Vom Regen in die Traufe

12.06.2001
Vertriebspartnerschaften basieren, wie alle anderen auch, auf gegenseitigem Vertrauen. Drum prüfe, wer sich bindet, ob Händler zu Hersteller findet. Denn scheiden tut weh und kostet wie im Fall von Computer Service meist auch eine Stange Geld.

Es war einmal ein Fachhändler, der einen neuen Softwarehersteller für seine 240 Kunden suchte: Rund 70.000 Mark, über ein Jahr Zeit und sehr viel Nerven kostete Bernhard Schmid, Geschäftsführer bei Computer Service aus Haidham, dieses Vorhaben.

Investitions-Sicherheit steht an erster Stelle

Der Leidensweg des ehemaligen KHK-Händlers begann, als er enttäuscht nach der Umstellung des Softwareherstellers von einem "Free-Licence-Model" auf Einzellizenz zunächst zu dem ERP-Anbieter Parity Software wechselte. Dessen Lösung erfüllte laut Schmid aber nicht seine Anforderungen. "Ich kann mir bei einem kleinen Unternehmen mit fünf Anwendern nicht erlauben, dass für ein Formular einen halben Tag programmiert werden muss", erklärt Schmid. Außer den Teststellungen habe er deshalb drei Monate lang keine Software verkaufen können. Außerdem hatte er nach eigenen Angaben rund 50.000 Mark in die Partnerschaft investiert.

Da er bei seinem Kunden unter Zugzwang geraten war, stieg er von Parity auf den Hersteller KMR um - und kam vom Regen in die Traufe. "Wir standen unter Zeitdruck und kauften die Katze im Sack", gesteht Schmid ein. Ein fataler Fehler, wie sich bald zeigte: "Zugesicherte Funktionen wie Felder für die Belegerfassung waren nicht vorhanden", berichtet der Geschäftsführer. Dieses Problem löste sich dann aber relativ schnell, wenn auch nicht im Sinne von Schmid: Am 17. Oktober meldete KMR Insolvenz an. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Computer Service weitere 20.000 Mark in die Suche nach einem neuen Hersteller investiert und acht Monate keine Software verkauft.

Das sollte sich im November 2000 endgültig ändern. Mit einer Partnerschaft bei der Clarfeld AG wollte Schmid die Wende herbeiführen. Denkste! Nur kurze Zeit später ging der Softwarehersteller nach dem Ausstieg eines Kapitalgebers in Konkurs.

Nicht immer finden in der Realität solche Geschichten wie im Märchen ein glückliches Ende - diesmal schon. Die aus der Ruine der Clarfeld AG hervorgegangene Clarfeld GmbH mit jetzigem Sitz in Magdeburg gewährte Computer Service, wie es auch die AG vorgesehen hatte, eine günstige Migrations-Lizenz für seine Altkunden.

"Wir haben jetzt zirka 50 Kunden auf die Select-Line von Clarfeld umgestellt", so Schmid. Er ist zuversichtlich, diesmal den richtigen Hersteller von betriebswirtschaft-licher Standardsoftware für seine Kunden gefunden zu haben.

www.parity.de

ComputerPartner-Meinung:

Und die Moral von der Geschicht: Trau den Herstellern nicht. Sie trifft in diesen Fall allerdings nicht die alleinige Schuld. In Zeiten, in denen die Träume von Anbietern am Neuen Markt reihenweise wie Seifenblasen platzen, sollte sich niemand auf bloße Versprechungen hin bei einem Unternehmen engagieren, sondern sich tunlichst an Goethe halten: "Nur was du schwarz auf weiß hast, kannst du getrost mit nach Hause nehmen." (hei)

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