Stockende Athlon-Auslieferung

26.08.1999

FRANKFURT: Ab dem 16.August wollte Intel-Rivale AMD seinen Pentium-III-"Killer" "Athlon" in den Markt bringen. Ohne Werbung - und ohne genügend Unterstützung von Motherboard-Herstellern. So kann kaum ein Händler Athlon-PCs liefern.Mit gemischten Gefühlen muß Chipbauer AMD die Athlon- Premiere am 16. August und die Tage seitdem verfolgt haben. Zwar kann der einzige Hersteller, der Intel im PC-Markt noch sauer aufstößt, den Chip liefern, doch Motherboards sind hierzulande kaum aufzutreiben. "Wir können im Moment nicht liefern. Wir setzen Sie aber gerne auf unsere Bestell-Liste", lautet die telefonische Auskunft der PC-Handelsgruppe Computer Discount 2000 in Mühlheim-Kärlich.

Brancheninsider erklären den wenig glücklichen Start von AMD (siehe ComputerPartner 27/99, Seite 10) damit, daß "die paar tausend Mainboards, die AMD zum Start herstellen lies", nahezu komplett an Systemintegratoren gingen. "Für die Distribution ist einfach zu wenig da", ist sich ein Kenner sicher. Das paßt zu der für Händler merkwürdig anmutenden Aussage des Dornacher Distributors Macrotron. Er erklärt auf Anfrage, er könne seinen Fachhändlern Athlon-Chips in ausreichender Stückzahl anbieten. Mainboards allerdings erst in drei Wochen. Die Startprobleme sind AMD durchaus bewußt. "Es gibt Allokationsprobleme", bekennen die Frankfurter und verweisen darauf, die Nachfrage abgewartet zu haben. Doch für den Händler, der sich erwartet hat, gleichzeitig mit dem Athlon-Start Pluspunkte beim Kunden zu sammeln, ist der Mangel an geeigneten Motherboards fatal. "Nachfrage hätte ich genügend. Da ich dem Kunden keinen Liefertermin geben kann, springt er ab", berichtet ein Händler.

Der Chipbauer, dessen PC-Chip-Meßlatte für das Jahr 2001 nach eigenen Aussagen bei zirka 30 Prozent Marktanteilen liegt, will jetzt der Nachfrage entsprechend schleunigst produzieren. "Sie ist extrem hoch", versichern die Frankfurter. Was einige Händler bestätigen. "Wir könnten viel mehr Systeme verkaufen, aber wir bekommen keine", klagt ein Händler im Ruhrgebiet. "Ich kann nur abwarten." Mit Galgenhumor formuliert ein anderer Händler: "Zum Testen reichen die Boards, für eine weltweite Kampagne wohl kaum." Diese hätte gewiß im Interesse AMDs gelegen. Zumal die Kalifornier nach eigener Aussage das Image eines Billiganbieters abstreifen möchten. Doch die finanzielle Ausstattung der Kalifornier ist so dünn, daß sie selbst bei der Athlon-Premiere Geld sparen mußten, bemerkt ein Marktexperte. Erst Mitte September wird sich an dem Mainboard-Stau grundlegend etwas geändert haben, glaubt er. "AMD weiß: Der Athlon ist für sie die letzte Chance. Es liegt an ihnen, sie zu nutzen." (wl)

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