Talfahrt im Einzelhandel geht weiter

05.08.1998

MÜNCHEN: Auch nach dem fünften Rezessionsjahr in Folge erwartet der deutsche Einzelhandel für 1998 keine wesentliche Erholung.Das Statistische Bundesamt verkündete für den Januar einen Umsatzrückgang im deutschen Einzelhandel von nominal 3,3 und real 3,7 Prozent, gemessen am Vorjahresmonat. Die Anzeichen mehren sich, daß auch im Wahljahr keine grundlegende Besserung der Lage zu erwarten ist.

Seit 1993 hat die Branche real 48 Milliarden Mark an Umsatz eingebüßt, und das, obwohl die gesamte Verkaufsfläche im gleichen Zeitraum um rund zwölf Prozent auf 96 Millionen Quadratmeter angewachsen ist. Für 1997 beziffert der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) den Einzelhandelsumsatz mit rund 715 Milliarden Mark (ohne Apotheken, Kfz-Handel und Brennstoffe). Das bedeutet ein Minus von nominal 0,8 und real 1,5 Prozent.

Als Hauptgründe für die anhaltende Talfahrt sieht der HDE die weiterhin angespannte Lage am Arbeitsmarkt und die Verlagerung der privaten Ausgaben. Während immer mehr Geld in Wohnungsmieten, Urlaub, Energie und Dienstleistungen fließt, machten Güter des Einzelhandels nur noch 34 Prozent der Haushaltsbudgets aus. Vor sieben Jahren lag der Anteil noch bei 42 Prozent. Auch die Mehrwertsteuererhöhung seit 1. April wird nach Ansicht des HDE weitere Kaufkraft abziehen und damit den Einzelhandelsumsatz zusätzlich schmälern. Der Verband rät den Betrieben, die einprozentige Mehrwertsteuererhöhung sofort auf die Preise aufzuschlagen und nicht, wie in vergangenen Jahren, erst nach und nach in die Kalkulation einfließen zu lassen. Andernfalls werde die Selbstausbeutung vieler Unternehmen weiter anhalten. Im vergangenen Jahr mußten immerhin 4.000 Betriebe Konkurs anmelden und die Zahl der Beschäftigten ging um 30.000 auf 3,3 Millionen zurück. Als einziger Lichtblick konnte vermeldet werden, daß die Branche unvermindert Ausbildungsplätze anbietet. So sei 1997 die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge um über sechs Prozent auf 60.000 gestiegen. 1998 sollen noch einmal 2.000 Lehrstellen zusätzlich angeboten werden. (akl)

Seit 1993 herrscht Flaute im deutschen Facheinzelhandel. Auch 1997 hat sich die Situation nicht verbessert. Die Umsätze gingen gegenüber dem Vorjahr insgesamt um ein Prozent zurück.

Quelle: Süddeutsche Zeitung

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