Telecom World 2003: Die TK-Welt blickt nach Osten

23.10.2003
Breitband-Kommunikation stand im Mittelpunkt der "Telecom World" 2003. Positive Signale für die Telekom-Industrie kamen vor allem aus Asien. Von ComputerPartner-Redakteur Dr. Thomas Hafen

Wenn Systems-Chef Klaus Dittrich angesichts schwindender Ausstellerzahlen der Frust packt, muss er sich nur die "Telecom World" ansehen, die vom 12.10. bis 18.10.2003 in Genf stattfand. Denn auch der bedeutendste TK-Gipfel, den die International Telecommunication Union (ITU) seit 1971 alle vier Jahre veranstaltet, leidet unter mangelnder Präsenz. Die Ausstellerzahl sank von 1.150 im Jahr 1999 auf kaum mehr als 900. Die Liste der Verweigerer ist prominent und lang: Mit Alcatel, Nokia, Ericsson und Siemens haben die größten Netzausrüster auf ihre Teilnahme verzichtet. Telcos wie der Deutschen Telekom, Telefónica oder France Télécom war die Messe ebenfalls kein Auftritt wert. Auch der Besucherrückgang fiel deutlich aus. Rund 100.000 Interessierte fanden den Weg auf das Palexpo-Gelände; vor vier Jahren waren es noch doppelt so viele.

Breitband-Kommunikation im Vordergrund

Die Telekom-Industrie setzte in Genf ganz auf breitbandige Kommunikationstechniken. Sie sollen endlich die überreichlich vorhandenen Übertragungskapazitäten auslasten. Zumindest im Festnetz steigt die Nachfrage nach schnellen Kommunikationswegen rasch. In Korea verfügen laut ITU bereits 21 Prozent der Haushalte über Highspeed-Internet-Anschlüsse, in Hongkong sind es 15 Prozent. Europa liegt mit durchschnittlich 8,5 Prozent noch weit unter diesen Werten, könnte aber bei Wachstumsraten von rund 90 Prozent pro Jahr aufholen.

Besonders große Hoffnungen setzen Carrier und Service-Provider auf die mobile Breitband-Kommunikation mit UMTS (Universal Mobile Telecommunication Service). Das Mobilfunknetz der dritten Generation soll ab 2004 endlich auch in Deutschland für Umsätze sorgen - und zwar nicht nur bei den Betreibern der Mobilfunknetze, sondern auch bei denen, die Infrastruktur bereitstellen. So profitiert beispielsweise das Traditionsunternehmen BT von der neuen Technik. Wie auf der Messe bekannt gegeben, wird der britische TK-Konzern für den Mobilfunk-Provider "3" in Irland ein UMTS-Netz aufbauen und betreiben. Nach Angabe der Partner ist der Deal 100 Millionen Euro wert.

Asien drängt mit Macht ins Geschäft

Zwar kamen zwei Drittel der Aussteller aus Europa, die Zahl der Teilnehmer aus Asien war mit 145 aber deutlich höher als vor vier Jahren. Einen der größten Stände hatte der chinesische Netzausrüster Huawei aufgebaut. Das Unternehmen zeigte mit seiner Präsenz deutlich, wo die Wachstumsmärkte für die TK-Industrie liegen. Nach Angaben des chinesischen National Engineering Research Center for Mobile Communications (NERCMC) betrug die Zahl chinesischer Mobilfunkteilnehmer im August dieses Jahres 244 Millionen. Jeden Monat kommen zwischen vier und fünf Millionen hinzu. Doch Huawei will sich nicht auf den Heimatmarkt beschränken. "Wir wollen ein globales Unternehmen werden", sagt Richard Lee, Manager of Corporate Communications bei Huawei. Die Messeteilnahme sei für dieses Ziel ein wichtiger Schritt gewesen. "Wir haben mit über 1.000 bestehenden und potenziellen Kunden gesprochen", so der Huawei-Manager.

Meinung des Redakteurs

Die Telekom-Industrie war in Genf sichtlich bemüht, keine miese Stimmung aufkommen zu lassen. Doch Zweckoptimismus allein hilft nicht. Erst wenn die Netzbetreiber und Diensteanbieter transparente, bezahlbare und kundenorientierte Services anbieten, wird es mit der TK-Industrie wieder aufwärts gehen.

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