"Vielen PC-Händlern im Privatkundenmarkt geht es schlecht."

20.06.1997
WEITERSTADT: Nachdem J&W bereits im letzten Jahr 80 Millionen Mark unter dem geplanten Umsatz von rund 500 Millionen Mark blieb, stellt sich J&W-Chef Sven Janssen-von Puttkamer in diesem Jahr auf eine Umsatzstagnation im Inlandsgeschäft ein. Wachstumsimpulse kommen derzeit nur aus dem Ausland. Hier will J&W mit der Öffnung zusätzlicher Niederlassungen weiter kräftig auf's Gaspedal drücken.Viel Platz haben die Mitarbeiter der J&W Computer GmbH in ihrem neuen Gebäude in der Feldstraße 16 in Weiterstadt bei Frankfurt. Genau besehen sogar zu viel Platz. So steht die zweite Etage des Gebäudes in dem vorher Sportartikelhersteller Nike residierte, derzeit noch leer. "Unsere Reserve", erklärt J&W-Geschäftsführer Sven Janssen-von Puttkamer.

WEITERSTADT: Nachdem J&W bereits im letzten Jahr 80 Millionen Mark unter dem geplanten Umsatz von rund 500 Millionen Mark blieb, stellt sich J&W-Chef Sven Janssen-von Puttkamer in diesem Jahr auf eine Umsatzstagnation im Inlandsgeschäft ein. Wachstumsimpulse kommen derzeit nur aus dem Ausland. Hier will J&W mit der Öffnung zusätzlicher Niederlassungen weiter kräftig auf's Gaspedal drücken.Viel Platz haben die Mitarbeiter der J&W Computer GmbH in ihrem neuen Gebäude in der Feldstraße 16 in Weiterstadt bei Frankfurt. Genau besehen sogar zu viel Platz. So steht die zweite Etage des Gebäudes in dem vorher Sportartikelhersteller Nike residierte, derzeit noch leer. "Unsere Reserve", erklärt J&W-Geschäftsführer Sven Janssen-von Puttkamer.

Möglichkeiten, sich weiter auszubreiten, braucht der hessische Distributor auch. Zumindest dann, wenn sich seine Vorstellungen über die weitere geschäftliche Entwicklung so bewahrheiten wie geplant. Bis zum Jahr 2000 nämlich, hat sich der J&W-Chef vorgenommen, soll der Umsatz auf eine Milliarde Mark ansteigen. Ein großes Ziel, denn das würde immerhin deutlich mehr als eine Verdoppelung gegenüber 1996 bedeuten. Und:

In Deutschland läuft das Geschäft derzeit nicht gerade blendend. Trotz eines guten Zuwachses bei den verkauften Stückzahlen rechnet Janssen-von Puttkamer 1997 nur mit einem Inlandsumsatz in Höhe des Vorjahres. Das Wachstum kommt dementsprechend gegenwärtig aus dem Ausland. Hier soll der Umsatz in diesem Jahr um 50 auf insgesamt 150 Millionen Mark ansteigen. Nicht eingerechnet die im Juni eröffnete Dependance in Mailand (Italien), direkt neben Actebis. Nächstes Land ist "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" (Janssen-von Puttkamer) England, wo J&W voraussichtlich Ende dieses Jahres das Firmenschild aufstellen wird. Für 1998 stehen Spanien und Skandinavien auf der Reiseroute.

Interfunk inzwischen "großer Kunde"

Eigentlich hätte die Eröffnung der Londoner Filiale vor Italien stattfinden sollen. Der Plan scheiterte aber an dem Pferd der

Lebensgefährtin von J&W-Auslandsfilialaufbauexperten Stefan Kaczmarek. Die britischen Behörden, BSE-empfindlich wie sie nun einmal sind, verlangen nämlich eine sechsmonatige Impfungszeit (für das Pferd), und so lange mochte weder Kaczmarek auf seine Freundin noch diese auf ihr Pferd verzichten.

Wie auch immer: Von dem für das Jahr 2000 anvisierten Milliardenumsatz will der J&W-Chef "den Großteil", also mehr als 50 Prozent, im Ausland erzielen.

Der Grund für die stagnierenden Inlandsumsätze sind neben dem Dauerthema Preisverfall vor allem die Flaute im Markt. "Den Händlern, die im Privatkundensegment zuhause sind, geht es schlecht. Wenn die Konjunktur wieder anzieht, wird es zwar auch den Händlern wieder besser gehen. Aber das sehe ich im Moment nicht", sagt sich Janssen-von Puttkamer. Interessant in diesem Zusammenhang: Die im letzten Jahr mit der Unterhaltungselektronik-Kooperation Interfunk aufgenommene Geschäftsverbindung (vgl. ComputerPartner Nr. 7/96, Seite 1) hat sich nach Angaben der Hessen recht ordentlich entwickelt. "Interfunk ist inzwischen ein großer Kunde von uns", freut sich Janssen-von Puttkamer.

Nicht nur das Privatkundensegment, sondern zunehmend auch das Behördengeschäft verfolgt der J&W-Chef mit Besorgnis. Gegenwärtig läuft es zwar noch gut, aber die ersten Haushaltstopps (Theo Waigel läßt grüßen) lassen nichts Gutes ahnen.

Seit Mai bietet J&W seinen Fachhändlern auch Barbone-Systeme an. Die Nachfrage nimmt, so versichert Marketingleiterin Anke Kugies, täglich zu, riesige Stückzahlen aber werden naturgemäß (noch) nicht ausgeliefert. Zumal J&W seinen Kunden ja auch individuelle PC-Einzelfertigung anbietet. Diese baut J&W jetzt auch in Weiterstadt zusammen. Die Serienrechner werden weiterhin bei CED in Dresden gefertigt.

Derzeit wird das Lager von J&W auf Vollautomatik umgestellt. Um die Zahl der Pannen in Grenzen zu halten beziehungsweise um ausreichend Zeit für den Probebetrieb zu haben, läuft die bisherige manuelle Versorgung parallel weiter.

Angesprochen auf die im Markt kursierenden Gerüchte, daß sich Ingram für eine Übernahme des hessischen Distributors interessiert, winkt Janssen-von Puttkamer müde ab. "Wir haben uns nicht einmal getroffen. Ich habe an einem Verkauf des Unternehmens momentan gar kein Interesse. Wir bleiben selbständig, solange wir das Wachstum noch selber finanzieren können", erklärt der J&W-Chef. Wie lange das sein wird, wollte er allerdings nicht verraten. Und im übrigen: "Wer wachsen will", fügt Janssen-von Puttkamer hinzu, "muß nicht gleich sein Unternehmen verkaufen. Es gibt bekanntlich auch noch andere Möglichkeiten, sich Geld zu besorgen." (sic)

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