TFT-Schnäppchenangebote: ein Drittel Schrott?

05.07.2001
In den letzten Monaten sind die Preise für Flachbildschirme enorm gesunken. Große Handelsketten überbieten sich gegenseitig mit Billig-Angeboten. Da scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die ersten TFTs unter der 500-Mark-Grenze angeboten werden.

In Anzeigen und Flyern werben große Handelsketten mit Schnäppchenangeboten für TFTs. Letzte Woche beispielsweise flatterte ein Flyer in die Redaktion, indem ein 14-Zoll-TFT-Flachbildschirm für 749 Mark Endkundenpreis angeboten wurde. Nach Meinung von vielen Insidern der Branche sind solche Preise einfach nicht zu machen, ohne Geld zu-zuschießen. Auch wenn auf dem Spotmarkt, so die Ausrede der Anbieter, die Preise für TFTs sich im Sinkflug befinden oder große Lagerräumungen bevor-stehen, so billig lassen sich Flachbildschirme einfach nicht produzieren.

Dem ständigen Preisverfall der Flachmänner wirkt aber auch ein starker Dollarkurs entgegen. Wie gelangen nun die Billigangebote in die Läden?

Die Lösung des Rätsels ist viel einfacher: Durch eine Mischkalkulation lassen sich die Schnäppchenpreise leicht erzielen.

Und das geht so: Eine Charge an Monitoren wird mit zwei unterschiedlichen Panels A-graded und B-graded ausgeliefert. Das Mischungsverhältnis soll ungefähr sieben zu drei betragen. Von zehn Monitoren sind dann sieben mit einem Klasse-A-Bildschirm und drei mit einem wesentlich schlechteren Klasse-B-Bildschirm ausgerüstet. Der Hersteller setzt damit bewusst auf die Unwissenheit der Verbraucher. Denn beide Geräte funktionieren und technologisch bedingt flimmert auch keines der Geräte. Aber der Kontrast, das seitliche Ablesen des Bildschirminhalts und die Hintergrundbeleuchtung sind beim Klasse-B-Gerät wesentlich schlechter. Ebenfalls treten bei Klasse-B-Geräten Pixelfehler vermehrt auf. Da die neue Technik dem Endkunden aber nicht so geläufig wie Röhrengeräte ist und er zu Hause keinerlei Vergleichsmöglichkeiten hat, lebt er mit diesen Fehlern. Und falls der Verbraucher doch einmal meckern sollte und auf Umtausch besteht, kann man ihn immer noch schnell mit einem besseren Gerät ohne die aufgeführten Mängel zufriedenstellen.

Preisentwicklung bei LCDs

Nils Bischoff, Director Trademark Monitors bei Ingram Micro Components Europe GmbH, glaubt, dass die Preise für 15-Zoll-LCDs voraussichtlich bis Jahresende stabil bleiben werden, da die Panelhersteller bei dieser Zollgröße an ihrem untersten Preisniveau (Breakeven) angekommen sind. Hier gäbe es keine Möglichkeit für weitere Preissenkungen bis zum Jahresende. Die Ankündigung der Panelhersteller, die Preise im dritten Quartal um fünf bis zehn Prozent anzuheben, hält Bischoff für nicht realistisch, da derzeit der Konkurrenzkampf zwischen taiwanischen und koreanischen Panelherstellern sehr hart sei und es auch viele freie Kapazitäten bei verschiedenen Herstellern gebe.

Anders sieht Bischoff die Situation bei 17-, 18-Zoll- und größeren LCDs. Sie werden bis Jahresende voraussichtlich monatlich im Preis sinken. Nach seiner Ansicht werden diese Produkte bis Jahresende um etwa 20 bis 30 Prozent günstiger werden.

Vorsicht vor Billig-Importen

Nicht nur Bischof warnt vor den Billig-Importen. Auch Uta Mertens, Marketing-Leiterin von ADI Europe, und Andreas Holst, Marketing Ingenieur bei NEC/Mitsubishi, sehen für den Fachhandel darin eine Gefahr. Sie halten es für extrem wichtig darauf zu achten, dass absolute Lowcost-Geräte (aber noch mit A-Grade-Panel) nicht günstiger als 849 Mark sein dürften. Jedes Produkt unter dieser Preismarke sei mit absoluter Vorsicht zu genießen, da es hier viele schwarze Schafe am deutschen Markt gibt, die so genannte BGrade-Panels verwenden.

Häufig ist es der Fall, dass LCD Monitore nur unterhalb dieser Preismarke verkauft werden können, wenn unter die A-GradePanels ein hoher Prozentsatz B-Grade-Panels (zweite Wahl, mit schlechter Performance) gemischt wird. Das wird sich dann mittelfristig schlecht auf die Kundenzufriedenheit und das Ansehen des Händlers auswirken. Renommierte Anbieter von LCD-Monitoren können sich solche Spielchen einfach nicht leisten. Zur Klassifizierung der LCD-Monitore, die TCO-Norm, greift bei diesen Monitoren nicht, daher halten sich renommierte Hersteller an die ISO-13406-2-Zertifizierung. Deren genaue Daten lesen Sie auf Seite 68.

ComputerPartner Meinung:

Schwarze Schafe gibt es überall. Und im LCD-Monitormarkt scheinen sie im Moment eine neue Methode gefunden zu haben, um erstens ihren Schrott loszuwerden und zweitens der Konkurrenz ein Schnippchen zu schlagen. Solche Geschäftsmethoden grenzen schon an Betrug. Es kann nur jedem Händler geraten werden, sich nicht auf solche vermeintlichen Schnäppchen einzulassen. (jh)

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