Tablet-PCs: schleppender Marktstart

27.03.2003
Einen fulminanten Auftakt sollten die tragbaren Rechner mit Handschrifterkennung erleben - doch der scheint verschoben.

"Bereits in fünf Jahren werden Tablet-PCs die populärsten Computer sein", erklärte Microsoft-Gründer Bill Gates vollmundig im November 2002 auf der Computermesse Comdex in Las Vegas zum Start einer neuen Gerätegeneration. Doch bisher entpuppt sich diese Prognose als blankes Wunschdenken. Die Anwender lassen die als Innovation gefeierten mobilen Geräte bis dato links liegen.

Die Marktforscher aus dem Hause IDC haben erstmals Zahlen vorgelegt und das vierte Quartal des Jah-res 2002 genauer unter die Lupe genommen. In Europa, dem Mitt-leren Osten und Afrika (Emea) sind nur 20.000 Geräte abgesetzt worden - weltweit waren es etwa 70.000. Offenbar findet das Produkt-konzept bisher wenig Anklang, denn ein Bedarf an tragbaren Rechner ist durchaus festzustellen. So legte im gleichen Zeitraum der Notebook-Markt um vergleichsweise satte 19,5 Prozent zu, annähernd drei Millionen Geräte wurden in der Emea-Region abgesetzt. Recht behalten hat damit IT-Gigant IBM, der schon damals die Tablet-PC-Technologie für uninteressant hielt und - im Gegensatz zu vielen anderen großen Anbietern - bis zum jetzigen Zeitpunkt keine Produkte entwickelt hat.

Den Emea-Markt führte im letzten Kalenderviertel des Jahres 2002 Acer mit 7.987 abgesetzten Geräten an. Auf Platz zwei folgt Hersteller Hewlett-Packard mit 6.253 Stück, die Bronzemedaille fällt Fujitsu Siemens Computers zu, die 3.208 Tablet-PCs verkaufen konnten. Auf Rang vier mit 2.069 Stück schaffte es der japanische Elektronikkonzern Toshiba. Gerade mal 352 tragbare Rechner konnte der Fünftplazierte, der eher als Monitorfabrikant bekannte Anbieter Viewsonic, verbuchen. Der Rest folgte unter "ferner liefen".

Die relativ hohen Einstiegspreise von 2.000 Euro an aufwärts und eine noch nicht ausgereifte Windows-XP-Tablet-Version nennen die Analysten als Hauptgründe für den eher schleppenden Marktstart der Tablet-PCs. Die Marktforscher betonen allerdings auch, dass es noch zu früh sei, um ein abschließendes Urteil über die Zukunftsaussichten der portablen Rechner zu fällen.

www.idc.com

ComputerPartner-Meinung

Sind 20.000 verkaufte Tablet-PCs in ganz Europa, dem Mittleren Osten und Afrika im vierten Quartal 2003 eigentlich viel oder wenig? Immerhin ging diese Gerätekategorie erst in diesem Zeitraum an den Start, einige Anbieter konnten erst im Dezember die ersten Exemplare liefern. Ein Bremsklotz ist sicherlich noch die überarbeitungsbedürftige deutsche Handschriftenerkennung. Und bis durchdachte Komplettlösungen für verschiedene Branchen fertiggestrickt sind, braucht es auch seine Zeit. Das laufende Jahr wird zeigen, ob die Tablet-PCs das Zeug zum Kassenschlager haben. Noch hat IT-Guru Gates drei Jahre Zeit, um an seiner Prognose gemessen zu werden. (cm)

Zur Startseite