Systems 98:

29.10.1998

Mehr Aussteller, mehr Besucher, mehr Qualität - die nüchternen Zahlen der Erfolgsbilanz der Münchner Messemacher für sich betrachtet erwecken den Anschein, die Systems hätte ein hervorragendes Debüt auf dem neuen Messegelände gegeben. Hat sie nicht. Sie war durchwachsen bis ordentlich, nicht mehr und nicht weniger. Das Positivste vorneweg: Das neue Messegelände ist klasse, modern, hell, funktional, architektonisch gelungen. Und die symmetrische Anordnung der Hallen ermöglichte den Systems-Strategen endlich, ihr seit Jahren glücklos praktiziertes Konzept von den "Messen in der Messe" erfolgreich umzusetzen. Das Angebot, gegliedert nach Themenschwerpunkten, war übersichtlich, die Messegänger hatten kurze Wege. Auch der Dealers-only-Bereich, in diesem Jahr in einer eigenen Halle, kann als Pluspunkt vermerkt werden. Zudem war der Anteil der Fachbesucher erfreulich hoch. Der Tageskartenpreis von 32 Mark für Schüler und Studenten hielt die Kiddis fern - allerdings leider auch den von der ITK-Branche so verzweifelt gesuchten Nachwuchs.Schwer nachvollziehbar sind indes die von der Messeleitung gezählten 129.000 Besucher. Den ganzen Montag über hätte man jeden einzelnen mit Handschlag begrüßen können. Auch an den besser besuchten Folgetagen tobte nirgendwo wirklich richtig das Leben. Und der Verkehrsfunk des Bayerischen Rundfunks hatte alle Mühe, wenigstens so etwas wie einen "Systems-Stau" zu melden. So ist denn nicht verwunderlich, daß ein Aussteller den von der Messeleitung ausgemachten Publikumsrekord mit den Worten kommentierte: "Die haben die Besucher ja auch noch gezählt, wenn sie die Messe verließen." Möglich wär's: Wer vor 18 Uhr ging, mußte seine Eintrittskarte noch einmal durch das elektronische Zugangssystem jagen.

Unverständlich ist, daß die Systems-Strategen eine Reduzierung der Messedauer weit von sich weisen. "Wir werden fünf Werktage beibehalten", betonte Messechef Joachim Enßlin am Ende. Dabei könnte man sich den toten Montag wirklich sparen, er wird nie besser laufen. Am ersten Tag der Woche finden in vielen Unternehmen Warm-ups statt, Anwesenheit für die Entscheider ist Pflicht. Überheblichkeit können sich die Münchner nun wahrlich nicht leisten. Denn die eigentliche Bewährungsprobe steht ihnen erst noch bevor. Ob nämlich die IT-Prominenz weitgehend geschlossen auch 1999 wieder dasein wird, steht derzeit noch in den Sternen.

Beate Kneuse

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