Taiwans junge Panel-Industrie zieht die LCD-Preise nach unten

15.03.2001
Wo immer Taiwans IT-Industrie die Finger drin hat, purzeln die Preise. Das bekamen zuletzt auch die großen TFT-Anbieter aus Japan und Korea zu spüren. Ganz dramatisch wurde der Preisrutsch, als Taiwan im vergangenen Jahr begann, auch LCD-Panels zu produzieren.

Es gab einmal eine Zeit, da konnten sich die Japaner und Koreaner gemütlich zurücklehnen und das Feld der Billig-LCDs den Taiwanern überlassen. Denn bei den Schlüsselkomponenten waren die Inselchinesen bis vor einem Jahr schließlich noch maßgeblich auf sie angewiesen. Das änderte sich, als Silicon Island auch die Technologie für die Panel-Produktion in die Finger bekam. Damit kehrte sich die Knappheit bei den Modulen innerhalb eines Jahres zu einem regelrechten Überangebot um. Hinzu kam ein Notebook-Markt, der schwächer war als erwartet. Die Folge: Die Preise für die Panels rutschten weiter in den Keller, was sich schließlich auch auf den Markt für LCD-Tischgeräte auszuwirken begann.

Das neue Statussymbol heißt TFT

Marktforscher Displaysearch zufolge sind die Januar-Preise für 15-Zoll-XGA-Panels innerhalb eines Jahres um 42 Prozent gesunken. Jedoch sei die Zeit der Preisnachlässe von bis zu 15 Prozent pro Quartal bald erreicht. Denn je günstiger die Geräte, desto mehr steige auch die Nachfrage, weshalb das Phänomen des Überangebots bei den Panels bald wieder nachlassen werde. Mittlerweile überschlagen sich jedoch die Meldungen von Billigangeboten.

Wie ComputerPartner berichtete (siehe Ausgabe 9/01, Seite 8), warb Media-Markt in seinem Jubiläums-Flyer mit einem 15-Zoll-Gerät für 999 Mark. Kurze Zeit später parierte die Natcomp AG mit einem 14-Zoll-TFT für 899 Mark. Christoph Dassau, Product Group Manager beim Münchener Broadliner Ingram, glaubt jedoch nicht, dass es mit dem Abwärtstrend endlos weitergeht: "Dass es bald einen 15-Zöller für 699 Mark geben wird, halte ich für das nächste halbe Jahr für eher unwahrscheinlich." Preisnachlässe von zehn bis 15 Prozent für die kommenden drei Monate sind ihm zufolge aber durchaus realistisch, zumal sich auch die Markenhersteller einem wachsenden Preisdruck ausgesetzt sehen. "Preispunkte von 1.999 Mark sind langfristig nicht haltbar." Das hat auch der japanische Riese Hitachi schmerzlich zu spüren bekommen und musste seinen Forecast von 1,5 Milliarden Dollar deutlich nach unten revidieren.

Für CRT-Monitore bedeutet der Preisrutsch bei LCDs zwar noch lange nicht das Aus, doch dürfte die Nachfrage nach den klobigen Tischgeräten deutlich sinken. Analysten in Taiwan rechnen damit, dass der Absatz von CRTs in diesem Jahr nur um sechs Prozent wachsen wird, der für LCD-Monitore hingegen um 100 Prozent. Dassau zufolge wird angesichts des Preisrutsches bei LCDs vor allem die Nachfrage nach 19-Zoll-Monitoren drastisch zurückgehen. Denn wenn es schon ein Statussymbol sein muss, dann werden sich viele Endverbraucher in Zukunft eher für die eleganten TFT-Displays entscheiden als für die CRT-Boliden.

Die Zukunft gehört den Flachen

Taiwans Industrie hat zwar viel Einfluss auf die Preisentwicklung im IT-Bereich. Es wäre allerdings zu einfach, den Preisverfall bei LCDs allein den Taiwanern in die Schuhe zu schieben. Denn auch die Markenhersteller aus Japan und Korea müssen ihre Kosten senken und überlassen daher immer größere Teile ihrer Produktion OEM-Partnern in Taiwan, die ihrerseits zunehmend nach China drängen, wo die Arbeitskräfte wesentlich günstiger sind.

Zu den führenden taiwanischen Neueinsteigern gehören Acer Display (ADT), Chunghwa Picture Tubes (CPT), Hannstar und der OEM-Riese Chi-Mei Optoelectro-nics. Letzterer hat gerade erst von NEC die Lizenz für 14,1-Zoll-Notebook-Panels erhalten und zählt bereits heute zu den zehn führenden OEM-LCD-Produzenten. Aber auch bei anderen Komponenten holt Taiwan mächtig auf. Allein Acer - bei Notebook-Displays innerhalb eines Jahres vom 15. auf den neunten Platz aufgerückt - plant, dieses Jahr im Industriepark Hsinchu fast zwei Milliarden Mark in die Forschung und Entwicklung für kleinere und mittelgroße TFT-Displays und organische LEDs zu stecken. Displaysearch geht davon aus, dass Taiwans Industrie zwischen 1999 und 2005 mehr als 37 Milliarden Dollar in die LCD-Produktion investieren wird. Gleichzeitig sollen die TFT-Umsätze der Insel in diesem Zeitraum um 88 Prozent jährlich auf über 15 Milliarden Dollar steigen. Damit würde Taiwan ein Drittel des Weltmarktes bedienen. Bei großen TFT-Panels (ab 10,4 Zoll) hat es schon jetzt Japan vom zweiten Platz verdrängt. Allein im Startjahr 2000 produzierte Taiwans Industrie über vier Millionen Panels für Notebook- und Standalone-Displays. Und bei Notebook-Panels kam die chinesische Insel im vergangenen Jahr bereits auf einen Weltmarktanteil von 14 Prozent und hängte damit Hitachi, Sharp und Toshiba ab. Unangefochtener Notebook-Panel-Krösus ist aber das koreanische Unternehmen Samsung mit einen Weltmarktanteil von 22 Prozent. Bei LC-Monitoren führt LG Philips mit einem Marktanteil von 20 Prozent, gefolgt von Taiwan mit 17 Prozent.

Marktforscher Stanford Resources geht davon aus, dass sich der weltweite Produktionswert für LCDs zwischen 2000 und 2006 mit 41 Milliarden Dollar mehr als verdoppeln wird. Allein die Umsätze für TFT-Monitore, von denen letztes Jahr weltweit sieben Millionen verkauft wurden, sollen bei jährlichen Absatzzuwächsen von 45 Prozent von 4,1 auf 16,7 Milliarden Dollar auf mehr als das Vierfache steigen. Die Zahl der LCDs für portable Computer soll bis 2006 bereits die 45-Millionen-Marke passieren, wobei ab 2004 über die Hälfte der Displays mindestens in SXGA- oder höherer Auflösung ausgeliefert werden dürfte. Auch Displaysearch stellt einen wachsenden Trend zu höherwertigen Notebook-Panels fest: Während die Nachfrage nach Panels mit bis zu 13,3 Zoll zum Teil stark rückläufig sei, erfreuten sich 14,1- und 15-Zöller eines Wachstums von 54 respektive 72 Prozent. Die Nachfrage nach XGA-Panels ist vom dritten zum vierten Quartal nur um ein Prozent gestiegen, die für SXGA-Panels mit 1.400 x 1.050 Pixel jedoch um 26 Prozent. Der brandneue Standard UXGA mit 1.600 x 1.200 Bildpunkten kam sogar auf ein Wachstum von 180 Prozent und erreichte damit innerhalb eines Quartals bereits einen Marktanteil von knapp einem Prozent.

www.displaysearch.com

www.ingram-macrotron.de

mic.iii.org.tw

www.stanfordresources.com

ComputerPartner-Meinung:

Es ist nur verständlich, wenn Taiwans IT-Industrie angesichts des rapiden Margenverfalls bei anderen Produkten nach Höherwertigem strebt. Doch wie das Beispiel CRTs zeigt, gräbt sie sich damit auch ihr eigenes Grab. Die Markenhersteller aus Amerika, Europa, Japan und Korea graben kräftig mit, denn vor lauter Ehrgeiz, die Kosten zu senken, verlassen sie sich immer mehr auf ihre Kumpels in Taiwan. Dabei scheinen sie noch nicht einmal zu merken, wie sich die Gräben im Zuge der Preiserosion über ihren Köpfen wieder schließen. Der desolate PC-Markt ist das beste Beispiel dafür. (kh)

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