Tape-Libraries schließen Kapazitätslücken

28.11.1997
MÜNCHEN: Obwohl die Kapazität von Magnetbändern in den letzten Jahren deutlich erhöht werden konnte und inzwischen bis zu 70 GByte pro Medium beträgt, hält sie mit dem steigenden Speicherbedarf in Workstations und Server-Netzwerken nicht Schritt. Neben den Herstellern von Bandlaufwerken haben das auch die Anbieter komplexer Tape-Libraries für den Mainframe-Bereich erkannt und weiten ihr Engagement mit modifizierten Produkten auf dieses Marktsegment aus.Es ist ein bekanntes Problem, vor dem viele Netzwerkadministratoren früher oder später stehen: Die Kapazität von einzelnen Bandmedien reicht für System-Backups nicht mehr aus. Ein manuelles Wechseln der Bänder ist in den meisten Fällen keine Lösung. Von der Tatsache, daß Backups zu Zeiten geringer Systembelastung, das heißt vorzugsweise Nachts, durchgeführt werden, über zusätzlich entstehende Kosten bis zum Nachweis, daß die Sicherheit und Zuverlässigkeit von Datensicherungsoperationen durch manuelle Eingriffe reduziert wird, reicht die Liste der Gegenargumente.

MÜNCHEN: Obwohl die Kapazität von Magnetbändern in den letzten Jahren deutlich erhöht werden konnte und inzwischen bis zu 70 GByte pro Medium beträgt, hält sie mit dem steigenden Speicherbedarf in Workstations und Server-Netzwerken nicht Schritt. Neben den Herstellern von Bandlaufwerken haben das auch die Anbieter komplexer Tape-Libraries für den Mainframe-Bereich erkannt und weiten ihr Engagement mit modifizierten Produkten auf dieses Marktsegment aus.Es ist ein bekanntes Problem, vor dem viele Netzwerkadministratoren früher oder später stehen: Die Kapazität von einzelnen Bandmedien reicht für System-Backups nicht mehr aus. Ein manuelles Wechseln der Bänder ist in den meisten Fällen keine Lösung. Von der Tatsache, daß Backups zu Zeiten geringer Systembelastung, das heißt vorzugsweise Nachts, durchgeführt werden, über zusätzlich entstehende Kosten bis zum Nachweis, daß die Sicherheit und Zuverlässigkeit von Datensicherungsoperationen durch manuelle Eingriffe reduziert wird, reicht die Liste der Gegenargumente.

Sinnvoller ist der Einsatz von automatischen Wechseleinrichtungen für Magnetband-Cartridges. Das Angebot ist in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen und reicht vom einfachen Autoloader, der Platz für sechs bis zehn Medien bietet, bis zur komplexen Tape-Library, die je nach Ausbaustufe Platz für mehrere Tausend Kassetten bietet.

Streamer-Hersteller erweitern ihr Produktangebot

Neben bekannten Streamer-Herstellern wie Hewlett Packard, Tandberg oder Quantum, die ihr Produktspektrum von Einzellaufwerken auf Autoloader und Tape Libraries ausdehnten, steigt jetzt auch Imation in das Tape-Library-Geschäft ein. Das Unternehmen, das als einer der führenden Anbieter von Speichermedien gilt, möchte damit nach eigenen Worten dem Trend zu Gesamtlösungen, bestehend aus Hardware, Software und Medien, Rechnung tragen. Das in Kooperation mit Tandberg und Storage Tek entwickelte Produktspektrum von nicht weniger als neun Tape-Libraries soll den gesamten Bereich der mittleren und großen Netze abdecken.

Neben dem Einsatz beim bedienerlosen Medienwechsel während der Datensicherung kommen Datenbibliotheken heute verstärkt auch in anderen Bereichen zum Einsatz. Die Verwaltung großer Datenbestände, beispielsweise beim Document Imaging, zählt ebenso dazu wie die Aufgabe, ausgelagerte Daten von überlasteten System-Festplatten zu übernehmen. Daß bei der Auswahl geeigneter Tape Libraries der Qualitätsfaktor nicht unterschätzt werden sollte, darauf weist Volker Lange, Marketingleiter der Tandberg Data GmbH in Dortmund, hin. Detailaspekte wie der Verschleiß von Motoren, Antriebsriemen und -Wellen sind bei der Auswahl, seinen Worten nach, ebenso von Bedeutung, wie eine stabile Konstruktion.

Downsizing von Mainframe-Komponenten

Ein Unternehmen, daß das Marktpotential für automatische Wechselsysteme, insbesondere in Novell Netware-, Windows NT- und UNIX-Umgebungen erkannt hat, ist die Firma Storage Tek. Ursprünglich im Mainframe-Sektor beheimatet, hat der nach eigenen Angaben weltweit führende Anbieter von Speicherautomationslösungen jetzt den Server- und Workstation-Markt im Visier.

Die Gründe liegen nach Aussage von Klaus Dieter Beier, Geschäftsführer der deutschen Storage Technology Holding GmbH in Frankfurt, auf der Hand. "Das Wachstum im Mainframe Storage-Bereich beträgt circa 25 Prozent pro Jahr. Das bedeutet: Der Preisverfall frißt das Wachstum. Zwar können durch die Entwicklung neuer Technologien die Margen weitgehend konstant gehalten werden, aber an Umsatzsteigerung ist dort nicht zu denken", erklärt Beier.

Bereits 1993 stellte Storage Tek nach den Worten ihres Deutschland-Statthalters fest, daß bei vielen Mainframe Kunden DV-Administratoren, Verantwortung für verteilte Systeme wie AS400 oder UNIX übernehmen mußten. Der Konzern entschloß sich, aus den damaligen bis zu einer Million Mark teuren Großrobotern eine Produktpalette von zwölf nach unten skalierbaren Tape-Librariers zu entwickeln.

Mainframe goes Workstation

Nach Beiers Aussage sind aktuell gerade einmal zwei Prozent aller Installationen im UNIX-Umfeld mit Bandsicherungsautomaten ausgerüstet. Parallel dazu wächst der Bedarf an Speicherkapazität seiner Ansicht nach dramatisch. "Ein UNIX-Anwender, der heute 100 GByte hat, plant in der Regel, in drei Jahren auf 1 TByte zu gehen." Die Rechnung scheint aufzugehen. 1997 machte der Storage Tek-Umsatz in diesem Marksegment bereits 20 Prozent des gesamten Verkaufsgeschäftes aus.

Trotz enormer Wachstumsraten sieht Beier seine "downsized" Produkte zumindest noch nicht im Massenmarkt. Das spiegelt sich auch in der Vertriebsstrategie wieder. Betrachtet man die gesamte Produktpallette, werden gerade einmal 15 Prozent des Verkaufsumsatzes über indirekte Vertriebskanäle erzielt.

"Viele unserer Produkte sind nach wie vor hocherklärungsbedürftig," begründet Beier den hohen Eigenvertriebsanteil. Allerdings sieht er für die Zukunft einen gegenläufigen Trend. Mit acht festen Vertriebspartnern arbeitet Storage Tek zur Zeit in Deutschland. Das tatsächliche Potential reicht nach Beiers Worten für 20 Vertriebspartner. Dennoch tut er sich bei der Auswahl neuer Partner schwer. Den Storage Tek-Produkten einen Mehrwert hinzuzufügen und über eine eigene Knowledge- und Support-Struktur zu verfügen, steht ganz oben auf der Liste seiner Auswahlkriterien. "Es macht für mich keinen Sinn, Partnern Produkte mit 35 bis 40 Prozent Discount zu verkaufen und weiterhin für Pre- und Postsales-Aktivitäten verantwortlich zu sein."

NT-Markt ist nächstes Zielsegment

Wir sind heute noch nicht in der Lage den reinen Computerfachhandel zu bedienen, aber das wird sich 1998 ändern." Mit diesen Worten kündigt Beier den nächsten Schritt seiner Marktstrategie an.

Auf unkonventionelle Weise soll der Einstieg in den Windows NT-Markt realisiert werden. Heutige Windows NT-Server haben üblicherweise den größten Teil ihres Speichers innerhalb des Servers. "Statt NT-Server-Herstellern unsere Produkte anzubieten, überlegen wir uns, ob wir den Spieß nicht umdrehen. Wir holen uns NT-Server-Technologie und bieten sie gemeinsam mit unser Bestückung an." Auf diesem Wege, so Beier, könnten Komplett-Systeme konfiguriert werden, die sich für den Fachhandelsvertrieb eignen.

Betrachtet man die steigende Bedeutung von Massenspeicherkomponenten in Netzwerken, ist dieser Ansatz nicht von der Hand zu weisen. Die Tatsache, daß bereits heute in vielen Fällen die Kosten der Speicherkomponenten die des eigentlichen Servers deutlich überschreiten bestätigen seinen Plan. Der Trend zu immer mehr Speichervolumen ist ungebrochen. Das belegt ein Blick auf die wachsende Zahl von speicherintensiven Anwendungen im medizinischen Umfeld, oder in den Bereichen Broadcasting, Telekommunikation, Document Management oder Data Warehousing.

Daß die Umsetzung neuer Produkt- und Vertriebskonzepte gelegentlich mit anderen Widrigkeiten zu kämpfen hat, ist auch eine Erfahrung, die Beier machen mußte. "Der Wandel in der Struktur unseres Unternehmens ist für viele Mitarbeiter, die in der Vergangenheit ausschließlich im Mainframe-Bereich tätig waren, ein schwieriger Prozeß. Es ist allerdings die einzige Chance am Markt zu wachsen und Perspektiven zu haben." (sd)

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