Verkehrssteuerung im Netzwerk

16.05.2002
Mit Allerwelts-Netzwerkprodukten wie herkömmlichen Routern und Switches ist derzeit kein Staat zu machen, die Unternehmen sind damit bereits gut ausgestattet. Jetzt ist es an der Zeit, die reichlich vorhandene Bandbreite sinnvoll zu nutzen und sie auf die unterschiedlichen Anwendungen vernünftig aufzuteilen.

Ähnlich wie die Pförtnerschaltungen von Verkehrsampeln am Eingang vieler Ortschaften lassen sich auch Datenströme in unternehmensinternen Netzwerken steuern. Die von außen eingehende E-Mail kann durchaus einige Minuten warten, bis genügend Bandbreite im LAN zur Verfügung steht. Dafür werden interne SAP-R/3-Anfragen bevorzugt behandelt.

Entsprechende hardwarebasierende Lösungen offerieren Allot und Packeteer. Beide sind nur mit kleinen Büros in Deutschland vertreten und vertreiben daher ihre Lösungen ausschließlich indirekt. Hinzu kommen noch kleinere Anbieter wie Sitara Networks und Net Reality.

Während im Bereich Bandbreiten-Management Packeteer als Marktführer gilt, versucht Allot als zweiter Mitspieler, mit neuen Produkten dem Abstand zu verringern. So wird der israelische Anbieter ab diesem Monat seine "Net Enforcer"-Produktpalette zum Steuern von Bandbreite in Netzen mit der eigenen "Net Pure"-Technologie ausstatten. Es handelt sich dabei um Firmware, die in der Lage ist, unerwünschten Inhalten, wie Sexseiten, Online-Spiele, Audio- oder Videodateien, den Zutritt ins Unternehmensnetzwerk erst gar nicht zu ermöglichen. Außerdem vermögen Net-Enforcer-Geräte der neuesten Generation auch Denial-of-Service-Attacken abzuwehren. Damit machen sie eine Firewall oder einIntrusion-Detection-System zwar nicht überflüssig, aber sie können damit unter Umständen ein Netzwerk am Leben erhalten.

Neu hinzugekommen ist ferner die Fähigkeit, die unterschiedlichen Netzwerkdienstleistungen entsprechend gestaffelt abzurechnen. Aufgelistet nach Abteilungen und angeforderten Anwendungen können den einzelnen Kostenstellen die "Netzverbrauchswerte" in Rechnung gestellt werden. Mit diesen Funktionen eignet sich der Net Enforcer selbstverständlich auch für Internet Service Provider (ISP), die ihren Kunden damit Zusatzdienste wie Breitband-Internet-Zugang oder die Möglichkeit, eine Videokonferenz abzuhalten, einräumen können. Die Abrechnung dieser Leistungen gestaltet sich dann relativ einfach. Nun ist aber derzeit die Nachfrage seitens der ISPs konjunkturbedingt relativ mau. Die Net-Enforcer-Produkte werden über die Value-Added-Distributoren TLK, Magellan und Allasso vertrieben.

Packeteers Bandbreiten-Steuerungsgeräte der "Packet Shaper"-Reihe haben sich in Deutschland bereits einen guten Ruf erworben. Sie werden hierzulande gleich über vier verschiedene Distributoren vertrieben: ADN, Computerlinks, Allasso und Seicom.

So ist beispielsweise Leif Dehio, Produktmanager bei Computerlinks, voll des Lobes über die Packeteer-Produkte: "Dieser Anbieter hat es wirklich verstanden, die Klassifizierung der Anwendungen auf dem Layer 7 (Applikationsebene) zu optimieren. Auch die Latenzzeiten wurden drastisch gekürzt." Die Entscheidung für Packetshaper fällt laut Dehio oft gemeinsam mit der Wahl für Citrix-Produkte. Da mit Letzteren das Netzwerk-Verkehrsaufkommen im Unternehmen steigt, sind Geräte zur intelligenten Nutzung der begrenzt vorhandenen Bandbreiten unerlässlich.

Auch für den Computerlinks-Manager gilt Allot als der ernsthafteste Mitbewerber von Packeteer. Doch sein Urteil über die von den Israelis angebotenen Lösungen fällt relativ negativ aus: "Der Net Enforcer versucht lediglich eine Parität zwischen den unterschiedlichen Anwendungen zu schaffen, das ist aber der falsche Ansatz." Bei der Verkehrskontrolle im Netzwerk bevorzugt Dehio eine deutlichere Priorisierung.

"Aber genau dies kann doch der Net Enforcer", widerspricht der für den Allot-Vertrieb bei TLK zuständige Manager Armin Rothenanger. Seiner Meinung nach kann man an der Allot-Software sehr viel drehen: "Da gibt es Priorisierungsstufen von 1 bis 9." Auch den Vorwurf der kürzeren Latenzzeiten beim Packetshaper lässt der TLK-Mitarbeiter nicht gelten: "Was die Performance betrifft, nehmen sich beide Produktreihen nicht viel."

Unterschiede gibt es hingegen in den einzelnen Funktionen. Hier entscheidet dann der Kunde eher aus dem Bauch heraus, welche Features für ihn wichtig sind, da sind sich die Vertreter beider Distributoren einig. Auch die Preisfrage stellt sich nicht, die günstigsten Packetshaper- und Net-Enforcer-Modelle gibt es bereits für weniger als 10.000 Dollar. Im Highend-Bereich, etwa im Gigabit-Ethernet-Umfeld, können es dann schon mal 50.000 Dollar und mehr werden.

www.allot.de

www.packeteer.de

www.net-reality.com

www.sitaranetworks.com

www.computerlinks.de

www.tlk.de

www.adn-distribution.de

www.allasso.de

www.magellan-net.de

www.seicom-muc.de

ComputerPartner-Meinung:

Der Markt für Bandbreitensteuerung scheint von der Netzwerkflaute unberührt zu sein. So hat Packeteer im ersten Quartal 2002 seinen Umsatz auf 11,2 Millionen Dollar steigern können. Allot Communications legte in den letzten drei Jahren beim Company-Umsatz um fast 1000 Prozent zu. Damit belegt Allot Platz 48 in der Rangliste der am schnellsten wachsenden Unternehmen im Emea-Raum. Schon allein daraus lässt sich schließen, dass die Nachfrage nach Lösungen für das Bandbreiten-Management keinesfalls nachgelassen hat, sondern eher noch anziehen wird. (rw)

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