Unterbrechungsfreie Stromversorgung als Schließmeister des Computers

05.07.2001
Aufgrund der hohen Stabilität und Qualität der Versorgungsspannung in den Netzen der deutschen Energiewirtschaft glauben die meisten PC-Anwender, auf eine unterbrechungsfreie Stromversorgung verzichten zu können. Dennoch: Eine USV schützt definitiv Hardware und Datenbestände. Ob APC#s "Back-UPS CS 350" dem privaten PC-Besitzer noch etwas anderes bringt, hat ComputerPartner untersucht.

Ein schlichter grauer Quader mit 6,3 Kilogramm Gewicht und etwa so groß wie ein Karton für Kinderschuhe - so kommt APC#s unterbrechungsfreie Stromversorgung "Back-UPS CS 350" daher. Mit dem Netzkabel schließt man sie an die Stromversorgung (196 bis 280 Volt Wechselspannung) an und drückt auf den Bedienknopf an der Frontseite des Geräts. Er sitzt ein wenig vertieft in der Gehäuseoberfläche, sodass man die USV kaum versehentlich ausschalten kann. Nach einem kurzen Selbsttest, während dem die grüne Netzstromdiode blinkt und die gelbe Batteriestromlampe leuchtet, lädt die USV ungefähr sechs Stunden ihren Akku auf. Dieser Vorgang dauert. In der Zwischenzeit kann man den PC inklusive Monitor (der im Test über den Rechner versorgt wurde), Scanner und Drucker an die Kaltgeräte-Steckdosen auf der Rückseite des USV-Gehäuses anschließen. Sie erhalten dann - im Falle eines Stromausfalls - für eine bestimmte Zeit aus dem Akku Energie und sind vor Spannungsspitzen, Über- und Unterspannungen sowie Interferenzen geschützt. Eine vierte Steckdose liefert ausschließlich diesen Schutz. Sie steht zudem, im Gegensatz zu den anderen drei Steckdosen, auch bei ausgeschalteter USV unter Spannung.

Nach Herstellerangaben sichert der Anwender seinen PC und die Peripherie sogar gegen Blitzschlag in einen nahe gelegenen Teil des Versorgungsnetzes.

Zu bemängeln ist, dass nur Besitzer eines DSL-Anschlusses Telefon, Fax und Modem über die USV führen und somit schützen können. Stellt sich die Frage, warum es der Hersteller versäumt hat, das Gerät auch mit den weit verbreiteten ISDN-Anschlüssen kompatibel zu machen. Vermisst wurde auch eine Schukosteckdose in der USV-Steckerleiste. Damit ließe sich beispielsweise ein Schnurlostelefon anschließen, das für den Betrieb Netzstrom benötigt. So würde die USV sicherstellen, dass man auch bei Stromausfall anrufen könnte.

Trotz dieser Kritikpunkte am Konzept des Geräts: Während der mehrtägigen, intensiven Testphase konnte eine stabilere Arbeitsweise des PCs beobachtet werden. Wahrscheinlich war die "sauberere" Versorgungsspannung aus den USV-Outlets der Grund dafür.

Die Hauptfunktion einer USV ist damit erschöpft. Doch da PC-Anwender bekanntlich gerne spielen und Neues ausprobieren, hat APC die Software "APC Power Management Extensions" und ein USB-Kabel für den Datentransfer zwischen USV und Computer spendiert. Damit lassen sich am Bildschirm der Status des Geräts kontrollieren sowie, in begrenztem Umfang, eine automatische Datensicherung vornehmen, falls der PC-Besitzer während des Stromausfalls nicht vor dem Rechner sitzt. Voraussetzung für diese Funktionen ist allerdings, dass der PC mit den Betriebssystemen Windows 98 Build 4.10.1998, Windows 98 SE 4.10.2222A oder Windows ME arbeitet.

Hat man Computer und USV mittels USB-Kabel verbunden, verlangt der Rechner nach der CD mit dem Betriebssystem, um den Treiber zu laden (für den PC handelt es sich um ein HID-Gerät, ein Human Interface Device). Anschließend kann der Benutzer die Software installieren, was schnell geht. Ruft er dann über die Task-Bar am unteren Bildschirmrand mittels Doppelklick auf das Steckersymbol die Windows-Energieverwaltung auf, erblickt er rechts oben eine zusätzliche Registerkarte mit der Bezeichnung "APC UPS Status". Hier kann man sich über den aktuellen Zustand der USV informieren (wenn man des Englischen mächtig ist).

Angegeben werden die momentane Energiequelle (Wechselstrom oder, bei Ausfall, der USV-Akku), die Restenergie im Akku in Prozent der gesamten Kapazität und wie lange die Restenergie die angeschlossenen Geräte bei einem Stromausfall versorgen kann. Außerdem lässt sich in dem APC-Fenster in Ein-Prozent-Schritten mittels eines verschiebbaren Reglers einstellen, von welchem Prozentsatz der Gesamtkapazität an der automatische Shutdown beginnen soll. Der Prozentsatz kann nicht unter elf Prozent liegen, damit noch genügend Energie verbleibt, um die Shutdown-Routine, die zirka anderthalb Minuten dauert, erfolgreich zu Ende zu führen.

In der recht übersichtlich gestalteten Bedienungsanleitung ist von einer typischen Überbrückungszeit von 20 Minuten bei Stromausfall die Rede. Im Test mit einem Standard-PC inklusive 17-Zoll-Monitor (insgesamt zirka 210 Watt Leistung) begann mit voll aufgeladenem Akku neun Minuten nach Abschalten der Stromzufuhr der Shutdown. Die USV piepst während der neun Minuten halbminütlich viermal bis zum Beginn des Herabfahrens, dann setzt eine Art Stakkato-Signal sein. Ist man anwesend, so hat man bis kurz vor dem Erlöschen des Bildschirms Zeit einzugreifen. Dateien geöffneter Anwendungen lassen sich so noch auf die Schnelle retten.

Leichtsinnige oder Vergessliche, die den PC unbeaufsichtigt lassen, ohne geöffnete Dateien gesichert zu haben, sollten ein weiteres Feature der APC-Registerkarte nutzen. Dort kann man nämlich ein Kästchen anhaken, mit dem automatisch Dateien gerettet werden. Allerdings nur dann, wenn sie der Anwender vorher benannt hat und wenn die Dateien aus den Windows-Programmen Word, Excel, Power-Point (jeweils 97 und 2000) oder Notepad, Word-Pad, Paint (jeweils bis einschließlich 5.0) stammen. Bei Dateien aus anderen Anwendungen könne es Probleme geben, heißt es in der englischsprachigen PDF-Beschreibung der Software.

In der Tat brachte ein Versuch mit einem Fotobearbeitungsprogramm ein negatives Ergebnis. Warum das allerdings von den Entwicklern nicht vorgesehen ist, bleibt ein Rätsel. Denn sitzt man vor dem PC, so braucht man in dem vom Programm geöffneten Fenster auf die Frage "Änderungen speichern?" nur auf "Ja" zu klicken, und das ist doch bei fast allen Programmen die Regel. Zumal die Antwort "Ja" meist als Standard (Default) vordefiniert ist. Dass ein automatisches Beantworten programmiertechnisch schwer zu bewerkstelligen ist, mag man nicht glauben. Wahrscheinlich standen die Softwareentwickler unter Zeitdruck. (de)

<b>Kurzgefasst</b>

Die unterbrechungsfreie Stromversorgung von APC Back-UPS CS 350 bietet vier Endgeräten wie PC und Peripherie Schutz vor Über- und Unterspannung sowie Spannungsspitzen. Drei Geräte werden zudem durch eine austauschbare Bleibatterie nach einem Stromausfall für zirka zehn Minuten mit Energie versorgt.

Leider lässt sich eine ISDN-Telefonanlage nicht schützen (nur DSL). Schade ist auch, dass das Gerät keine Schukosteckdose zur Verfügung stellt. Eine automatische Shutdown-Routine fährt den Computer im Fall eines Stromausfalls "ordnungsgemäß" herunter. Es werden auch Dateien aus einigen wenigen Windows-Anwendungen gerettet, sofern diese benannt sind.

Weshalb diese Einschränkungen nötig sind, ist nicht nachvollziehbar. Hier haben die Softwareentwickler keine ganze Arbeit geleistet, deshalb nur Note Drei.

Anbieter:

American Power Conversion

APC

Mittererstraße 9

80366 München

Tel.: 0 89/5 14 17 - 0

Fax: 089/5 14 17 - 100

www.apc.com

Preis:

rund 296 Mark (Listenpreis)

Vertrieb/Distribution:

Comline (www.comlinehq.de);

Computer Connections;

Delo; Krystaltech;

Yoko

Wertung:

Gerät: 3

Lieferumfang: 2

Handbuch: 3

Ease-of-use: 2

Händler-Support: 3

CP-Tipp: 3

(Bewertung nach Schulnoten)

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