Vobis-Gründer Lieven will "seine" Firma vor der Nordsee retten

12.10.1998

WÜRSELEN/AACHEN: Starke Geschütze fährt Vobis-Gründer Theo Lieven gegen die Metro auf: Er wirft dem Konzern vor, Vobis vor die Hunde gehen zu lassen. Das will er verhindern."Am liebsten würde die Metro Vobis auf einen Frachter laden, in die Nordsee schicken, und wenn der Kahn leer zurückkommt, bekommt der Kapitän eine Prämie." Theo Lieven, Gründer und langjähriger Chef der Vobis Microcomputer AG, ist stinksauer auf die Metro. Nach dem geplatzen Verkauf der Vobis-Gruppe an CHS und der Ausgliederung in die Divag AG & Co KG, an der die Metro eine Minderheitsbeteiligung hält, will der Kölner Handelsriese nur noch eins: Die Vobis so schnell wie möglich loswerden.

Der Verkauf des Vobis-Einzelhandelsgeschäftes ist aber leichter gesagt als getan. Denn der Ruf des ehemals ebenso gehaßten wie bewunderten PC-Discounters hat in den letzten Monaten schweren Schaden genommen. Für viele, vor allem für die Metro-Bosse um Erwin Conradi, ist die Vobis nur noch ein Problem, das irgendwie gelöst werden muß. Daß das Unternehmen noch immer einen Wert darstellt, geht völlig unter. "Das Vobis-Einzelhandelsgeschäft in Deutschland hat ein Volumen von

1,1 Milliarden Mark. Damit ist Vobis nach wie vor Marktführer", rückt

Lieven die Verhältnisse zurecht.

Der Konkurs des Konkurrenten Schadt vor einigen Wochen trug ebenfalls nicht zur Wertsteigerung des Unternehmens bei. Denn diese Pleite war Wasser auf die Mühlen derjenigen Meinungskundtuer, denen zufolge das gesamte Geschäftsmodell der ausschließlich auf die Computerei spezialisierten Filialisten überholt ist.

Für Lieven ist das alles "Quatsch".

"Die reinrassigen Computer-Retailer werden in Deutschland nach wie vor gebraucht, ihre Existenzberechtigung steht außer Frage", haut er im Gespräch mit ComputerPartner auf den Tisch. Es müssen, so seine Forderung, nur die richtigen Leute an den richtigen Stellen sitzen. Lieven:

"Was Vobis heute braucht, sind keine Präzisionsanalytiker. Gefragt sind Leute mit Ideen, die auch den Saft in den Knochen haben, diese Ideen umzusetzen und Vobis zur alten Geschwindigkeit zurückzuführen."

Lieven will sein Lebenswerk retten. Dazu bot er seinem Ex-Mitarbeiter und heutigem Vobis-Chef Gert Hügler nicht nur an, in beratender Funktion wieder zurückzukommen (Hügler: "Unsere Türen stehen offen."), sondern er wäre auch bereit, sich finanziell wieder bei "seiner" Vobis zu engagieren. Nicht mehr in der Höhe vergangener Zeiten, aber "ein paar Millionen" (Lieven) könne er noch abzwacken. Derzeit sucht Lieven einen oder mehrere Partner, "die etwas auf der Brust haben", um möglicherweise das komplette Einzelhandelsgeschäft von Vobis in Deutschland zu übernehmen. Inklusive der Superstores (die wohl doch nicht den Media-Märkten zugeschlagen werden sollen) und der Franchise-Abteilung. (sic)

Vobis-Gründer Theo Lieven: "Vobis braucht keine Präszisions-analytiker, sondern Leute mit Ideen."

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