Vorboten der Marktbereinigung

15.11.2001

Am Freitag, den 9. November zogen die Preise für Arbeitsspeicher um bis zu 25 Prozent an. Das betraf sowohl proprietäre wie Standardmodule, Markenspeicher wie OEM Ware. Dieser Trend setzte sich zu Wochenbeginn in abgeschwächter Form fort. Anlass für die Preiskorrektur in Richtung eines betriebswirtschaftlich verantwortlichen Preisniveaus war der Entschluss des koreanischen Speicherherstellers Hynix, 20 Prozent mehr für seine Chips zu verlangen. Damit verabschiedet sich das aus Hyundai Electronics hervorgegangene Unternehmen von seiner Tiefstpreispolitik. Man hatte bis dato versucht, durch Zugewinn von Marktanteilen eine bessere Produktionsauslastung zu erzielen und so der drückenden Schuldenlast Herr zu werden. Dies war seit einer seitens der Mitbewerber äußerst kritisch bewerteten Um- und Endschuldungsaktion zu Monatsbeginn nicht mehr notwendig. Das größtenteils staatlich kontrollierte Bankenkonsortium, das hinter Hynix steht, beschloss, einen Großteil der Schulden in Aktienanteile zu wandeln und Hynix zudem mit einer höheren Kreditlinie auszustatten.

Da derzeit jeder Hersteller mit jedem ausgelieferten Modul einen Verlust in DM-Höhe einfährt, beschloss man in Korea, durch eine Preiserhöhung die Verluste pro Modul zu verringern und zu riskieren, dass die verkauften Stückzahlen leicht abnehmen. Richtiger Weise vertraute man darauf, dass die Konkurrenz, trotz heftiger verbaler Attacken zum Thema illegale staatliche Subventionen, die Chance für eigene Preisanhebungen nicht ungenutzt verstreichen ließ.

Auch alle anderen Hersteller sind dabei, sich gute Ausgangspositionen für das Jahr 2002 zu sichern. Während man bei Micron/Crucial und Samsung noch immer auf das Ausscheiden eines der Mitbewerber spekuliert und von dem Speckgürtel der guten Jahre 99/00 zehrt, verdichten sich die Anzeichen für Allianzen oder sogar Fusionen bei der Gruppe der mittelgroßen Anbieter. Besonders die taiwanischen Firmen Winbond, Nanja und Mosel Vitelic suchen derzeit händeringend nach Partnern in den USA oder Europa. Dabei fällt naturgemäß auch immer wieder der Name Infineon. Derzeit werden die Münchener mit der Halbleitersparte von Toshiba, aber auch mit Mosel Vitelic, mit denen schon ein Joint-Venture besteht, in Verbindung gebracht. Bei so viel Rauch ist anzunehmen, dass auch irgendwo ein Feuer ist.

Mögliche Kooperationen in Verbindung mit reduzierten Produktionsmengen, könnten die dringend notwendige Preiskorrektur einläuten. Ein weiterer Schritt in diese Richtung ist das Senken der Produktionskosten durch Miniaturisierung der Chips. Wie bei Prozessoren ist auch bei den Speicherchips 0,18µm nicht mehr State of the Art. Je nach Kapital und Know-how sind alle Hersteller dabei, auf Verfahren mit 0,15- bis 0,13-µm-Technologie umzustellen. Dadurch lässt sich die Ausbeute pro Wafer, also aus jeder Siliziumscheibe um bis zu 50 Prozent steigern. Auch eine geringfügig höhere Ausschussrate durch die aufwendigeren Verfahren lässt sich so leicht verschmerzen.

Für die Hersteller, aber auch für Distributoren und Fachhändler wäre ein weiteres Anziehen der Modulpreise wünschenswert. Die extrem niedrigen Speicherpreise drohen die bisher angenommene jährliche Verdopplung der Arbeitsspeichermenge in PCs und Servern um ein Jahr vorzuziehen. Der Kunde, der heute 512 MB anstatt 256 MB in seinen Rechner einbaut, wird in einem Jahr noch ausreichend Kapazität für seine Anwendungen besitzen. Solange der Handel gezwungen ist, über Stückzahlen auf die notwendigen Umsätze zu kommen, sägt er an dem Ast, auf dem er morgen noch sitzen möchte.

Auch sollte niemand versuchen mit Arbeitsspeicher zu spekulieren. Schon ein Anbieter, der über günstigere Preise versucht, noch ein paar Pünktchen Marktanteil zu gewinnen, könnte die gerade anziehenden Preise wieder in den Keller drücken. Zumal mit der nächsten Generation der DDR-SDRAM- und Rambus-Module die Nachfrage nach heutigen Technologien drastisch zurückgehen wird.

Sobald Intel und Jedec, der Dachverband der Halbleiterhersteller, sich auf die Spezifikation für PC333, auch als PC2700 bezeichnet, einigen, werden alle Produzenten auf die neue Taktrate umschwenken. Die passenden Chipsätze und Mainboards werden spätestens zu Jahresbeginn 2002 in Stückzahlen verfügbar sein. Es ist zu erwarten, dass die derzeitigen PC133- und PC266-Speicher dann noch schneller als ihre kleinen Verwandten PC100 und PC200 in dem Segment der Speicheraufrüstung verschwinden. Zumal mit DDR II/PC400 2002 schon der nächste große Schritt bei der Speichertechnik bevorsteht. Da auch Rambus mit dem PC1024 schnellere Module vorbereitet, kann von einem Horten von Speichermodulen nur abgeraten werden.

Die nächsten acht Monate werden einiges an Bewegung bei den Anbietern von Arbeitsspeichern sehen. Nicht nur bei den Herstellern, sondern auch bei den Anbietern von Spezial- und Standardspeichern wird die Liste der Mitspieler Mitte nächsten Jahres kürzer sein als heute. Mit Camintonn/GB erwischte es vor kurzem die Europazentrale eines der renommiertesten amerikanischen Anbieter für Workstation-Aufrüstungen. Dort hatte man zu spät auf die Bedrohung des Workstationmarktes durch die Kombination PC/Server reagiert. Auch hierzulande gibt es Verschiebungen in den Anforderungen des Marktes. Die sich schließende Preisschere zwischen Markenmodulen und OEM-Ware hat den Qualitätsanspruch auch im Value-Segment nach oben gedrückt. Um in diesem von vielen grauen und schwarzen Schafen bevölkerten Gebiet zur notwendigen Sicherheit bei der Qualität beizutragen, wird Memorysolution demnächst einen A-Brand unter den OEM-Produkte im Angebot haben, der neben den gewohnten zehn Jahren Garantie auch ein exzellentes Qualitäts-Preis-Verhältnis bieten wird. Nachdem der Preisvorteil von Noname-Produkten die zusätzlichen Kosten für Installation und Wartung nicht länger rechtfertigt, ist es notwendig, dem Fachhandel ein zuverlässiges Produkt anzubieten, um ohne Probleme und Reklamationen seine Aufträge erfüllen zu können.

Edmund Dägele, Geschäftsführer Memorysolution Deutschland

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