Storage: Gesetzeslage kaum bekannt

18.04.2006
Beim Thema "Information Lifecycle Management" (ILM) hinkt Deutschland dem europäischen Durchschnitt hinterher. Das war eines der Ergebnisse einer Marktstudie der Experton Group.

Von Dr. Ronald Wiltscheck

Zu ihrem Zustand der Datenpflege befragte Experton telefonisch 200 IT-Leiter in deutschen Anwenderunternehmen. Vor allem die 80 mittelständischen Firmen mit weniger als 500 Mitarbeitern zeigten dabei deutliche Defizite, was ihre Datenverfügbarkeit betrifft.

Daten wiederherstellen ist oft schwierig

Einem Drittel der von Experton befragten IT-Leitern zufolge waren die aktuellen gesetzlichen Bestimmungen zur Archivierung nicht hinreichend bekannt. Nur ein Fünftel der untersuchten Firmen sah sich in der Lage, auf gerichtliches Verlangen die volle Korrespondenz zu einem bestimmten Geschäftsvorgang im vertretbaren Zeitrahmen vorlegen zu können. 68 Prozent der von Experton telefonisch befragten IT-Leiter könnten diese Daten erst "mit größerem Aufwand" wiederbeschaffen, acht Prozent sahen sich dazu außer Stande, acht Firmen wussten gar nicht, ob so etwas überhaupt möglich wäre.

Dennoch, bereits heute beschäftigen sich fast 77 Prozent der von Experton untersuchten Unternehmen mit dem Thema "Information Lifecycle Management" (ILM). Jede vierte Firma hat eigenen Angaben zufolge ILM bereits punktuell umgesetzt; eine komplette, unternehmensweite ILM-Strategie verfolgen aber nur 3,5 Prozent der befragten IT-Leiter. Der Rest von ihnen betrachtet Information Lifecycle Management lediglich als Produkt.

"Die organisatorische Seite der ILM-Umsetzung indessen steckt bei deutschen Anwenderunternehmen noch in den Kinderschuhen", kommentiert Wolfram Funk, Senior Advisor bei Experton, diese Zahlen. So ist es vor allem um das Change Management und die Datenklassifizierung schlecht bestellt. In vielen Unternehmen ist es nach wie vor nicht klar festgelegt, welche Daten sehr schnell verfügbar sein müssen und welche ins Langzeitarchiv wandern können. Weitere Mängel offenbaren sich außerdem bei Zuständigkeiten im Katastrophenfall, etwa wenn ein Rechenzentrum zerstört wird.

Weitere Fusionen und Akquisitionen in Sicht

Trotz gewisser Berührungspunkte von Information Lifecycle mit dem Enterprise Content Management (ECM) wird das Gros der ILM-Initiativen von Storage-Vorhaben vorangetrieben. Passend dazu erweitern derzeit die bekannten Storage-Produktanbieter ihr Portfolio und legen zunehmend ihr Augenmerk auf Storage-Management-Systeme. Mit derartiger Software könnten Vertriebspartner ihre Margenverluste im Hardwaresegment ausgleichen. So wird auch der Trend zu weiteren Fusionen und Akquisitionen im Storage-Markt nach Ansicht der Experton Group bis mindestens 2007 anhalten.

Ein weiteres Konvergenzfeld tut sich im Netzwerksegment auf. Denn laut Experton wird mittelfristig immer mehr ITM-"Intelligenz" in Hardwarekomponenten wie Switches und Arrays integriert. Größere Speicher- und Systemhersteller haben die so genannte Grid-Computing-Architektur auf ihre Roadmap gesetzt. Damit verfolgen sie ein On-Demand-Konzept. "In der Vergangenheit litten "Storage-on-Demand" zugrunde liegenden Servicemodelle und -technologien noch unter mangelnder Reife und Akzeptanz", so Wolfram Funk von Experton. "Angesicht der verschärften gesetzlichen Vorschriften wird eine derartige Dienstleistung zwischen 2006 und 2008 eine Renaissance erleben".

Diese Prognose sieht der Marktforscher durch die Ergebnisse seiner Befragung bestätigt. So wollen immer mehr Anwenderunternehmen sich des Service externer Dienstleister versichern. So genannte "On-Demand-Dienste für Storage und ILM" nehmen heute bereits neun Prozent der von Experton befragten Unternehmen in Anspruch, weitere zehn Prozent wollen es demnächst tun. Bei der ILM-Strategie und der Prozessberatung setzt schon fast jedes dritte Unternehmen auf die Dienste von Vertriebspartnern, weitere 13 Prozent wollen dies in nächster Zeit nachholen.

Ähnlich hohe Outsourcing-Anteile erreichen Themen wie Beratung (allgemein) und Feinkonzepte: ein Drittel heute und weitere 14 Prozent künftig. Was die Konsolidierung von Storage-Infrastrukturen betrifft, so vertrauen hier heute 38 Prozent der Unternehmen auf externe Berater, und weitere zwölf Prozent werden dies ihrer Aussage zufolge bald tun. Fast zwei Drittel der von Experton befragten Firmen lassen ihre Storage-Systeme extern warten, hier sind die möglichen Steigerungsraten naturgemäß nicht mehr so hoch: Nur noch 6,5 Prozent der Anwender wollen diesen Bereich künftig outsourcen.

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