Warum die Ludwigsburger scheitern mußten

11.05.1998

Eine beliebige Überschriftensammlung aus ComputerPartner der Jahrgänge 1996 bis 1998 zeigt: Der in Konkurs gegangene PC-Filialist Schadt sorgte oft genug für Schlagzeilen. Als Wackelkandidat. Zwei Beispiele: "Gerüchte um Schadt: Steckt der Computerhändler in der Krise?" (CP 9/97) und "Schadt dementiert erneut Pleite-Gerüchte" (CP 19/97).Sucht man nach den Gründen für solche Negativresonanz, wird man schnell fündig. In dreifacher Hinsicht. Zum einen kaufte sich Schadt für spottbilliges Geld zirka 60 Filialen von Autoradiohändler Asscarfi und PC-Anbieter Escom zusammen. Davon versprach er sich flächendeckende Präsenz im PC-Consumermarkt. Zum zweiten schielte Schadt nach dem Systemhausgeschäft. "Proline Business GmbH" titelte Geschäftsführer Jürgen Schadt optimistisch, als er sich mittelständische Unternehmen und sogar Großkunden geneigt machen wollte. Zum dritten wollten die Ludwigsburger PC-Aktivisten auch in der beliebten Hackordnung "PC-Marktanteile in Deutschland" ganz oben angeführt werden. So stand Schadt Großdiscountern wie Media-Markt oder Neudiscountern wie Aldi in nichts nach und warf seine PCs zu Dumpingpreisen allen Schnäppchenjägern hinterher.

Klar ist, daß diese Strategie ein Schadt-spezifisches Dilemma widerspiegelt: Der Filialist wollte in allen Ligen des PC-Handels mitspielen, ungeachtet ihrer höchst unterschiedlichen Anforderungen. Und vielleicht ist damit auch das Scheitern von Schadt schon erklärt: Wer überall mitspielen zu können glaubt, hat den PC-Markt nicht gründlich genug analysiert. Da er sein Gehirn nur mit vagen Profitideen gefüttert hat, ging er mitsamt seinen Mitarbeitern an der Wirklichkeit des deutschen PC-Handels zugrunde. Wie Escom oder jüngst Apple-Händler Systematics.

Aber genau so gut könnte auch sein: Mittelständler Schadt mußte so oder so am deutschen PC-Markt scheitern. An einem Markt, in dem seit Jahren zwar sogenannte No-Names das Privatkunden-Geschäft bestimmen, da kein namhafter PC-Hersteller die Vorzüge seiner Hardware glaubhaft machen kann, in den aber auch jeder - branchenfremd oder nicht - jeden Tag über den Preis eintreten kann, weil die verbürgte Qualität von PCs der von Waschmitteln in nichts nachsteht. An einem Markt, in dem kein Kunde mehr einen Pfennig auf die Herstellerkampagnen gibt, weil noch jeder PC schneller veraltete, als die Druckfarben der Werbeprospekte trocknen. An einem Markt, in dem die Kunden den naheliegendsten Schluß längst gezogen haben: Was wir kaufen, ist am Morgen nach dem Kauf wenig bis nichts wert. Also zahlen wir dafür so wenig wie möglich.

So schließen wir: Schadt scheiterte an einem Markt, in dem der Preis alles bedeutet. Und er scheiterte daran, daß er in diesem Markt alles wollte.

Wolfgang Leierseder

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