Von Langfingern und Panzerknackern

24.04.1998

KÖLN: Wer denkt, vergitterte Fenster schützen vor Einbruch, hat nicht mit der Fingerfertigkeit der Profis gerechnet. Ladendiebstahl und Einbruch sind die häufigsten Delikte, mit denen der Einzelhandel zu kämpfen hat. Und die Quote steigt.Nach einer Erhebung des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels sind 36 Prozent aller Einzelhandelsbetriebe während der letzten zwei Jahre Opfer eines Einbruchs geworden. Grund für den Anstieg der Delikte sind unter anderem die abgelegenen Gewerbegebiete. Sie sind am Abend und am Wochenende menschenleer und bieten die idealen Arbeitsbedingungen für Einbrecher.

Außerdem haben es die Täter auch nicht mehr nötig, Glas zu zerbrechen oder den Zylinder zu demolieren. Bei Brüchen werden 74 Prozent der Türen inzwischen aufgehebelt, nur noch bei 12 Prozent wird der Zylinder demoliert. Kein Wunder: Türen und Fenster sind mehr und mehr mit schwachen Schließblechen und Einpunktverriegelungen ausgestattet.

Doch der Einbruch ist laut der Erhebung nur das zweithäufigste Delikt, unter dem der Handel zu leiden hat. Meistens werden die Einzelhändler Opfer von Langfingern. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 677.542 Fälle angezeigt. Die Rate stieg damit um 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Schaden für den Einzelhandel beläuft sich pro Jahr auf rund 4,5 Milliarden Mark.

17 Prozent der erwischten Diebe sind mittlerweile 14 Jahre und jünger, weitere 14 Prozent sind zwischen 15 und 18 Jahre alt. Die Diebe begnügen sich nicht mehr nur mit einem Beutestück. Über 50 Prozent stehlen mindestens zwei Produkte. 23 Prozent der Langfinger schleusen sogar mehr als drei Artikel an der Kasse vorbei. Die gestohlene Ware taucht oft für ein Drittel des Originalpreises wieder auf Trödelmärkten oder in Kiosken auf. (gn)

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