Test: Das größte Handy der Welt

21.12.2000

Wie oft kamen schon Kunden zu Ihnen, um ihr Handy umzutauschen? "Zu klein, nur winzige Tas-ten, dauernd vertippe ich mich - mit meinen klobigen Fingern", lauten die Klagen der Käufer. Siemens hat nun ein Produkt auf den Markt gebracht das endlich Schluss macht mit all diesen Problemen: das "C35 XXL".

Kurz vor dem Hinflug zu unserem wohlverdienten Weihnachtsurlaub nach Libyen erwischte es uns: "Guck mal, da steht eine und verteilt Handys", flüsterte meine holde Gattin ganz aufgeregt. Und tatsächlich, auf dem Airport One Hallbergmoos bei Landshut stand tatsächlich eine Hostesse und übergab den glücklichen Urlaubsheimkehrern diverse Mobiltelefone.

Da blieb mir nichts anderes übrig, als ebenfalls hinzugehen und nach einem Gerät zu verlagen. "Welche Farbe hätten Sie denn gerne?", flötete die 1,95 Meter große Blondine. Während ich noch unschlüssig davor stand und mich nicht zwischen rot, blau oder gelb entscheiden konnte, fällte meine Frau eine salomonische Wahl: "Nimm doch alle drei!" Und tatsächlich fischte die nette Dame die drei letzten Handys aus ihrer Umhängetasche und wir konnten uns endlich nach Libyen aufmachen - die neidischen Blicke der leer ausgegangenen Mitreisenden verfolgten uns den ganzen Flug lang.

Sanfte Landung

Kaum in der Oase Al-Kufrah angekommen, ging ich sofort ans Testen der Geräte, alle drei Siemens-C35-XXL-Modelle. Die erste Überraschung gab es bereits beim Auspacken: "Die sind ja riesig!", rief meine Frau begeistert aus. Tatsächlich erreichten alle drei Mobiles im entrollten Zustand eine Länge von über zwei Meter. Besonders ins Auge stechen das 21-Zoll-Display und die handtellergroßen Zifferntasten - damit dürfte das Vertippen der Vergangenheit angehören.

Aber nun begannen die Probleme: Um das Handy betriebsbereit zu setzen, musste es mit Luft gefüllt werden. Als Abenteuerurlauber in der libyschen Wüste war ich natürlich entsprechend ausgerüstet, und nach etwa 3:47 Minuten war das blaue Mobile aufgeblasen. Nun ging es ans Werk: Doch trotz heftigster Bemühungen konnte ich die Rückwand des Geräts nicht entfernen, um die nicht mitgelieferte Chipkarte einzusetzen. "Was soll’s?", dachte ich mir und ging mit dem Gerät zum Swimmingpool.

Dort zeigte das C35 XXL seine wahre Stärken, es war einfach nicht (r)unter zu kriegen. Mit dem Telefonieren haperte es aber immer noch. Daraufhin entschloss ich mich zu einen Kurztrip an die Mittelmeerküste, um dort den Härtetest zu wagen.

Turbulenter Flug

Der Flug von der Oase in die Hauptstadt Tripolis erwies sich als etwas problematisch, da die Fluggesellschaft das Siemens-Handy nicht als Handgepäck durchgehen ließ - eine Frechheit! Das Gerät musste als Sperrgepäck extra aufgegeben werden, Mehrkosten von 75 libyschen Dinar waren die Folge.

Im Vier-Sterne-Hotel "Ghaddafi" eingecheckt, ging es mit dem Test sogleich weiter. Ich ließ das C35 XXL im siebten Stockwerk aus dem Fenster fallen. Außer ein paar aufgeregten libyschen Taxifahrern hatte der Versuch keine weiteren Folgen, das Handy blieb heil. Man sollte aber nicht mit spitzen Gegenständen (Schere, Axt, Eispickel) zu sehr in die Nähe des C35 XXL kommen, das birgt gewisse Gefahren für die äußere Hülle in sich.

Mittelmeer: kalt, aber salzig

Dafür bestand das Mobile den Hüpftest ohne größere Schäden, obwohl zwei erwachsene, zirka 70 Kilogramm schwere Personen genau fünfeinhalb Minuten unaufhörlich auf dem Gerät herumtrampelten. Welcher andere Hersteller könnte Ähnliches von seinem Gerät behaupten?

So gilt das C35 XXL als fast unzerstörbar und wiegt dabei nur 50 Gramm. Es belästigt nicht den Besitzer mit nervtötenden Klingeltönen oder überflüssigen SMS-Warnungen. Auch das Batterie-LeerGeräusch kennt das C35 XXL nicht, es muss nie ans Stromnetz, ein bisschen Luftzufuhr von außen alle paar Tage genügt ihm vollauf.

Vom Hersteller dafür eigentlich nicht vorgesehen (die EN71-Norm wurde dem Gerät vom Deutschen TÜV verweigert), machte nun das Mobile seine erste Bekanntschaft mit dem Salzwasser. Es hielt sich dort erstaunlich stabil, trotz des hohen Wellengangs bei Tripolis. Nach Beladung mit zwei Personen konnte aber das Verhalten des Trägers schon mal tückisch werden - Telefonieren war immer noch nicht möglich.

Entmutigt, aber nicht ganz ohne Hoffnung, versuchte ich daraufhin, wenigstens ein bisschen im Web zu surfen. Mit dem WAP-fähigen Gerät von Siemens sollte dies eigentlich möglich sein. Doch ein Internet-Zugang in Libyen ist so einfach nicht zu bekommen.

Ich habe es danach noch mit dem roten und gelben Mobile versucht - alles vergeblich. Dafür war ich nun am ganzen Strand bekannt, Fremde grüßten mich schon von Weitem, einheimische Kinder liefen ständig hinter mir. In dieser Hinsicht erwies sich das C35 XXL als ein echter Bringer. Es ist daher vornehmlich bindungs- und kontaktscheuen Singles zu empfehlen. Der Flirtfaktor ist einfach enorm.

Dann fällt auch das kleine Handicap des Mobilen nicht weiter ins Gewicht: Man kann damit nicht tatsächlich telefonieren, auch SMS-Botschaften ließen sicht trotz aller Bemühungen nicht verschicken. Aber wozu braucht man all diesen Krims-Krams, wenn man nur mit dem Gerät in der (Bade-)Tasche genug Aufsehen erregt?

Wir wurden zum Essen eingeladen, unternahmen eine kostenlose Bootstour und bekamen mehrere Kaufangebote für das Handy. Nach etlichen Stunden erbitterten Feilschens wurde ich doch schließlich schwach, und verkaufte das blaue Modell (Siemens möge mir verzeihen) für 99 libysche Dinar. Das C35 XXL in roter und gelber Ausführung behielt ich aber als Reiseandenken. (rw)

www.siemens.no/telefoni/gsm/ c35.htm

* In der nächsten Ausgabe von ComputerPartner lesen Sie einen Testbericht über den größten Organizer der Welt. Dessen besonderer Clou - das WAP-Terminal.

<b>Kurz gefasst</b>

Das Siemens-Handy C35 XXL besticht allein schon durch seine Größe. Dieses Gerät wird Ihr Kunde sicherlich nie vergessen. Hervorzuheben gilt das große Display, auf dem das Surfen im Web zum reinsten Vergnügen gerät. Auch die großen Zifferntasten erleichtern das manuelle Wählen. Es gilt nur noch herauszufinden, wie die Simcard ins Gerät eingeführt werden kann. Leider erwies sich der Internet-Zugang im Testgebiet (Libyen) zum Testzeitpunkt als gestört, so dass die WAP-Funktionalitäten ebenfalls nicht geprüft werden konnten. Trotz der fehlenden EN71-Norm blieb das Mobile auch unter Wasser betriebsbereit. Zusammenfassend lässt sich über das C35 XXL Folgendes feststellen: für Wasserratten empfehlenswert, für Vielteltelefonierer nur bedingt geeignet.

Hersteller:

Siemens in Zusammenarbeit mit den Vereinigten Gummiwerken

An der Matte 45

76435 Wanne-Baden-Pool

Tel. 01 90/66 66 66

www.campingartikel.net/W_Luftmatr.html

Preise:

umsonst, da ohne Vertrag

Vertrieb/Distribution:

auf Flughäfen und Bahnhöfen

Wertung:

Gerät: 3

Ausstattung: 5

Ease-of-Use: 2

Lieferumfang: 4

Fun-Factor: 1

CP-TIPP: 1 bis 5, je nach Einsatzgebiet

Zur Startseite