Triumph-Adler Vertriebs GmbH

11.05.1998

NÜRNBERG: Daß beim Bürosystemehersteller Triumph Adler Vertriebs (TAV) GmbH ein frischer Wind weht, zeigte sich bereits bei der Wahl des neuen Mitgeschäftsführers: Thomas Grethe ist eingeschworener IT-Experte.Die TAV hat es nicht leicht. Die deutsche Tochter der Olivetti Lexikon mit Firmensitz in Nürnberg durchlebt eine schwere Identitätskrise: Der eine Produktbereich, nämlich Schreibmaschinen, Faxe und Kopierer sowie Tischrechner und Kassen, labelt mit TA, der andere - die Druckerpalette - mit Olivetti. TA mag in der Bürokommunikations-Szene über einen guten Namen verfügen, in der Information-Technology-Branche ist sie kaum bekannt. Die Drucker des Unternehmens - eigene Tintenstrahler und Laserdrucker von Xerox - dagegen leiden teilweise unter dem mal mehr, mal weniger angekratzten Ruf von Olivetti Computers.

"Wir wissen, daß da etwas geschehen muß", versichert Thomas Grethe, vormals Hewlett-Packard und Panasonic und seit August an der Spitze der deutschen TAV. Aber was? Eine Antwort kann auch er derzeit nicht geben, dafür hat er sich eine Frist von sechs Monaten gesetzt. Dann, so hofft er, kann er seinen Handelspartnern auch eine eindeutige Vertriebspolitik präsentieren.

Das Unternehmen fährt in diesem Jahr voraussichtlich einen Umsatz von 150 bis 160 Millionen Mark ein, bei einem Mitarbeiterstamm von 140 Leuten kein phänomenales Ergebnis für eine Firma, die bereits seit fast einem halben Jahrhundert existiert. Der Großteil - rund 30 Prozent - des Gesamtumsatzes bringt das Kopierergeschäft, aber auch Schreibmaschinen von TA werden offensichlich immer noch gerne genommen. "In Deutschland werden jährlich rund 500.000 Schreibmaschinen verkauft - davon sind 130.000 von TA", rechnet Grethe. Auch der gute alte Tischrechner findet hierzulande seine Abnehmer - etwa 230.000 bis 250.000 Stück im Jahr.

Ein früher Ausflug in die PC-Branche hat sich für das Unternehmen als Flop erwiesen, man besann sich auf die oft beschworenen "Kernkompetenzen". Doch jetzt, unter Grethe, sind wieder Modernisierung und Neuausrichtung angesagt. Die Computerbranche lockt noch immer: "Wir müssen uns profilieren, neue Märkte aufbereiten für den Fachhandel", weiß Grethe. Bislang betreut die TAV vorrangig Bürofachhändler, nur wenige darunter sind "Mischformen", die sich auch in der IT-Branche sicher wie ein Fisch im Wasser bewegen können.

Doch der Markt - besonders im Kopiererbereich - verlangt nach einer anderen Spezies Händler. "Die Kopierer werden ja zunehmend zu Multifunktionsgeräten - mit Scanner- und Druckerfunktion - und können in Netzwerke eingebunden werden", blickt Grethe in die nahe Zukunft. Und weiß: Kaum ein EDV-Einkäufer aus einem Unternehmen läßt einen Kopiererhändler an sein Netzwerk heran. Da sind andere Kaliber gefragt. "Deshalb wollen wir bis Ende 1999 in Deutschland 30 bis 50 'Digital Office Computer Center' einrichten", lautet die Marschrichtung für die nächsten Monate. Gesucht werden beispielsweise PC-Systemhäuser mit Novell und NT-Zertifizierungen, genug Know-how und Personal, um den Support gewährleisten zu können.

"Und sie müssen die Bereitschaft haben, eine Bindung mit uns einzugehen", so Grethe. Soll heißen: sich schulen zu lassen und die Drucker- und Kopierer-Produktpalette des Unternehmens anzubieten.

Doch auch da zeigen sich die zwei verschiedenen Labels als hinderlich. Von einem Anbieter Produkte mit unterschiedlichen Hersteller-Emblemen anzubieten, widerspricht der Absicht, nach außen hin Einheit zu zeigen. "In der Automobilbranche funktioniert das", sinniert Grethe. Doch er kommt auf die eingangs erwähnte Überlegung zurück: "Olivetti oder TA - das zu ordnen oder transparent zu machen, wird meine Aufgabe im nächsten halben Jahr sein." (ud)

Thomas Grethe, IT-Mann durch und durch, will frischen Wind in die Triumph Adler Vertriebs GmbH bringen.

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