Traurige Ergebnisse bei Motorola

21.03.1997
HANNOVER: Die Zahlen, die Norbert Qinkert anläßlich der Jahrespressekonferenz von Motorola auf der CeBIT im Gepäck hatte, konnten frustrierender kaum sein: Der Sprecher von Motorola in Deutschland mußte einen sechs-prozentigen Umsatzrückgang auf drei Millionen Mark in 1996 und einen dramatischen Gewinneinbruch von 194,9 Millionen Mark auf nur 48,1 Millionen Mark bekanntgeben.Hauptgründe für das enttäuschende Abschneiden im vergangenen Geschäftsjahr: Ein massiver Preisverfall im Halbleitermarkt und der anhaltende Preisdruck bei Mobiltelefonen. Weltweit konnte Motorola 1996 zwar einen leichten Umsatzanstieg auf 28 Milliarden Dollar (1995: 27 Milliarden Dollar) verzeichnen, aber auch hier war der Gewinn mit 1,15 Milliarden Mark (1995: 1,78 Milliarden Mark) stark rückläufig. Da die größte Computermesse der Welt aber kein Ort zum Trübsalblasen ist, sondern ein Forum für Zukunftsvisionen, verlor Quinkert wenige Worte zum traurigen Ergebnis. Statt dessen gab er lieber einen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr und der sieht - wie sollte es auch anders sein - positiv aus. In den strategischen Zielmärkten Mobilkommunikation, elektronische Bauelemente, Computer und Steuerungstechnik will sich Motorola in diesem Jahr mit neuen Produkten besser positionieren. "Vielversprechende Projekte in der Verkehrstelematik und eine deutliche Erholung im Halbleitermarkt", sieht Motorola-Sprecher Quinkert und spricht von "guten Wachstumschancen für 1997". Hoffentlich behält er mit seinen Prognosen Recht, denn mit "vielversprechenden Projekten" allein

HANNOVER: Die Zahlen, die Norbert Qinkert anläßlich der Jahrespressekonferenz von Motorola auf der CeBIT im Gepäck hatte, konnten frustrierender kaum sein: Der Sprecher von Motorola in Deutschland mußte einen sechs-prozentigen Umsatzrückgang auf drei Millionen Mark in 1996 und einen dramatischen Gewinneinbruch von 194,9 Millionen Mark auf nur 48,1 Millionen Mark bekanntgeben.Hauptgründe für das enttäuschende Abschneiden im vergangenen Geschäftsjahr: Ein massiver Preisverfall im Halbleitermarkt und der anhaltende Preisdruck bei Mobiltelefonen. Weltweit konnte Motorola 1996 zwar einen leichten Umsatzanstieg auf 28 Milliarden Dollar (1995: 27 Milliarden Dollar) verzeichnen, aber auch hier war der Gewinn mit 1,15 Milliarden Mark (1995: 1,78 Milliarden Mark) stark rückläufig. Da die größte Computermesse der Welt aber kein Ort zum Trübsalblasen ist, sondern ein Forum für Zukunftsvisionen, verlor Quinkert wenige Worte zum traurigen Ergebnis. Statt dessen gab er lieber einen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr und der sieht - wie sollte es auch anders sein - positiv aus. In den strategischen Zielmärkten Mobilkommunikation, elektronische Bauelemente, Computer und Steuerungstechnik will sich Motorola in diesem Jahr mit neuen Produkten besser positionieren. "Vielversprechende Projekte in der Verkehrstelematik und eine deutliche Erholung im Halbleitermarkt", sieht Motorola-Sprecher Quinkert und spricht von "guten Wachstumschancen für 1997". Hoffentlich behält er mit seinen Prognosen Recht, denn mit "vielversprechenden Projekten" allein

hat noch niemand Geld verdient und Motorola muß 1997 unbedingt Gas geben, um nicht vom Wettbewerb abgehängt zu werden. Einer der Hoffnungsträger ist dabei das StarTAC-Handy, ein winzig kleines Mobiltelefon, das in diesem Jahr für den GSM- und den DCS-1800-Standard erhältlich sein soll. Angesichts einer Preisgestaltung von um die 2.000 Mark und einer dichten Konkurrenz bei den Handy-Zwergen ist es gut möglich, daß Motorola im Laufe des Jahres seine Umsatz- und Ertragsvorstellungen revidieren muß.

Vermarktung des Power PC um jeden Preis

Die Vermarktung von PowerMac-Clones soll nach einer Markteinführung in den USA jetzt auch in Europa starten. Angeblich sorgten die Rechner der StarMax-Serie in den Vereinigten Staaten "für Furore" wie es in einer aktuellen Unternehmensdarstellung heißt. Seit der Markteinführung im November 1996 sind bis Ende Januar 1997 45.000 Exemplare der Macintosh-kompatiblen Computer ausgeliefert worden.

Neue Produkte en Gros vorgestellt

Neben Notebooks und dem Prototyp eines Netzwerk-Computers zeigten die Amerikaner auf der CeBIT auch eine neue Version der Spielekonsole Pippin sowie Controller für die Netz- und Datenkommunikation für Anwendungen wie PDAs, ATM- und ISDN-Subsysteme, Videokonferenzsysteme und das Iridium-Satellitentelefonnetz. Damit die Produktion des PowerPC-Prozessors ein lohnenswertes Geschäft wird, ist man bei Motorola offenbar wild entschlossen, die Vermarktung des Prozessors selbst vehement anzugehen. Auf Geschäftspartner und Hauptabnehmer Apple kann man aufgrund der permanenten Schwächeanfälle ja kaum noch zählen.

Robert Bosch GmbH übernommen

Dennoch sind sich Industrieexperten sicher, daß es sehr schwer werden wird, den PowerPC jemals auf breiter Basis als Industriestandard durchzusetzen. Dann würde Motorola mit diesem Experiment ein ähnliches Schicksal erleiden wie Digital mit dem Alpha-Chip: ein Nischendasein. Im Halbleitermarkt wäre das auf Dauer sicher tödlich. Wichtigster Faktor bei der Chip-Produktion ist und bleibt das Mengengerüst. Hohe Stückzahlen bei möglichst geringer Fehlerquote, so wie es Intel seinen Nachahmern seit Jahren erfolgreich vorexerziert. Motorola will sich jedoch dadurch offensichtlich nicht entmutigen lassen und versucht in verschiedenen Bereichen zu expandieren. In Deutschland wird beispielsweise der Produktionsstandort Flensburg ausgebaut, gleichzeitig gaben die Amerikaner die Übernahme des Betriebsfunkgeschäftes von Bosch bekannt.

Die Robert Bosch GmbH setzte mit Betriebsfunksystemen 1996 330 Millionen Mark um. Die Ertragssituation war allerdings weniger erfreulich, weshalb sich Bosch jetzt von diesen Aktivitäten trennt. Ansonsten ist in Deutschland derzeit Stühlerücken angesagt. Im Management gibt es demnächt "Positionsverschiebungen".

Zu den Aufsteigern gehört Roberto Blickhan, der von Samsung kommt, wo er für Marketing und Vertrieb von Telekommunikationsprodukten verantwortlich war.

Bei Motorola wird er sich um den Vertrieb der Mobilkommunikations-produkte kümmern und damit Georg Langheld beerben, der auf der CeBIT seinen letzten Auftritt in dieser Funktion hatte. (kg)

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