Da könne es leicht vorkommen, dass die durchaus sinnvollen Fähigkeiten, die sie durch die "Chaosbewältigung" beim Startup erworben haben, wieder unter dem Teppich verschwinden.

Im besten Fall komme es dazu, dass die Mitarbeiter ihre Startup-Erkenntnisse in die Old Economy einbringen und es schaffen, diese mit den bewährten Geschäftsmodellen der Old Economy zu verbinden. Dann, so die Initiatoren der Studie, könne mittelfristig aus der Old Economy durch die New Economy eine "Next Economy" entstehen.

ComputerPartner-Meinung:

Ob die frustrierten Startup-Teams den Drive haben, an den Grundfesten ihrer neuen Arbeitgeber zu rütteln, ist fraglich. Denn die Studie zeigt, dass gut ein Fünftel erst einmal ihr Einkommen sichern will (siehe Grafik). Die Sturm- und Drangzeit dieser Arbeitnehmer dürfte vorbei sein, weshalb die Vision von der "Next Economy" wohl ein Traum bleiben wird. (gn)

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