Wir konzentrieren uns auf das, was wir können", sagt Thorsten Brendel, Geschäftsführer und Inhaber der Vicotec Internet-Systeme. Zu diesem Können gehört das Programmieren und Entwickeln von Webseiten inklusive entsprechender Beratung. Aufgaben, die außerhalb der eigenen Kernkompetenzen liegen, also vor allem Konzeption, Gestaltung und Marketing von Webpräsenzen und Shopsystemen, überlassen die Oldenburger lieber ihren Partneragenturen.
Nach diesem Grundsatz arbeitete Vicotec auch bei seinem Kunden Zigarren-Bugge aus Villingen-Schwenningen. Der Zigarrenhändler besitzt in seinem Heimatort ein kleines Ladengeschäft und verschickt seine Ware deutschlandweit, wobei die Bestellungen über seinen Online-Shop eingehen. Vicotec übernahm die Programmierung und kümmerte sich um die Technik des neuen Shops. Für die gestalterischen Aufgaben war die Stuttgarter Agentur Brainson verantwortlich.
Stuttgarter Agentur übernahm Webdesign
Daniel Höldke, Geschäftsführer von Zigarren-Bugge, suchte selbst nach einem Dienstleister für die grafischen Arbeiten, nachdem er Vicotec für die technische Umsetzung angeheuert hatte.
Bei Schlund + Partner lässt Händler Höldke seine Seiten hosten. Er mietet dafür einen eigenen Windows-2000-Server im Rechenzentrum des Service-Providers und bezahlt dafür 399 Euro im Monat. Webhosting für Einsteiger bietet die Tochter der Karlsruher 1&1 Internet AG bereits ab neun Euro im Monat an. Dafür erhält der Kunde einen Platz auf einem Server, auf dem auch andere Unternehmen ihre Domains unterbringen. Einen eigenen Unix-Server gibt es ab 149 Euro Monatsgebühr.
Die Webserver stehen in Karlsruhe in einem Hochleistungs-Rechenzentrum, das über achtfach redundante Glasfaserkabel ans weltweite Netz angeschlossen ist. Einen schnellen Datentransfer zu jeder Zeit gewährleisten sieben Provider, darunter Tiscali, Mobilcom und Info-Net. Für die Wartung und Netzwerksicherheit sorgen die Mitarbeiter von Schlund + Partner. An jedem Eingang stehen zwei Firewalls, die Angriffe auf das Netzwerk abblocken. Da ausschließlich die Kunden Zugriff auf ihre Windows-2000-Maschinen besitzen, müssen sie sich selbst vor Angriffen auf Systemebene schützen. Bei allen anderen Hosting-Angeboten gewährleistet Schlund + Partner die entsprechende Sicherheit.
Alles in einem System
Schlund + Partner war auch indirekt an der Kontaktaufnahme von Vicotec und dem Zigarrenhändler Höldke beteiligt. Ein Unternehmensberater, den Vicotec-Inhaber Brendel über den Webhoster kennen gelernt hatte, gab ihm den Tipp, dass Höldke nach einem Dienstleister für seinen Shop sucht. Als Brendel in das Projekt einstieg, existierte der Internet-Laden bereits. Er lief auf einem Macintosh mit Filemaker-Datenbank. Zufrieden war Höldke damit aber nicht. Für Brendel brachten die Erfahrungen mit dem existierenden Shop den Vorteil, dass sein Kunde bereits wusste, worauf es bei dem Neubau des Systems ankam.
Vicotec zog verschiedene Standardsysteme in Betracht, doch so richtig gefallen wollte ihm allerdings keines. "Wir suchten nach einem Shop, der zwischen einem ganz großen und einem ganz kleinen liegt, aber einige Funktionen des großen bietet", sagt Brendel. Höldke war es vor allem wichtig, dass die Lösung auch betriebswirtschaftliche Features bietet, weil er seine kompletten unternehmerischen Aufgaben darüber abwickeln wollte. Deshalb programmierten die Spezialisten von Vicotec nach seinen Wünschen, ohne unnötige Features.
Neben dem Verkauf von Zigarren organisiert Höldke auch seine Marketingaktionen über das Internet. Er verwaltet mit der Software seine Kunden, seine Waren und sein Lager, automatisiert außerdem die Auftragsbearbeitung, wickelt darüber seine Steuerangelegenheiten ab und führt Statistiken.
Seine Kunden können nicht nur das gesamte Angebot an Zigarren und Accessoires online abrufen, sondern auch bestellen und ihren aktuellen Lieferstatus überprüfen. Daneben finden sie Informationen über die jeweilige Zigarre, deren Herstellung und die Anbaugebiete. Das Internet bietet dem Händler den Vorteil, sein Angebot jederzeit aktualisieren zu können. Die Versandabteilung des Online-Händlers befindet sich unter dem Dach des Ladengeschäfts "Tabak-Ecke" in Villingen-Schwenningen und beschäftigt derzeit vier Mitarbeiter.
Bei Zigarren sind zwei Lager Pflicht
Herausgefordert hat die Oldenburger Programmierer bei dem Projekt die auf Zigarren angepasste Lagerverwaltung. Wer in Deutschland Zigarren verkaufen will, benötigt zwei Lager: eins für die noch unversteuerten und ein weiteres für bereits versteuerte Zigarren. Daneben benötigt ein Händler dieser Tabakwaren Steuerzeichen unterschiedlicher Beträge, die er beim Finanzamt erwerben kann. Klebt er eines dieser Zeichen auf eine Zigarre, gilt sie als versteuert, und sie muss gleichzeitig vom so genannten Steuerlager in das reguläre Lager, in dem die versteuerte Ware lagert, gebucht werden.
Um die Wünsche und Anforderungen des Händlers zu erfüllen, benötigten die Programmierer von Vicotec rund vier Wochen. Im Durchschnitt waren zwei Personen an dem Projekt beteiligt. Sie arbeiteten hauptsächlich mit "Dreamweaver Ultradev", einem Entwicklungswerkzeug von Macromedia für den Aufbau von Webseiten und Webapplikationen. Daneben kamen Microsofts Entwicklungssprache Active Server Pages sowie HTML und Java Script zum Einsatz. Als Datenbank verwendete Vicotec Microsoft Access. Brendel entschied sich für diese Datenbank, da sie leicht aufzubauen sei, allerdings halte sie keinen hohen Belastungen stand, so Brendel. Deshalb planen die norddeutschen Dienstleister auf Microsoft SQL Server umzusteigen, sobald noch mehr Kunden dazukommen. Derzeit arbeitet Vicotec daran, das Shopsystem zu einem Standardprodukt umzubauen und es auch anderen Kunden anzubieten.
www.schlund.de
www.macromedia.com
www.brainson.de
ComputerPartner-Meinung:
Programmierer sind oft Technik- und Feature-verliebt. Sie entwickeln die kompliziertesten Funktionen, mit denen aber in der Realität kaum jemand etwas anfangen kann. Andererseits gibt es funktional hervorragende Shopsysteme, die aber meist für mehrere tausend Artikel ausgelegt und für den kleinen Online-Händler zu teuer sind. Selbst wenn er ein passendes Produkt für seinen Online-Shop findet, steht er immer noch vor der Frage, wie er seine kaufmännische Organisation daran anbinden soll. Vicotec hat gezeigt, dass es möglich ist, mit relativ wenig Aufwand ein System für kleine und mittelgroße Händler zu bauen, das sowohl den Shop als auch die buchhalterischen und organisatorischen Aufgaben abbildet. (ce)
Solution Snapshot
Kunde: Zigarren-Bugge, Rietenstraße 50, 78054 Villingen-Schwenningen; Ansprechpartner: Daniel Höldke, Tel: 07720 34447
www.zigarrenbugge.de
Problemstellung: Aufbau eines Internet-Shopsystems für Geschäftspartner und Endkunden. Über eine Browser-basierende Schnittstelle sollten sich alle administrativen Aufgaben wie Lagerverwaltung, Auftragsbearbeitung, Marketing oder Statistiken erledigen lassen. Abbildung der wesentlichen Geschäftsprozesse über die Online-Schnittstelle.
Lösung: Entwicklung einer Access-Datenbank, Programmierung in ASP (Active Server Pages), Java Script und HTML. Technik: "ServerExpert NT"-Angebot von Schlund + Partner, ausgestattet mit: Intel P4 mit 3.066 Megahertz, 1 Gigabyte Arbeitsspeicher, zwei 80-Gigabyte-IDE-Festplatten (Raid1 gespiegelt), inklusive Windows 2000 mit eigener IP-Adresse und dem Content-Management-System "CM4all Website Creator Pro"
Dienstleister: Vicotec Internet-Systeme, Bahnhofsplatz 1, 26122 Oldenburg,
Ansprechpartner: Thorsten Brendel, Tel: 0441 77925 00
www.vicotec.de
größte Herausforderung: Abbildung einer auf Zigarren und die entsprechenden steuerlichen Hintergründe angepassten Lagerverwaltung
länger in Anspruch genommen als vorausgesehen hat: Umsetzung der Benutzungsschnittstelle für den Endkundenbereich
Implementierungsdauer: vier Monate
aufgewendete Mannstunden (VAR): sechs Mannmonate
Gesamter Kostenumfang des Projekts: etwa 60.000 Euro
Service- und Wartungsverträge: VAR hat Pflege- und Weiterentwicklungsvertrag für Zigarren-Shop erhalten.
Benefit für Kunden: System ist Rechner- und Arbeitsplatz-unabhängig bedienbar, alle wichtigen Geschäftsprozesse sind in einer Anwendung integriert. Es gibt keine Medienbrüche.
Benefit für VAR: Entwicklung eines Standardproduktes ist angestrebt. Das System ist modular aufgebaut und lässt sich auf besondere Bedürfnisse von Kunden gut anpassen.