Tulip Computers Deutschland GmbH

17.09.1998

DÜSSELDORF: Da hat Manfred Tigges monatelang geackert und beschwichtigt, sich gedreht und gewendet, damit die Tulip Deutschland das finanzielle Fiasko im holländischen Mutterkonzern einigermaßen übersteht. Doch kaum scheint es aufwärts zu gehen, schickt ihn die oberste Heeresführung ins Exil.Manfred Tigges raucht wieder wie ein Schlot: "60 Zigaretten waren es gestern", gesteht er. Kein Wunder, denn da hatte er erfahren, daß er die Geschäftsleitung der Tulip Computers Deutschland an seinen Kollegen Thomas Hollex, lange Jahre Produktmarketing-Chef im Unternehmen, abgeben muß. Wahrhaftig ein harter Schlag für Tigges, der in den vergangenen Monaten, in denen Tulip immer mal wieder kurz vor der Pleite stand, von Banken, Vertriebspartnern und natürlich Vertretern der Öffentlichkeit in Deutschland die meiste Schelte einstecken mußte.

Seit Anfang des Jahres hatte er ein ums andere Mal versichert: "Tulip wird das überleben!" - auch wenn es gar nicht danach aussah. So meldete der holländische PC-Hersteller im Januar den "größten Verlust in der Firmengeschichte" (siehe ComputerPartner Nr. 1/98, Seite 16), und auch das Deutschland-Geschäft machte nicht viel her. Eine Zeitlang schwangen die Konkursverwalter in der niederländischen Zentrale in S'Hertogenbosch das Szepter, die brandneue PC-Fabrik des Unternehmens mußte an Ingram verkauft werden, und vielerorts sah man die Tulpe schon reif für den Komposthaufen. Doch im Juni blühte sie unter dem warmen Geldregen der Finanzgruppe Royal Begemann NV, einem niederländischen Investor, plötzlich wieder auf.

Tigges atmete tief durch: "In Zukunft werden wir profitabler arbeiten", freute er sich schon auf die Zusammenarbeit mit Ingram in Deutschland. Im August meldete er erleichtert, die Produktpalette sei nun straffer, und man sei "zum Normalgeschäft zurückgekehrt" (ComputerPartner Nr. 18/98, Seite 19).

Mit seiner Überlebensprognose für Tulip hat Tigges zwar recht behalten, seinen Stuhl aber mußte er trotzdem räumen. Der neue Deutschland-Chef Hollex mag sich zu den Gründen, die die Niederländer zum Ausschluß von Tigges bewogen haben, nicht äußern. Das offizielle Statement aus Düsseldorf besagt nur, daß sich an der Geschäftspolitik und der Strategie des Unternehmens nichts ändern wird. Ein neuer Sales Manager wird in den nächsten Tagen benannt, das Mananagementteam eingeschworen - und dann geht's weiter im Tagesgeschäft. (du)

Vom Produktmarketing-Chef zum Geschäftsführer: Die Geschicke von Tulip Deutschland liegen nun in der Hand von Thomas Hollex.

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