Tobit: Der Trend geht in Richtung universelle Software

02.06.1998

AHAUS: Einen rasanten Aufstieg legte die Tobit Software GmbH in den letzten Jahren hin. Mit David 5.11 ist man nun auch im NT-Markt aktiv.

Für den 23. Januar hatte Tobit Händler und Distributoren sowie deutsche und ausländische Journalisten nach Ahaus eingeladen, ins westliche Münsterland, gut zehn Kilometer von der holländischen Grenze entfernt. Mehr als 100 Gäste hatten den Weg nach Ahaus gefunden und konnten nicht nur das nagelneue Firmengebäude bewundern, sondern auch den Vorträgen der Gastreferenten von HP, AVM und Microsoft lauschen.

Und sie hatten natürlich Gelegenheit, einen Blick auf die neueste David-Version für Windows NT zu werfen. Eigentlich war auch geplant, mit der Auslieferung des neuen Informations-Servers für die Windows-NT-Plattform am 23. Januar zu starten. Doch die Tobit-Entwicklungsabteilung wollte das Produkt noch nicht auf die Menschheit loslassen und verschob die Auslieferung um, wie es hieß, ein bis zwei Wochen.

Offensichtlich war das Hängen in der Entwicklung auch der Grund dafür, daß die Präsentation von David nicht auf Windows NT, sondern auf einem Novell-Netware-Server lief. "Verschiedene Services laufen noch nicht auf NT, genauso wie umgekehrt Services auf Netware noch nicht final sind", will Unternehmenssprecher Dieter van Acken diesen Kunstgriff verstanden wissen. Außerdem sei David sowohl unter Novell-Netware als auch unter Windows NT einsetzbar. Man wollte die ganze Bandbreite der Möglichkeiten zeigen.

Und in der Tat war die Show beeindruckend. Zum Beispiel die in David integrierte Text-to-Speech Engine, mit der man sich seine E-Mails vorlesen lassen kann. Die synthetische Sprache ist zwar gewöhnungsbedürftig, dafür aber kann der Server sogar Texte in mehrere Sprachen übersetzen.

Microsoft-Händler im Visier

Ab Mitte Februar können sich Händler selber ein Bild von dem neuen Server machen. In Hamburg, Leipzig, Ahaus, Frankfurt, Stuttgart und München - anschließend geht es in die Schweiz und nach Österreich - sollen nicht nur die 560 bestehenden Kunden angesprochen werden, sondern auch neue Microsoft-Händler geworben werden. Um die Händler für den NT-Markt fit zu machen, sind im Tobit Training-Center in Ahaus Weiterbildungsseminare und Workshops geplant.

Vom Einstieg in den NT-Markt erwartet Tobit einen "rapiden Umsatzanstieg". Doch vor lauter NT-Euphorie sollte nicht vergessen werden, daß Tobit und Novell seit Jahren sehr eng miteinander verbunden sind. Über die Hälfte ihres Umsatzes erzielen die Ahauser immer noch mit den Faxlösungen für Novell Netware. Doch die Zeiten ändern sich gerade in der IT-Branche rasant. Der zunehmenden Marktpräsenz des Microsoft Betriebssystems können sich gerade kleinere Softwarehersteller kaum entziehen. Und auch Tobit sah sich deshalb veranlaßt, auf die zunehmende Nachfrage nach NT gerade in den letzten zwölf Monaten zu reagieren.

"Niemand weiß, wie es mit Novell weitergeht", umschreibt Tobit-Gründer und Geschäftsführer Tobias Groten die Situation des Microsoft-Rivalen vorsichtig. Man sei zwar froh, daß der dominanten Position von Novell im Markt der Applikations-server als Konkurrenz entgegensteht. Daß gerade Microsoft sich den Markt unter den Nagel reißen will, ist einerseits logisch. Andererseits: Treibt hier der Teufel den Beelzebub aus?

Daß man auch im Münsterland zu feiern versteht, erlebten die Besucher am Abend im Internet-Cafe des Tobit-Gebäudes. Mit dem Start von 150 Silvesterraketen beteiligten sich die Gäste symbolisch am Start des Softwareherstellers in den neuen Markt. Um vier Uhr in der Früh hatte dann auch der letzte Partygast genug gefeiert. (ak)

Tobit-Chef Tobias Groten: "Niemand weiß, wie es mit Novell weitergeht."

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