Vergesst Rambus

30.09.1999

FELDKIRCHEN: Mit einem Paukenschlag wollte Intel am 27. September den neuen Chipsatz "Camino" der Öffentlichkeit präsentieren. Doch die Premiere platzte. Letzten Donnerstag wurde nämlich ein gravierender Fehler des Chipsatzes entdeckt. Timing-Probleme des Camino erfordern praktisch eine Neukonstruktion der entsprechenden Motherboards.Ob AMD daraus Kapital schlagen kann, steht noch nicht fest. Doch daß Chipkönig Intel der gerade aufgetauchte Rambus-Fehler teuer zu stehen kommt, ist gewiß. Intel nämlich hat Ende letzter Woche den wenigen PC-Herstellern, die sich bereit erklärt haben, die im Vergleich zu SDRAMs konkurrenzlos teuren Speicherchips in ihre PCs einzubauen, erklärt, sie müßten sie wieder ausbauen.

Intel entdeckte, daß alle bisher rund 100.000 bis eine Million gefertigten Mainboards nicht stabil laufen. Grund ist die zu hohe kapazitive Belastung des Chipsatzes durch die Rambus-Module. Alle bisher für diese Module gefertigten Motherboards weisen drei Sockel auf. Selbst wenn nur zwei Module bestückt werden,

ist die Belastung durch den leeren Sockel immer noch zu groß. Deshalb sollen Mainboard-Hersteller ihre Platinen jetzt auf zwei Sockel umstricken. Außerdem gibt Intel nun eine maximale Länge der Leitungen von nur zehn Zentimetern vor, die technisch aber kaum zu realisieren ist. In jedem Fall bedeutet die Hiobsbotschaft von Intel für die Mother-board-Hersteller ein zumindest teilweises Redesign der Boards.

Ferner ließ Intel wissen, daß die erlaubten zwei Speicherplätze mit 512 MB Speicherkapazität nur über die Hälfte der gängigen PC-Kapazität verfügen.

Solcherart und gewiß zu ihrer Überraschung gebrieft, müssen die Hersteller die wertlosen Platinen nun ausbauen und durch die neuen schwachbrüstigen Speicherbausteine ersetzen. Kommentar von Peter Glaskowsky, der für das US-Fachblatt "Microdesign Resources" die Panne recherchierte: "Das wird sehr, sehr teuer." Der Markt reagierte schon und ließ die Aktien von Rambus am Wochenende um 18 Prozent purzeln.

Auch beim High-End-Prozessor "Pentium III Xeon" macht Intel zur Zeit keine gute Figur. Wie das US-Magazin "PC-World" berichtet, hat der Prozessorhersteller zwei Versionen des Xeon mit 550 MHz vom Markt genommen. Die Prozessor-Typen mit 512 KB und 1 MB L2-Cache verursachen in Acht-Prozessor-Servern gelegentlich einen Absturz. Xeons mit 2 MB L2-Cache seien davon nicht betroffen und werden weiter vertrieben. (wl/jh)

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