Ulead will im Bildbearbeitungsbereich einen Marktanteil von 25 Prozent erreichen

28.05.1998

BRAUNSCHWEIG: Über die Zusammenarbeit mit dem Handel sowie über die Produktstrategie von Ulead sprach ComputerPartner-Autor Frank Puscher mit Eric Delisle, Produkt Marketing Manager Europe.

?Welche Bedeutung hat für Ulead der deutsche Markt?

DELISLE: Mit unserem neuen Büro in Deutschland wollen wir ein klares Bekenntnis zum deutschen und europäischen Markt abgeben. Wir wollen nahe an unseren Nutzern sein.

? Wie unterstützen Sie den Handel?

DELISLE: Wir verfolgen die klassischen verkaufsunterstützenden Maßnahmen wie Händlerschulungen, Roadshows und Material. Der Handel hat für uns eine große Bedeutung, weil wir ihn als Rückkanal vom Kunden benötigen. Wir wollen wissen, welche Funktionen die Benutzer in der nächsten Version eines Produkts sehen wollen.

Wir glauben, Online-Verkäufe sind nicht unbedingt eine Gefahr für den Handel. Im Gegenteil. Ein Produkt wie MediaStudio wird keiner im Web kaufen, dafür ist es einfach zu groß. Was die Leute dort kaufen, sind die kleinen Add-Ons und Zusatzprogramme wie ein GIF-Animator, die sich leichter herunterladen lassen.

? Wie wichtig ist bei einem Produkt wie PhotoImpact 4 die Unterstützung des Anwenders durch den Handel? Er muß doch nur erklären, wie einfach das Produkt funktioniert.

DELISLE: Nein, auf keinen Fall. Online-Hilfe, Prozeßautomatisierung und Wizzards sind heute Standard-Funktionalität, aber keineswegs das Hauptverkaufsargument. Es gibt in diesem Produkt so viele Stufen von Funktionalität, das läßt sich nur durch intensives Training erlernen. Außerdem liegt ein wichtiger Punkt darin, daß der Handel den Kunden Lösungen für genau ihre spezifischen Anforderungen anbietet.

? An welche Zielgruppe richtet sich PhotoImpact 4?

DELISLE: In der Unterzeile der Schachtel heißt, es "Die beste Bildbearbeitungslösung - online und offline". Das heißt, wir haben die komplette Funktionalität eines klassischen Bildbearbeitungsprogramms. Dazu gibt es eine Menge spezieller Funktionen, die die Bildbearbeitung für das Web betreffen.

PhotoImpact 4 richtet sich gleichzeitig an den privaten Endkunden, an das SOHO und auch an den professionellen Bildbearbeiter. Diese Art von "Schizophrenie" macht das Produkt besonders spannend.

? Wie verkaufte sich PhotoImpact 3?

DELISLE: Wir konnten über eine Million Pakete im ersten Jahr

verkaufen. Wir erwarten für PhotoImpact 4 noch deutlich höhere Stückzahlen. Wir sind die einzigen, die den Markt für Web-Publishing so präzise adressieren. Deutlich besser als andere Bildbearbeitungs-programme, die mit Plug-Ins arbeiten.

?Mit Adobe haben Sie ein recht präzises Bild eines Gegners aufgebaut. Letztes Jahr waren die Töne, die Sie anschlugen, noch wesentlich vorsichtiger.

DELISLE: Das ist richtig. Für alle Hersteller von Bildbearbeitungs-programmen wird die Art, wie sie mit dem Web-Publishing umgehen, ein Schlüsselfaktor für künftiges Wachstum. PhotoImpact 4 wird jedem anderen Tool da draußen, das diese Funktionalität nicht hat, Marktanteile abjagen.

? Wir sprechen die ganze Zeit von Internet-Funktionalität. Die Version 5 von PhotoImpact wird endlich CMYK unterstützen. Das hat nicht viel mit Web-Design zu tun.

DELISLE: CMYK ist nur einer von verschiedenen Farbmanagement-Standards. Sobald wir das integriert haben, wird es keine weitere Bedeutung mehr haben. Wir wollen einfach das Produkt komplettieren.

? Es geht hier aber spezifisch um Drucktechnik.

DELISLE: Ja. Wir sind guter Hoffnung, daß wir diesen zweiten DTP-Bereich angehen können.

?Ihr Ziele sind sehr ehrgeizig.

DELISLE: Wir wollen im gesamten Bildbearbeitungsbereich einen Markt-anteil von 25 Prozent erreichen. Im Low-end hilft uns dabei unser Produkt PhotoExpress. Wir haben sowohl bei Bildbearbeitung als auch bei Video eine Profi- und eine Consumer-Line.

? PhotoImpact hat ein recht konservatives Benutzer-Interface. Was halten Sie von Produkten wie Soap oder GOO, die mit einer ganz anderen Annäherung arbeiten?

DELISLE: Wenn man den professionellen Markt betrachtet, ist ein Office-kompatibles Interface wie bei PhotoImpact sehr wichtig. Im Consumer-Markt gibt es aber viel Spielraum. Ein gutes Interface ist ein Interface, bei dem man wenig nachdenken muß, wo die benötigten Funktionen sind. Für Leute im Büro ist ein Office-Aussehen intuitiv verständlich. Hier ist Kompatibilität die wichtigste Schlüsselgröße. Im Consumer-Markt ist ein Aufgaben-orientierter Ansatz gefragt. PhotoExpress arbeitet hier ähnlich wie zum Beispiel Soap. Es geht sogar so weit, daß man Bilder direkt innerhalb des Programms von einer Videokarte digitalisieren kann.

? In den letzten beiden Jahren ist es etwas still geworden um MediaStudio. Jetzt rühren Sie wieder massiv die Werbetrommel.

DELISLE: Im Videomarkt hängt alles davon ab, mit welchen Hardware-Partnern man zusammenarbeitet. Wir haben mit Fast eine große Kooperation mit der AV-Master abgeschlossen. Nur wenn Hard- und Software gut sind, hat das gesamte System die Leistung, die der Kunde erwartet. Mit MediaStudio 5 gehen wir gezielt an den professionellen Anwender. Neue Entwicklungen, wie beispielsweise MPEG-Editing, unterstützen wir auf unserer Web-Site-Registrierte Kunden können dort die entsprechenden Daten herunterladen. Außerdem gibt es dort eine recht aktive Media-Studio-Benutzergruppe. Auch hier haben wir Funktionalität, die es in Produkten von Wettbewerbern nicht gibt, wie zum Beispiel den Figuren-Modeller.

? Ist Video im Web ein Thema oder nur eine Nische?

DELISLE: Bei Video im Web geht es vor allem um die Verbreitung bereits editierter Filme in einer komprimierten Länge von vielleicht 30 Sekunden. Derzeit gibt es einige kleinere Entwickler, die sehr gute Werkzeuge und Codecs produzieren. Wir unterstützen sie durch unsere offene Plug-In-Architektur. Letztlich wird es aber doch zu Standards kommen.

Ulead-Manager Eric Delisle: "Der Handel hat für uns eine hohe Bedeutung, weil wir ihn als Rückkanal vom Kunden benötigen."

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