Vier Firmen gründen "virtuelle Company" - kann das klappen?

03.05.2001
Kooperieren oder krepieren - so war es vor einigen Jahren oft zu hören. Doch trotz guten Willens scheiterten die losen Kooperationen häufig und brachen wieder auseinander. Vier Unternehmen aus dem Großraum Mainz/Wiesbaden wollen es jetzt besser machen.

Kooperationen zwischen IT-Handelsunternehmen oder Systemhäusern verlaufen typischerweise so: Am Anfang finden die Firmenchefs, dass man sich großartig ergänze und es für alle Seiten Sinn mache, ganz eng zusammenarbeiten. Man beginnt mit viel Euphorie und Schwung, doch schon nach kurzer Zeit tauchen die ersten Probleme auf - oft geht es ums Geld -, Ernüchterung macht sich breit, und nach einem halben Jahr ist das Thema erledigt. Der wesentliche Grund für das Scheitern: Es gibt keinen Chef-koch, der das Sagen hat. Die Kooperation wird getragen vom guten Willen der Geschäftsführer, und die verfolgen nun einmal in erster Linie die Interessen ihres eigenen Hauses. Dass diese nicht immer mit den Interessen der Kooperation identisch sind, macht die Sache schwierig.

Trotz dieser negativen Vorzeichen haben es erneut vier Firmen ge-wagt, eine tief greifende Koopera-tion einzugehen. Das Quartett be-steht aus den Unternehmen IPS Software GmbH in Mainz (spezialisiert auf Lotus-Notes-Anwendun-gen), Tonbeller AG in Bensheim (Software-Tools), SVA GmbH in Wiesbaden (spezialisiert auf IBM-Großrechner/390) und Planorg IT-Services GmbH & Co. KG in Mainz (ehemals Schumm GmbH mit PC-, Server- und Netzwerk-Know-how).

Diese vier Unternehmen wollen es besser machen als andere, sie möchten, dass diese Kooperation (gerne sprechen sie auch von einer virtuellen Company) dauerhaft funktioniert. Drei Grundvoraus-setzungen haben sie dabei er-kannt: "Zunächst einmal ist es sehr wichtig, dass sich die Partner wirklich ergänzen und jeder das tut, was er am besten kann", sagt Klaus-Dieter Steidl, einer von drei IPS-Geschäftsführern. Und sein Kollege Klaus Schlitt nennt eine weitere Erfolgsbedingung: "Man muss vorher genau abstimmen, wer was macht." Die dritte Vorausset-zung, so Schlitt: "Es reicht nicht, wenn die Geschäftsführer die Idee gut finden. Die Mitarbeiter in jedem der beteiligten Unterneh-men müssen sich mit der Koopera-tion identifizieren."

Mitte vergangenen Jahres ist die Zusammenarbeit der vier Partner-unternehmen ins Leben gerufen worden, und nach Angaben der IPS-Geschäftsführer, die als Spre-cher der Gruppe fungieren, konnte man bereits schöne Erfolge ver-buchen. "Wir kriegen jetzt Projek-te, die wir vorher nicht bekommen haben", freut sich Schlitt. Man profitiert von den Kundenkontakten der Partner, von den unterschiedlichen Kompetenzen der Mitarbei-ter, so dass man auch bestehen-den Kunden ein breiteres Lö- sungsangebot machen kann und sie nicht an die Konkurrenz ver-liert. In der Regel übernimmt einer der Partner die Generalunterneh-merschaft, die Kundenakquisition wird gemeinsam durchgeführt. Damit sich keiner übervorteilt fühlt, wurden gegenseitige Dienstleis-tungspreise vereinbart.

Derzeit ist das Quartett noch vor-wiegend im Großraum Mainz/ Wiesbaden tätig. Doch das soll sich ändern. So ist es geplant, gemein-same Niederlassungen zu grün-den, um den Aktionsradius auszu-weiten. Das erste Projekt dieser Art wird voraussichtlich noch in diesem Jahr in Düsseldorf aufge-baut, eine gemeinsame Tochter von IPS und Tonbeller. Das Thema Fusion und Übernahme ist für die IPS-Geschäftsführer derzeit kein Thema. Steidl: "Eine Fusion wäre nicht sinnvoll. Zumindest jetzt nicht."

www.ips-software.de

www.tonbeller.com

www.sva-germany.com

www.planorg.de

ComputerPartner-Meinung:

Die Initiative der vier IT-Unter-nehmen, eine tief greifende Ko-operation zum gegenseitigen Nut-zen ohne kapitalmäßige Verflech- tung aufzubauen, ist aller Ehren wert. Vielleicht schaffen sie es so-gar, diese Zusammenarbeit dauer-haft und erfolgreich am Leben zu erhalten. Das wäre in der IT-Land-schaft in Deutschland eine Premiere. (sic)

Zur Startseite