Streng vertraulich: Bei Microsoft heiligt der Zweck die Mittel

05.08.1998

MÜNCHEN: Und eigentlich lieben sie sich doch! Während es in der vieldiskutierten Beziehungskrise zwischen Microsoft und der Zeitschrift PC-WELT brodelt und knistert, ist der Software-Potentat unter gewissen Umständen durchaus bereit, seinen Groll gegen das "schwer erziehbare" Blatt kurz beiseite zu schieben.Streng vertraulich" ist das Infomaterial, das Microsoft kürzlich seinen Händlern zukommen ließ. Streng vertraulich demnach auch die Mittel, mit denen der Softwarekrösus seinen Händlern das neue Betriebssystem Windows 98 schmackhaft zu machen und deren Abnahmefreudigkeit anzukurbeln versucht: Da kamen die Umfrageergebnisse der "PC-Welt", mit denen das Software-Unternehmen in seiner Partner-Info argumentiert, gerade recht. Tatsächlich ließ das Resultat auf ein nicht unerhebliches Upgrade-Potential des Windows 95-Nachfolgers schließen: Hatten doch immerhin 44 Prozent der 500 im letzten Sommer befragten "PC-Welt"-Leser vor, sich in diesem Jahr Win 98 zuzulegen. Was Microsoft ganz zu erwähnen vergaß: Bei dem aufgeführten Zahlenmaterial handelt es sich lediglich um die erste von drei Umfragerunden. Denn noch zweimal stellte die "PC-Welt" die Gretchenfrage. Das Ergebnis: Der Upgrade-Enthusiasmus hat inzwischen empfindlich nachgelassen. Bereits im November 1997 konnten sich lediglich 28 Prozent der Interviewten 1998 ein Upgrade vorstellen. Und im März dieses Jahres waren es gar nur noch magere neun (!) Prozent, die Windows 98

"auf jeden Fall" einsetzen wollten. Wie viele davon nach dem mäßig beeindruckenden Debüt, das der jüngste MS-Betriebssysstem-Sproß vor kurzem auf der Comdex gab, noch übrigbleiben, muß man abwarten: Windows 98 hielt der Präsentation in Chicago durch Bill Gates nicht stand und stürzte ab. (taf)

Stark angefangen und stark nachgelassen: Seit der ersten Befragung der Zeitschrift "PC-Welt" im vergangenen Sommer ist die Zustimmungsrate von 44 auf neun Prozent gesunken.

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