"Unser Channel ist noch nicht so weit"

19.12.2002
Bisher hat sich Adobe vor allem mit Consumer-Produkten (Acrobat Reader) und Lösungen für die Medienbranche(Photoshop, Go Live) einen Namen gemacht. Nun möchten die Kalifornier ihre Serversoftware auch größeren Unternehmen verkaufen.

Vor einem halben Jahr übernahm Adobe die Accelio Corporation, besser bekannt unter ihrem früheren Namen Jetform. Das kanadische Unternehmen hat sich auf die Entwicklung von Formulargeneratoren spezialisiert. Mit derartiger Software lassen sich "intelligente" elektronische Formulare erstellen. Sie "erkennen" zum Beispiel, wenn bestimmte Angaben fehlen, wie etwa der Name oder das Geburtsdatum. Außerdem können derartige Formulare mit Logik bestückt werden, sodass der Ausfüllende auf Eingabefehler aufmerksam gemacht wird, beispielweise wenn die eingegebene Postleitzahl nicht stimmen kann.

Nun scheint Adobe Accelios Technologie verinnerlicht zu haben und veröffentlicht eine Reihe von neuen Server-basierenden Produkten für Unternehmenskunden und Behörden. Da gibt es als Ersten den "Adobe Document Server for Reader Extensions". Damit können nun Unternehmenskunden oder Behörden PDF-Formulare erzeugen, die sich mittels Acrobat Reader (Version 5.1) ergänzen und elektronisch unterschreiben lassen.

Das ging bisher nicht, der Reader diente (wie der Produktname bereits andeutet) ausschließlich zum Betrachten und Ausdrucken des Dokuments. Etwaige Änderungen und das Abspeichern von dessen neuer Version waren bisher nicht möglich. Nun kann sogar ein elektronisches Formular offline bearbeitet und digital unterschrieben zurück an den Absender geschickt werden.

Die Software (Acrobat Reader 5.1) ist dabei für den Endkunden kostenlos, lediglich der Formularersteller, also etwa der Verfasser eines Notebook-Manuals oder das Einwohnermeldeamt, müssen Document-Server-Lizenzen erwerben. Die Software ist ab sofort für Windows und Solaris erhältlich, die Preise beginnen bei 10.000 Euro.

Eine typische Installation mit der Möglichkeit, bis zu zehn unterschiedliche Formulare zu erstellen, schlägt dann schon mit 75.000 Euro zu Buche. Allerdings dürfen dann diese Formulare an beliebig viele Endkunden elektronisch verschickt werden. So kann sich eine derartige Investition durchaus lohnen, da keine Papier-, Druck- und Portokosten anfallen. Weitere von Accelio übernommene Produkte sind der Form-, Workflow- und der Central-Output-Server. Derzeit vertreibt Adobe diese Lösung ausschließlich direkt. "Aber wir sind gerade dabei, einen Channel speziell für diese Server-Produkte aufzubauen", so Jörn Richter, Channel-Manager bei Adobe Systems, gegenüber ComputerPartner. Die neuen Vertriebspartner sollen dabei sowohl aus der Reihe der bestehenden Adobe-Wiederverkäufer als auch von außerhalb stammen. "Wir suchen VARs und Systemintegratoren, werden aber bei Bedarf auch unsere derzeitigen Partner für die neue Produktschiene qualifizieren", so Richter.

Eine klare Absage erteilt der Channel-Manager den am Markt geäußerten Mutmaßungen, mit dem Kauf einer globalen MySAP-CRM-Lizenz baue Adobe den Direktvertrieb auf. "Im Volumengeschäft setzen wir weiterhin auf unsere Partner, all die Verlage, Werbeagenturen und Grafiker können wir nur über unsere Händler betreuen."

Ein dezidiertes Partnerprogramm für die Serverprodukte existiert derzeit noch nicht, Adobe ist aber kräftig dabei, einen solchen Rahmenvertrag zu entwerfen. In den nächsten drei bis sechs Monaten werde man Genaueres bekannt geben, so Richter.

adobe.de/products/server

ComputerPartner-Meinung:

Adobe tut gut daran, außerhalb der derzeit darbenden Medienbranche nach neuen Geschäftsfeldern zu suchen. Beachtung verdient der Vorstoß in Richtung Behörden, damit diese mit Logik ausgestattete elektronische Formulare verschicken können. Doch Adobe sollte hier nicht dem Versuch unterliegen, alles selbst zu machen. Der Markt bietet genügend Implementierungspartner, die über Erfahrung im Umgang mit diesen Kunden verfügen. Nun muss die Software-Company sie nur noch finden ... (rw)

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