Vier Softwarehersteller im Qualitätstest

14.05.1999

MÜNCHEN: Microsoft steht zwar in den Regalen, doch die Sympathie der Händler gehört Lotus. Dies ergab zumindest eine ComputerPartner-Umfrage, die vom Marktforschungsinstitut Techconsult durchgeführt wurde.Bei der Produktbewertung scheint sich der Softwareriese Microsoft im freien Fall zu befinden. Im Vergleich zur letzten Erhebung wurde seine Software jedenfalls erheblich schlechter bewertet. Bei der Beurteilung der Partnerqualitäten muß Microsoft ebenfalls einen kleinen Abstieg verkraften. Bei der Software wurden vor allem die Kriterien Zuverlässigkeit, Ausfallsicherheit und Stabilität bemängelt, die nach Meinung der befragten Händler keinesfalls gewährleistet sind. Bei der Herstellerbewertung vermissen die Handelspartner die Verfügbarkeit von günstigen Updates und eine umfassende Betreuung durch qualifizierte Ansprechpartner, vor allem beim Einsatz neuer Produkte. Dem Umsatz tut die Kritik aber keinen Abbruch: Im Vergleich zum Vorjahresniveau verkaufen sogar noch mehr IT-Händler Microsoft-Produkte. Die Steigung beträgt hier im Vergleich zur Erhebung 1997 ganze zehn Prozent. Als positiv wurden eine umfassende Verkaufsunterstützung, die Microsoft seinen Händler bietet, und die führende Rolle in der Technologieentwicklung genannt.

Die Sympathien der Händler hat allerdings Lotus gewonnen und konnte sich im Vergleich zur Erhebung 1997 um einige Punkte in der Gesamtwertung verbessern. Der Workgroup-Spezialist erfüllte über 50 Prozent der an die Software gestellten Anforderungen sogar überdurchschnittlich. Was die Herstellerqualität betrifft, bekommt Lotus zufriedenstellende bis gute Bewertungen. Die einzige negative Nennung betraf die Verkaufsunterstützung, die den Händlern noch nicht ausreichend erscheint. Dennoch liegt Lotus sowohl in der Produkt- als auch in der Herstellerbewertung deutlich in Führung.

Der ehemalige Netzwerkprimus Novell wurde in der Gesamtbewertung zwar weit von der Lotus-Software entfernt positioniert, konnte aber in puncto Hersteller- und Produktqualität gegenüber dem Erzrivalen Microsoft weiteren Boden gutmachen. Allerdings hat sich die Anzahl der Händler, die Novell-Produkte vertreiben, im Vergleich zur letzten Erhebung um knapp 20 Prozent verringert. Hersteller- und Produktqualität sanken dagegen nur geringfügig. Trotz der Kritik erhielt die Software von den Händlern eine überdurchschnittlich gute Benotung, was insbesondere auf die hohe Zuverlässigkeit und Ausfallsicherheit zurückzuführen ist. Auch in puncto Partnerqualität konnte Novell sein Niveau deutlich verbessern. Mit seiner hohen Lieferflexibilität, den händlerfreundlichen Vertriebsprogrammen und einer schnell erreichbaren und qualifizierten Kundenbetreuung steht der Netzwerkspezialist an der Spitze.

Sehr schlecht schneidet dagegen Sage KHK ab. Offenbar hat der Hersteller die gesetzten Zeichen seiner Handelspartner nicht erkannt: Bei fast 90 Prozent der Beurteilungskriterien bleiben Software und Hersteller unter dem Durchschnitt. Vor allem die Nichteinhaltung der vereinbarten Liefertermine und die fehlende Bereitschaft zur kurzfristigen Lieferung fallen werden den Frankfurtern angekreidet. Als größtes Manko sehen die Händler die unqualifizierte Hotline von Sage KHK an. Allerdings stellen die Handelspartner an dieses Unternehmen auch besonders hohe Ansprüche, und die Spezialisierung auf kaufmännische Software macht den Vergleich mit anderen Herstellern schwierig. Tatsache ist aber auch, daß Sage KHK im Vergleich zum Jahr 1997 von fast 50 Prozent weniger IT-Händlern verkauft wird. Ob dies am neuen Lizenzierungsprogramm liegt oder als Absage an den Hersteller gelten muß, bleibt offen. (mf)

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