Vom "Blauen Engel" zum "grünen" PC

20.02.1998

AUERBACH: "Blauer Engel" - das war der Cherry Mikroschalter GmbH nicht genug. Mit der ersten "ökologisch optimierten" Tastatur will das Unternehmen der Computerbranche in Sachen Umweltschutz mit gutem Beispiel vorangehen.Rein äußerlich unterscheidet sich die neue Tastatur der Cherry Mikroschalter GmbH kaum von ihren Eingabe-Kollegen - bei der Tastatur "Green Line" geht es aber auch eher um die inneren Werte: Stolz präsentierte der Oberpfälzer Tastaturen-Spezialist die "erste ökologisch optimierte" Computer-Tastatur. Bei der Herstellung des Öko-Eingabemediums wurde nach gemeinsam vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und Cherry entwickelten Kriterien auf den Problemkunststoff PVC und auf giftige, halogenhaltige Flammschutzmittel verzichtet sowie die Kunststoff-Vielfalt minimiert. Ferner soll sich die Tastatur durch Langlebigkeit auszeichnen und das Recycling erleichtern, da auch kleine Kunststoffteile gekennzeichnet sind. Die Demontage der "Green Line" läßt sich in weniger als 60 Sekunden vornehmen. Mit der Erarbeitung des Kriterienkatalogs für eine ökologisch optimierte Tastatur und die Entwicklung der "Green Line" will Cherry sein bisheriges Umwelt-engagement fortsetzen. Wie Klaus-Dieter Lauterbach, Geschäftsführer der Cherry GmbH betont, seien die Tastaturen des Herstellers die ersten mit dem Umweltzeichen "Blauer Engel" gewesen, außerdem gehöre Cherry zu den ersten Unternehmen mit einem validierten Umwelt-Management-System nach dem EG-Öko-Audit. "Ökologie und Ökonomie lassen sich verbinden, das müssen keine Gegensätze sein", ist Lauterbach überzeugt.

Eine interessante Rechnung stellte Andreas Fußer, Geschäftsführer Kommunikation beim BUND auf: Im letzten Jahr seien in Deutschland - allein im Business-Bereich - rund 8,5 Millionen PCs ausgemustert worden. Etwa 1,5 Millionen Tonnen Elektronikschrott sollen pro Jahr anfallen - über ein Zehntel davon stammen von Computern, Druckern, Faxgeräten und ähnlichem. Wären alle 1996 hierzulande verkauften PCs - wie die Green-Line-Tastatur - mit PVC-freien Kabeln ausgeliefert worden, hätte man laut Fußer 19.500 Kilometer PVC-Kabel (das entspricht dem halben Erdumfang) einsparen können.

Auch der bayerische Staatsminister für Landesentwicklung und Umweltfragen, Dr. Thomas Goppel, freute sich über die ganzheitlich ökologische Ausrichtung des Unternehmens, das sich hier " mutig an die Spitze stellt und nicht einfach abwartet".

Laut BUND-Geschäftsführer Fußer ist das "Abgucken" anderer Unternehmen ausdrücklich erwünscht, zumal sich die meisten, in den Kriterien vom Umweltverband und Cherry festgelegten Öko-Anforderungen auf Rechner, Bildschirme und Drucker übertragen ließen.

Der Preis für die Green-Line-Tastatur wird mit etwa 73 Mark rund zehn Mark über dem Preis für eine Standardtastatur liegen. Allerdings fühlt sich Cherry auch am Ende der Nutzungszeit für das ausgediente Eingabemedium verantwortlich: Der Hersteller nimmt es kostenlos zurück und kümmert sich um die Wiederverwertung der Materialien. (taf)

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