Regierung fordert härtere Gesetze zur Internetregulierung

Südkorea: Filmstar durch Online-Mobbing in den Freitod getrieben

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Der Selbstmord der populären Schauspielerin Choi Jin Sil entwickelt sich in Südkorea zu einer nationalen Affäre mit weitreichenden Konsequenzen. Diese betreffen vor allem das Internet, das von den südkoreanischen Behörden als Ursache des tragischen Ereignisses genannt wird. Wie die Zeitung International Herald Tribune berichtet, habe die Polizei mittlerweile nachweisen können, dass die Verzweiflungstat des Filmstars eine direkte Reaktion auf im Web verbreitete rufschädigende Gerüchte gewesen sei. Kurz nach dem Bekanntwerden des näheren Tathintergrunds brach im Parlament Südkoreas ein heftiger Streit über die bestehenden Internetregulierungsmaßnahmen aus. Während die Regierung den aktuellen Todesfall zum Anlass nimmt, um eine verschärfte Kontrolle des Internets zu fordern, lehnt die Opposition dies mit der Begründung ab, dass die bestehenden Gesetze gegen sogenanntes "Cybermobbing" völlig ausreichend seien.

Seoul (pte/14.10.2008/13:50) - Der Selbstmord der populären Schauspielerin Choi Jin Sil entwickelt sich in Südkorea zu einer nationalen Affäre mit weitreichenden Konsequenzen. Diese betreffen vor allem das Internet, das von den südkoreanischen Behörden als Ursache des tragischen Ereignisses genannt wird. Wie die Zeitung International Herald Tribune berichtet, habe die Polizei mittlerweile nachweisen können, dass die Verzweiflungstat des Filmstars eine direkte Reaktion auf im Web verbreitete rufschädigende Gerüchte gewesen sei. Kurz nach dem Bekanntwerden des näheren Tathintergrunds brach im Parlament Südkoreas ein heftiger Streit über die bestehenden Internetregulierungsmaßnahmen aus. Während die Regierung den aktuellen Todesfall zum Anlass nimmt, um eine verschärfte Kontrolle des Internets zu fordern, lehnt die Opposition dies mit der Begründung ab, dass die bestehenden Gesetze gegen sogenanntes "Cybermobbing" völlig ausreichend seien.

"Das Internet hat sich in unserem Land zu einer Toilettenwand entwickelt", erklärt Hong Joon Pyo, Vertreter der südkoreanischen Regierungspartei Grand National Party, gegenüber dem International Herald Tribune. Verbale Übergriffe im Web seien in Südkorea sehr verbreitet. "Wir haben es hier mit einem wachsenden sozialen Problem zu tun, dessen Lösung inzwischen ein Hauptanliegen der Regierung geworden ist", ergänzt Pyo. Bereits seit mehreren Monaten beschäftige die Regierung ein Team aus 900 Agenten des nationalen Cyber Terror Response Centers, das sich speziell mit dem Auffinden von rufschädigenden Inhalten und Cybermobbing-Attacken im Web befasse. Im Fokus der Fahnder stehen dabei vor allem Online-Foren und Blogs. "Wir brauchen aber ein härteres eigenständiges Gesetz im Kampf gegen Online-Verleumdung, das den Opfern schneller und breiter hilft", fordert der Regierungsvertreter.

Die Opposition wirft der Regierung wiederum vor, den aktuellen Fall lediglich zu missbrauchen, um das eigene Ziel einer stärkeren Internetregulierung umsetzen zu können. "Der Regierung geht es in erster Linie darum, das Web als beliebte Plattform für regierungskritische Proteste zu kontrollieren", heißt es in einer Oppositionserklärung. Die gegenwärtige Rechtslage sehe aber ohnehin bereits eine härtere Verfolgung von öffentlichen Rufschädigungen vor, wobei auch das Internet miteinbezogen sei. "Wenn die Politiker glauben, sie könnten solche Tragödien mit einem eigenen Gesetz gegen Cybermobber verhindern, umgehen sie den Ursprung des Problems", kritisiert auch Jeon Jun Hee vom Seoul Metropolitan Mental Health Center. Allein im vergangenen Jahr seien bei der südkoreanischen Polizei über 10.000 Cybermobbing-Fälle behandelt worden.

Die Schauspielerin Choi Jin Sil wurde am 2. Oktober erhängt in ihrem Badezimmer aufgefunden. Ihre Mutter hatte gegenüber der Polizei bestätigt, dass Choi gegen Mitternacht betrunken heimgekommen sei und sich sehr über Gerüchte aufgeregt habe, die im Internet aufgetaucht seien. Darin wurde die Schauspielerin beschuldigt, einen Kollegen, der sich nur wenige Wochen zuvor das Leben genommen hatte, mit Schuldrückzahlungsforderungen in den Selbstmord getrieben zu haben. Laut Bericht war Choi vor einigen Jahren schon einmal Opfer von heftigen Cybermobbing-Attacken aus dem Internet. Nach Angaben der Polizei musste sie seitdem sogar Antidepressiva nehmen. (pte)

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