Verlustreiches Vorzeigeunternehmen

23.11.2000

Auf der Cebit 2000 mit einem hochdotierten Internetpreis ausgezeichnet, hatte es für die DCI Database for Commerce and Industry AG am Neuen Markt so gut begonnen: Schon am ersten Börsentag war die Aktie Anfang März 2000 von 32 auf 102 Euro hochgeschnellt. Doch seitdem ist die Aktie des Unternehmens immer weiter bergab gegangen, so dass mancher Börsenguru es Ende Juli schon auf der Todesliste sah (siehe ComputerPartner Ausgabe 27/00, Seite 26).

Nach Veröffentlichung der jüngsten Quartalszahlen sackte die DCI-Aktie wegen einer Verlustausweisung von 11,6 Millionen Euro (EBIT) und einem Fehlbetrag von 6,235 Millionen Dollar für die ersten neun Monate sogar auf ein Rekordtief von zuletzt 10,95 Euro (Stand 13.11.2000).

Das hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder bei seiner Stippvisite in München jedoch nicht davon ab-gehalten, sich unter den wenigen Firmen, die er auf der IT-Messe "Systems" besuchte, auch DCI zu beehren. Seiner Verwunderung über das Kurstief Ausdruck verleihend, sprach er DCI-Chef Michael Mohr direkt an. Dieser erklärte die Gewinneinbußen und den daraus resultierenden Kursverlust mit notwendigen Anlaufinvestitionen und Restrukturierungsmaßnahmen. So ist der seit 1992 bestehende Betreiber des größten Internet-Marktplatzes für IT- und TK-Produkte Europas durch Erweiterung der eigenen Geschäftsbereiche und durch Zukauf ausländischer Unternehmen binnen eines Jahres von 44 auf 252 Mitarbeiter gewachsen. Zuletzt hatte sich DCI nach Kauf des britischen Mitbewerbers Ace-Quote Anfang Oktober auch die rumänische Produktdatenbank CPI (Computer Produkt-Informationssystem) der saarländischen Deuromedia GmbH und damit den wichtigsten Konkurrenten auf dem deutschen Markt einverleibt.

Die WestLB als einer der Hauptkapitalgeber gibt sich ob des Kurseinbruchs der DCI-Aktie gelassen. Offenbar seien einige Anleger nach dem Motto "Sell on good news" verfahren. Denn die DCI-Datenbank decke rund 90 Prozent des einheimischen IT-Marktes ab. Auch der Umsatzzuwachs von 144 Prozent auf 7,35 Millionen Euro sprächen für das Unternehmen, weshalb ein Kauf der DCI-Aktie weiterhin zu empfehlen sei. (kh)

www.dci.de

www.westlb.de

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