Überleben - ist das nicht ein bisschen wenig?

13.05.2004

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München, 10.05.2004

Überleben - ist das nicht ein bisschen wenig?

Sehr geehrter Herr Lampatz,

herzlichen Glückwunsch zu dem sehr gelungenen Business-Partner-Kongress in der vergangenen Woche in Andalusien (Artikel dazu auf Seite 10). Fünf Tage im herrlichen Südspanien - man kann es schlechter treffen.

Ein Satz aus Ihrer Begrüßungsrede am Mittwochabend ging mir nicht aus dem Kopf. Sie sagten, dass es während der kommenden Tage nicht nur um Geschäftliches gehe, sondern auch darum, zu feiern. Nämlich zu feiern, "dass wir alle bisher überlebt haben". Ich glaube zwar nicht, dass Sie dies wirklich so gemeint haben, denn schließlich waren ja nur die Top-Partner von Maxdata eingeladen, also alles erfolgreiche Unternehmen. Und Maxdata selbst scheint ja nach einem schwierigen Jahr 2003 auch wieder auf einem guten Kurs zu sein.

Aber richtig ist sicher auch: Für viele Firmen in der IT-, TK- und CE-Branche ging es in den vergangenen zwei Jahren und geht es auch heute noch ums Überleben. Und ebenso klar ist: Wenn man eine gefährliche Situation - im Extremfall einen Krieg - überlebt hat, dann darf man und dann sollte man auch mal feiern.

Aber ich bin auch von Folgendem überzeugt: Das reine Überleben kann dauerhaft nicht das Ziel eines Unternehmens sein. Friedrich Schiller, der Dichter, sagt in seinem Stück "Die Braut von Messina": "Das Leben ist der Güter höchstes nicht". Damit meint er, dass das bloße Leben, also das reine Überleben, die ganze Anstrengung eigentlich nicht lohnt. Der Tod, sagt Schiller zum Beispiel, ist einem Leben in Unterdrückung und ewiger Angst vorzuziehen. Das Ziel des menschlichen Lebens, meint Schiller, kann immer nur das gute Leben sein. Und nicht das nackte Überleben. Ich finde, dieser Standpunkt hat etwas für sich, Sie nicht?

Gilt nicht für Unternehmen das Gleiche? Kann eine Firma, deren Ziel in nichts anderem besteht, als zu überleben, dauerhaft erfolgreich sein? Doch wohl nur dann, wenn man das Überleben bereits als Erfolg ansieht. Würden Sie von dieser Firma Aktien kaufen? Auch diese Frage ist interessant: Wer will in einer Firma arbeiten - und was für Menschen arbeiten in einer solchen Firma -, deren Strategie sich in dem olympischen Motto "Dabei sein ist alles" erschöpft?

Nein, auch für Unternehmen gilt der Satz von Schiller: "Das Leben ist der Güter höchstes nicht." Zumindest nicht auf Dauer. Auch für Unternehmen muss das Ziel darin bestehen, ein gutes Leben zu haben. Was die Voraussetzungen für dieses gute Leben sind, ist schnell gesagt: gute Lieferanten, gute Kunden, gute Produkte, gute Mitarbeiter, gute Profite, gute Politiker (und gutes Wetter!). Die spannende Frage ist: Wie kriegt man das hin? Kriegt man das überhaupt hin? Oder ist das nur ein frommer Wunsch, graue Theorie?

Leider habe ich jetzt und hier keinen Platz mehr, um dieser Frage weiter nachzugehen. Aber Ihnen, sehr geehrter Herr Lampatz, spendiere ich eine ganze Seite, auf der Sie sich austoben können. Ist das nicht gut? Nein, finden Sie nicht? Na ja, Sie werden's überleben.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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