Vom Handel enttäuscht: Direktvertrieb wird forciert

18.01.2001
Vier Millionen Mark Minus statt dem erhofften Gewinn: Das Geschäftsjahr der Prout AG lief anders als geplant. Schuld sind Partner von der Herstellerseite und Fachhändler, die Investitions- und Unterstützungsbereitschaft vermissen ließen, glaubt Prout-Chef Siegfried Philipp

Unser Wert ist auf die Liquidität im Unternehmen gesunken. Das ist natürlich eine Katastrophe." Siegfried Philipp, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Prout AG, weiß, dass es an der derzeitigen Situation nichts zu beschönigen gibt. Vier Millionen Mark Miese statt dem erhofften Gewinn wird der Anbieter von Document-Output-Management-Systemen zum Geschäftsjahresende verbuchen. Die Börse strafte die Fehlprognose gnadenlos ab: der Aktienkurs der Darmstädter dümpelt bei 1,70 Euro vor sich hin und der Vorstandsvorsitzende hat großen Erklärungsbedarf.

Dabei sah die Zukunft des Software-Hauses nach dem Börsengang im April 1999 noch so rosig aus: Namhafte Partner wie Kyocera, Minolta und Hewlett-Packard sprangen auf den Lösungszug auf, das Umsatzwachstum lag zunächst über Plan. Erstmals seit dem Börsengang rechnete man 2000/2001 mit einem ausgeglichenen Ergebnis. Die Ernüchterung kam Ende Dezember, das Erreichen der Gewinnzone ist jetzt nur noch Zukunftsmusik.

Schuld sind nach Ansicht von Phi-lipp sowohl die Fachhandelspartner als auch die Hersteller. Die hätten irgendwie alle zu spät gemerkt, dass "das Lösungsgeschäft anders läuft als das Boxengeschäft."

Mitarbeiter wurden nicht geschult

Dass die erhofften Umsätze ausgeblieben sind, liegt laut Philipp jedenfalls nicht am Produkt. Vielmehr seien viele Fachhändler nicht bereit, die erforderlichen Investitionen zu tätigen. "Der Händler hat das Geld nicht, einen Mitarbeiter zu bezahlen, der sechs Monate lang geschult wird, bevor er mal Geld verdient", sagt Philipp. Dabei habe man das Mitarbeiterthema klar angesprochen und sogar vertraglich festgelegt. Jedenfalls, so Philipp, habe man die Partnerschaften mit den erfolglosen Händlern jetzt gekündigt, werde mit einigen anderen noch Gespräche führen, ob die Zusammenarbeit fortgesetzt werden kann. "Wir orientieren uns bei den Fachhändlern neu. Denn ohne geschultes Personal hat das alles keinen Sinn." Philipp wünscht sich für die Zukunft mehr Partner wie die Datec: "Mit ihnen sind wir sehr erfolgreich. Da wurden aber auch eigens zwei Leute für das Thema abgestellt."

Positive Erfahrungen mit Minolta

Der Einsatz der Druckerhersteller ließ hingegen zu wünschen übrig: "Wir bieten nun mal eine druckerbasierende Lösung an, haben stark auf unsere Partner gesetzt." Was offenbar ein Fehler war: "HP und Kyocera schreiben sich gerne auf die Fahne Solution-Anbieter zu sein, solange das Geschäft mit der Box gut läuft. Es ist den Herstellern wichtig, dass die Lösung mit in den Markt kommt, aber die Unterstützung war gering." Positive Erfahrungen habe man nur mit Minolta gemacht, die hätten sogar eine "Solution Group". "Die haben aber natürlich auch so großen Erfolg, weil sie neben dem Fachhandel sehr viel direkt vertreiben", meint Philipp. Das will er mit Prout in Zukunft auch tun. "Wir werden den Kanal stärker ausbauen." Am 23. Januar gibt Prout seine Quartalszahlen bekannt, voraussichtlich werden auch die Planzahlen für die kommenden drei Jahre vorgelegt werden. (mf)

www.prout.de

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